Robert Redford wird 80Der Fluch des romantischen Helden

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Robert Redford ist 80 Jahre alt - sieht man ihm das an?

"Es ist ein Pakt mit dem Teufel: Er wird immer 30, blond und perfekt sein", sagte der Regisseur Sydney Pollack über Robert Redford. Wenn der Star morgen 80 Jahre alt wird, hat er den "Fluch" des blendenden Aussehens zwar weitgehend abgeschüttelt. Doch im kollektiven Filmgedächtnis bleibt der blauäugige Beau als romantischer Frauenflüsterer haften.

Daran hat Pollack erheblichen Anteil, weil er den Mann aus Santa Monica gleich mehrfach als tragisch umwölkte Sehnsuchtsfigur inszenierte: In "Jenseits von Afrika" brach er das Herz von Tania Blixen (Meryl Streep), während mit Barbra Streisand nur der wehmütige Rückblick auf glückliche Jahre ("So wie wir waren") blieb. Und natürlich endeten auch die Affären mit Lena Olin in "Havanna" sowie mit Jane Fonda im nur noch halb so wilden Westen ("Der elektrische Reiter") als zartbittere Entsagungsmelodramen.

Der andere Redford

Kein Zweifel, der Schauspieler, der ursprünglich Maler werden wollte, nutzt die große Leinwand durchaus im Sinn der Traumfabrik. Doch es gibt ja neben dem attraktiven Hasardeur noch den anderen Redford: den Öko-Aktivisten und Starallüren-Verweigerer, der jenseits von Hollywood, in Utah, mit seinem Sundance Festival das unabhängige Kino feiert.

Okö Redford

Redford forderte ein Umdenken der Energie-Politik der USA.

Und hinter der Kamera geht er jene Risiken ein, die er davor allzu oft mied. Schon sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" (1980) bekam fünf Golden Globes und vier Oscars, weil es als ebenso unglamouröse wie schonungslos präzise Psychostudie überzeugte. Ebenso meisterhaft: sein herb-poetisches Fliegenfischerdrama "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" mit Brad Pitt. Seither enttarnte der Regisseur am liebsten die Strippenzieher hinter fadenscheinigen Polit-Kulissen ("Von Löwen und Lämmern", "Die Lincoln-Verschwörung"). Wobei ihm in diesem Genre auch vor der Kamera eine seiner besten Leistungen glückte: Wie er mit Dustin Hoffman den Watergate-Sumpf trocken legte ("Die Unbestechlichen"), hat wohl bei vielen den Berufswunsch Reporter geweckt.

Facettenreich

Redford kann sehr komisch sein (in "Butch Cassidy und Sundance Kid" sowie "Der Clou", beide neben Paul Newman), er verkörperte glaubhaft eingeschneite Einsiedler ("Jeremiah Johnson") oder sportive Naturburschen ("Der Unbeugsame"). Dabei erinnerte er an seine athletischen Anfänge als Baseball-Stipendiat, die jäh endeten, als er nach dem Tod seiner Mutter jeden Ehrgeiz im Alkohol ertränkte.

Es gibt sie also, die dunklen Seiten, die er seinem Leinwandcharakter allerdings konsequent vorenthält. "Der große Gatsby" etwa zeigt eher Zahnpastalächeln und Weichzeichner-Tragik als innere Abgründe. Und wenn er als Milliardär in Adrian Lynes Film "Ein unmoralisches Angebot" die Liebesnacht mit Demi Moore kauft, darf er im sentimental-verlogenen Happy End reumütig ins Lager der Kavaliere zurückkehren.

Im Jahr 2002 würdigte die Academy den Schauspieler mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk, ließ freilich elf Jahre später seine beste mimische Leistung unbelohnt. In J.C. Chandors "All is lost" spielt er er einen scheinbar chancenlos schiffbrüchigen Segler, der eigentlich alles richtig macht. Doch man merkt ihm die schwindenden Kräfte, vor allem aber die langsam einsickernde Verzweiflung an. Vielleicht wollten ihn die Oscar-Gewaltigen so nicht sehen. Denn unabhängig von seinem erlösenden oder fatalen Ausgang war dies ein Film über das Sterben: über das immer drastischere Schrumpfen der Optionen, auch über die begrenzten Reserven eines fast 80-jährigen Körpers.

Doch Robert Redford, der mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars verheiratet ist, macht unverdrossen weiter: Ab 25. August sieht man ihn als Märchenerzähler in "Elliot, der Drache". Und 2017 kommt er in "The Discovery" dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur.

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