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Museumserweiterung in KölnCorboud-Witwe fordert Taten statt Tränen

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Gedenkfeier Corboud im WRM

Peter Jungen, Marisol Corboud und Henriette Reker im Stif­ter­saal des Wallraf.

Köln – "Der Tränen sind genug geweint, lasst Taten folgen." Marisol Corboud appellierte  im Stiftersaal des Wallraf an jene Zusage, die Köln ihrem am 5. März mit 91 Jahren gestorbenen Mann Gérard mehrfach gemacht hatte. Diese Museumserweiterung "ist seit 16 Jahren ein Versprechen geblieben, das muss sich ändern".

Die Witwe dankte freilich auch für die Gedenkfeier, die Stadt und Stifterrat ausrichteten und die neben der Familie des Mäzens auch die Spitzen der lokalen Politik und Kultur versammelte.

Das Museum vermisst einen Mitstreiter

Die gebürtige Kölnerin erinnert sich ans erste impressionistische Bild, das sie mit ihrem Mann in einer Lausanner Galerie kaufte. Guillaumins "Le Puy Bariou" begründete 1986 die schnell wachsende Kollektion. Dass diese 2001 mit mehr als 170 Gemälden als ewige Dauerleihgabe nach Köln kam, sei vor allem dem damaligen (gestern vermissten) Wallraf-Direktor Rainer Budde zu verdanken gewesen, dem die Präsidentin der Fondation Corboud in ihrer noblen Rede dankte.

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"Das Museum hat einen Mitstreiter verloren", sagte der amtierende Leiter Marcus Dekiert und fügte hinzu: "Wir vermissen Gérard Corboud sehr." Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte "die unschätzbare Gabe, die das Wallraf auf dem Gebiet des Impressionismus und Post-Impressionismus in die Spitzengruppe der deutschen Museen" katapultiert habe.

Reker verspricht Einsatz

Sie erwähnte ein festliches Essen, bei dem ihr Corboud als Tischherr gerade nicht den Verzögerungsmarathon des Erweiterungsbaus vorhielt, sondern ihr davon abriet, "zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten zu wollen". Die OB bedauerte, dass es nicht gelungen sei, den Bau "zu seinen Lebzeiten zu errichten". Doch wolle sie "mit aller Kraft und allem Einsatz dieses für die Stadt so wichtige Projekt fortsetzen - und ich bin sicher, wir werden es zu einem guten Ende bringen".

Der Stifterrats-Vorsitzende Peter Jungen hofft, "dass dies für die gesamte Stadtverwaltung gilt". In der schärfsten Rede der Feier bekräftigte er die Hilfe seines Gremiums, erinnerte aber daran, wie die Bauverzögerungen Corboud zermürbten. Der hatte zumindest zum 90. Geburtstag (18. Mai 2015) auf die Grundsteinlegung gehofft.

"Will mir die Stadt Sand in die Augen streuen?", habe der "Schweizer Kölner" vor der Ablehnung der Ehrenbürgerwürde gefragt. Jungen: "Diese Stadt muss lernen, mit Geschenken umzugehen, sie zu schätzen, zu hegen und zu pflegen." Köln habe "einen seiner Großen verloren" - und seine Pflichten gegenüber Corboud (etwa stets mindestens ein Drittel der Werke zu zeigen) nie erfüllt. Wie schon bei Ferdinand Franz Wallraf. "Doch ohne solche Stifter hätte Köln kein einziges Kunstmuseum - die Stadt wäre nicht ärmer, sondern arm".

Wie reich das Haus dank Corboud ist, hatte Sammlungskuratorin Barbara Schaefer erläutert. Am Beispiel von Claude Monets nebelverhangenen "Häusern von Falaise" und Maximilien Luces pointillistischer "Notre Dame" maß sie die Spannweite der Kollektion aus.

Die enthält neben Werken früh anerkannter Größen wie Courbet, Bonnard und Pissarro auch markante Gemälde von Berthe Morisot und Gustave Caillebotte. "Man sah gewissermaßen eine Familie wachsen", blickt Schaefer aufs Entstehen der Sammlung zurück. Die persönlichsten Worte der musikalisch gerahmten Feier fand Patricia Corboud, eine Tochter des Verstorbenen. "Er liebte dicke Maiglöckchensträuße zum Geburtstag, seinen Garten mit dem unwirklich schönen Blick auf die Alpen", festliche Runden, lebhafte Debatten, riskante Wetten, Flirts und laute Musik. Er hasste bürokratische Bedenken und mochte "Tanzen mit Grandezza und Stil. Er war impressionistisch - eine eindrückliche Persönlichkeit, die uns allen fehlen wird". Und der Köln noch etwas schuldet.

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