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Rock im Rhein-Energie-StadionQueen und 25.000 Fans trotzen Regen und Gewitter

Lesezeit 3 Minuten
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Queen + Adam Lambert in Köln.

Köln – Ein Königreich für einen Schirm! Und möglichst einen, der ihn trägt. Queen konnten diese Hilfestellung bei ihrem einzigen Deutschlandkonzert im nur halb gefüllten Kölner RheinEnergie-Stadion wirklich gut gebrauchen.

Donnergrollen und Dauerregen versuchten, der Band einen eigenen Rhythmus aufzuzwingen, der jedoch angesichts des Bombast-Rocks und der großen Hymnen keine Chance hatte. Mit dem Wetter wird man schon fertig. Mit der eigenen Vergangenheit dagegen ist das eine andere Sache.

Adam Lambert beeindruckt mit Stimmgewalt

Vor allem Frontmann Adam Lambert steht im Schatten von Freddie Mercury, der auch 25 Jahre nach seinem tragischen Tod die Geschicke von Queen bestimmt. Ihm gilt es, gerecht zu werden – und Lambert meistert diese Aufgabe in weiten Teilen souverän. Der 34-Jährige gibt den schillernden Liebhaber großer Gesten mit beeindruckender Stimmgewalt, der sich durchaus seinem großen Vorbild annähert, ohne Mercury komplett zu kopieren, das Stadion rockend und lachend zwischen den vom Himmel fallenden Tropfen hindurch tanzend.

Eine großartige Performance, keine Frage. „I Want To Break Free“ läutet nach ein paar nicht ganz so bekannten Songs zu Beginn (unter anderem „Seven Seas of Rhye“ und „Stone Cold Crazy“, die leider auch mit viel zu dumpfem Sound daherkommen),die Phase mit den Superhits ein, in denen Lambert so richtig strahlen kann.

Lambert, Gitarrist Brian May und der sich mit seinem Sohn Rufus abwechselnde Roger Taylor nutzen die Zeit zum Aufwärmen. Insbesondere „Don't Stop Me Know“ präsentiert Lambert mit bewundernswerter Brillanz, ist energiegeladen, präzise, stark. Doch je populärer die Titel werden, um so mehr erwacht auch die Erinnerung an Mercury, befeuert weniger durch das Publikum, das Lambert frenetisch feiert, als vielmehr durch die Band.

Im Schatten von Freddie Mercury

Zunehmend erweisen sich etwa die Gesten Lamberts, dessen Musicalhintergrund deutlich erkennbar ist, als gekünstelte, mitunter allzu lässige Reminiszenzen an einen Musiker mit einzigartiger Ausstrahlung, mit dem auch der Beste nicht mithalten kann. Und als schließlich bei „Bohemian Rhapsody“ Freddie überlebensgroß auf der Videowand erscheint, ist ohnehin klar, wer für alle Zeiten Queen sein wird. Und wer austauschbar ist.

Es ist nicht wirklich fair gegenüber Adam Lambert, der – man kann es nicht oft genug betonen – einen wirklich starken Auftritt hinlegt und vor allem gesanglich einen Höhepunkt an den nächsten setzt. Brian May offenbart dagegen leichte (und bei der breiig krachenden Eigenkomposition „Last Horizon“ auch mal größere) Schwächen, ist in den Soli nicht mehr ganz so frisch und punktgenau wie früher, gleicht dies aber mit ungebrochener Leidenschaft aus. Schön dafür seine Akustik-Version von „Love Of My Life“, ganz dezent gespielt und mit dem Publikum gesungen.

Auch Roger Taylor lässt es sich übrigens nicht nehmen, ein paar Minuten im Regen zu stehen, präsentiert „These Are The Days Of Our Lives“ und zeigt in einem anschließenden Drum Battle mit seinem Filius, wo der Hammer hängt. Selbst wenn er sich dabei nass machen muss, bis Adam Lambert schließlich bei „Under Pressure“ mit einem roten Regenschirm zur Rettung eilt. Eine schöne Geste. Und eine, die – neben vielen anderen – durchaus ein Königreich wert ist.

Zumindest symbolisch gelingt dies irgendwann doch: Zum Abschluss, bei „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“, trägt Lambert schließlich auch die obligatorische Krone. Immerhin.

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