Werke Kölner KulturschaffenderUnaufdringliche Heimatgefühle

Lesezeit 4 Minuten

Köln – Kölner Kultur von munter bis anspruchsvoll: Bücher, Hörspiele und CDs.:

Irmgard Keun: "Mädchen mit dem die Kinder nicht verkehren durften"

Gibt es eine weibliche Form des Wortes Tunichtgut? Das namenlose "Mädchen mit dem die Kinder nicht verkehren durften" stellt auf jeden Fall in Köln in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg eine ganze Menge Unsinn an und damit ihre männlichen Spielkameraden oft in den Schatten. Bei Kiepenheuer & Witsch erschien Irmgard Keuns Gegenentwurf zu Nesthäkchen und Co. jetzt wieder als Buch.

Keun

Ein Hörbuch nach Irmgard Keun

Aber das Hörbuch (bei DAV) ist noch einmal ein ganz besonderes Vergnügen, Jodie Ahlborns Stimme ist einfach wunderbar rotzig-trotzig. Und die eingestreuten Beschreibungen bekannter Orte, wie etwas des Hotel Excelsior, schaffen ein unaufdringliches Heimat-Wohlgefühl. (HLL)

"Nussknacker"-Aufnahme des Gürzenich Orchesters

Seit 2009 ist Dmitrij Kitajenko Ehrendirigent des Gürzenich-Orchesters . Die Zusammenarbeit ist so reichhaltig wie fruchtbar. Die Gesamteinspielungen der Sinfonien von Schostakowitsch, Prokofjew und Rachmaninow haben allgemeine Begeisterung ausgelöst.

Passend zum mittlerweile 30. Jahr dieser produktiven Liebesbeziehung ist jetzt die 30. CD des Orchesters (bei Oehms Classics) unter Kitajenkos Leitung erschienen. Und auch da geht es russisch zu: Tschaikowskys "Nussknacker" passt thematisch ganz vorzüglich zur Jahreszeit, und wer zu dieser klangschönen Einspielung greift, tut keinen Fehlgriff.

Russischer Winterzauber à la Tschaikowsky liegt auch über der zweiten Komposition, die auf dieser CD zu finden ist. Igor Strawinsky hat sich in seinem "Kuss der Fee" 1928 musikalisch vor diesem in dessen 35. Todesjahr verneigt. Das vergleichsweise selten aufgeführte Divertimento aus Strawinskys Ballett rundet das Repertoire ab. Diese CD hat das Zeug zum Klassiker. (jz)

Ulrike Anna Bleier: "Schwimmerbecken" 

Wer hat die kleine Katze getötet? Eigentlich verbot der Vater den Zwillingen Luise und Ludwig eine Katze mit auf den Hof zu bringen. Trotzdem beobachtet Luise durch Zufall, dass er dem Tier eine Schale Milch hinstellt. Eine kleine Katastrophe, die in Ulrike Anna Bleiers Roman "Schwimmerbecken" (Edition Lichtung) aber tief unter die Haut geht, weil sie den Blick in einen Abgrund eröffnet. Zwei Schulmädchen springen vom Kirchturm und eine Familie wird bei einem Autounfall ausgelöscht. Ereignisse, die ohne große Dramatik von Luise, der Erzählerin, die als Schwimmlehrerin jobbt, berichtet werden. Ausgangspunkt ist die Rückkehr ihres verschwundenen Bruders, der seither nur noch unverständlich spricht.

Bleier

Der neue Roman von Ulrike Anna Bleier

Um zu verstehen, was in ihm vorgeht, beginnt Luise im familiären Umkreis des Dorfes Nachforschungen anzustellen.Die in Köln lebende Ulrike Anna Bleier kehrt mit diesem Roman ins Umfeld ihrer Geburtsstadt Regensburg zurück. Das stockende Erzählen der Dörfler, deren Sprache zunächst auf der Stelle zu treten scheint, um dann plötzlich Tempo aufzunehmen, bestimmt den Rhythmus. Kleinteilig werden Episoden aneinandergelegt und erweitern Schritt um Schritt den Radius der Dorfwelt. Geschickt ist der Roman aufgebaut, man kann überall beginnen und dennoch enthält er eine verdeckte Dramaturgie, mit der Ulrike Anna Bleier ihre Leser belohnt. Der leicht melancholische Unterton ihrer Erzählung ist fein abgestimmt auf die Episoden des Dorfleben. So dass man ein welthaltiges Stück Literatur vor sich hat, dessen Geheimnissen man gerne folgt. Am 19. Januar stellt Bleier ihr Buch im Literaturhaus vor. (TL)

Eine US-amerikanische Erfolgsoperette

Sigmund Romberg (1887-1964) hat sehr viele Musicals, aber auch Operetten komponiert. Eine der bekanntesten, "The Student Prince" hat John Mauceri mit dem Funkhausorchester und dem Rundfunkchor des WDR vor ein paar Jahren mit großem Erfolg in der Philharmonie konzertant aufgeführt.

Hörspielen

Eine US-amerikanische Erfolgsoperette

Nun gibt es die CD-Fassung (seinerzeit über mehrere Tage nebenan im Funkhaus aufgenommen), und sie transportiert die Spielfreude und die Sangeslust des Ensembles um das Liebespaar Kathie und Karl-Franz, dem Anja Petersen und Dominik Wortig ihre Stimmen mehr als nur leihen. Selbst wer nicht so ganz auf amerikanische Operettenseligkeit steht, lässt sich vom Schmackes, mit dem Mauceri hier den Dirigierstab führt, gerne anstecken. (HLL)

Eine Box mit Hörspielen aus sieben Jahrzehnten

Was für Schätze im Archiv des WDR schlummern, zeigt sich mit der üppigen, von Wolfgang Schiffer und Michael Serrer editierten Box "Bilanz" (Lilienfeld Verlag). Auf zehn CDs werden - mit Unterstützung der Kunststiftung NRW - insgesamt 13 Beispiele der "Hörspielkunst" aus den Jahren zwischen 1958 und 2013 präsentiert.

Die Texte stammen dabei von Heinrich Böll (das titelgebende "Bilanz"), Dieter Wellershoff ("Das Schreien der Katze im Sack", Jürgen Becker ("Bahnhof am Meer") oder auch Mariana Leky ("Der Aufzug"). Maurizio Kagel ist mit "Die Eroberung Amerikas" vertreten. Und es gibt ein Wiederhören mit bekannten Stimme, darunter Martin Benrath, Ernst Jacobi, Brigitte Horney, Nicole Heesters, Hansjörg Felmy, Hans Paetsch und Martin Held. Eine Hommage an eine Gattung, die heute fast im Schatten steht. (HLL)

Rundschau abonnieren