KuriosumZwei Bahnhöfe für Hoffnungsthal

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Bauarbeiter am Bahnhof: Das stattliche Gebäude muss die Eisenbahngründerväter beeindruckt haben. (Fotos: Geschichtsverein Rösrath)

Bauarbeiter am Bahnhof: Das stattliche Gebäude muss die Eisenbahngründerväter beeindruckt haben. (Fotos: Geschichtsverein Rösrath)

HOFFNUNGSTHAL / HONRATH – Der Bahnhof, gebaut als Doppelgiebel-Gebäude, war eine der Errungenschaften, die dem Tunneldurchstich vom Sülz- ins Aggertal zu verdanken sind. Auf der anderen Tunnel-Seite entstand zeitgleich der Bahnhof Honrath, im Unterschied zu Hoffnungsthal fast unscheinbar an den Gleisen gelegen.

Heute ist der Hoffnungsthaler Bahnhof verkauft. Statt Bahnhof heißt das Gebäude seit zwei Jahren „Altes Stellwerk“, eine Szenekneipe, die allerdings derzeit geschlossen ist. Am Haus selbst erinnern nur noch die großen, schwarzen Buchstaben „Bahnhof Hoffnungsthal“ an die einstige Ära. Die Lettern sind an der Kopfseite angebracht, zu den Gleisen hin, und gut zu erkennen.

Seit einem Umbau vor einigen Jahren müssen die Reisenden in Hoffnungsthal, egal ob sie nach Köln oder Gummersbach wollen, durch eine Treppen-Unterführung zu den Gleisen, für Rollifahrer, Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen eine Zumutung. Von der historischen Bahnsteigkante sind nur noch Reste zu erkennen, in jede Richtung regelt ein ferngesteuertes Signal die Ein- und Ausfahrt. Eisenbahnromantik sieht anders aus. Ab und an wird der Haltepunkt zum Passieren verspäteter Züge auf der eingleisigen Strecke genutzt, Regel-Treff der Züge ist Rösrath.

Nur wer genau hinsieht, wird sich über die Breite der Eisenbahnbrücke über die Lüghauser Straße wundern. Sie ist ausgelegt auf eine zweite Strecke. Und die gab es früher tatsächlich: In Hoffnungsthal verkehrten auch die Züge der Strecke, die von Bensberg aus durch den Königsforst verlief, Rösrath passierte und über Hoffnungsthal Immekeppel, Hommerich und Lindlar ansteuerte. Der neue Bahnhof von 1910 wurde als südlicher Bahnhof bezeichnet, der in der heutigen Rotdornallee gelegene Haltepunkt als nördlicher Bahnhof. Hoffnungsthal-Nord ist untergegangen mit der Streckenstilllegung in den 1950er Jahren. Dabei war er der deutlich ältere: Schon 1891 ging diese Strecke in Betrieb. Neben der breiten Brücke sind es vor allem die Parktaschen an der Rotdornallee, die an die zweite Bahn erinnern: Wo heute geparkt wird, schnauften früher die Loks. Die Rotdornallee von der Einmündung in die Hauptstraße in Vierkotten bis zum Veurneplatz war die historische Trasse Richtung Untereschbach. Die Kindertagesstätte „Purzelbaum“, sie liegt an der Rotdornallee, hat ihr Gebäude deshalb bewusst in der Optik einer Dampflokomotive gehalten (Architekt Bernd Oxen). Ungefähr an der Stelle des heutigen Kindergarten-Gebäudes befand sich einst der Nord-Bahnhof.

Bahnhof Honrath liegt in Jexmühle

Von Hoffnungsthal nach Honrath sind es 4,4 Kilometer durchs Tal und durch den Berg (Streckenkilometer 16,0 bis 20,4), Fahrzeit fünf Minuten. 1940 waren es laut Kursbuch sieben. Wer mit dem Auto fährt, braucht über Hofferhof und Stöcken etwa 6,5 Kilometer. Wobei schnell deutlich wird: Der Bahnhof Honrath ist ein Kuriosum, weil er gar nicht in Honrath, sondern in Jexmühle liegt.

Heutzutage kann man das weiß gestrichene Gebäude mit seinen kleinen Fenstern fast übersehen, es duckt sich neben die Gleise. Die Bahn hat ihr Eigentum schon vor langem verkauft, heute wird das Gebäude zu Wohnzwecken genutzt. Etwa 600 Meter hinter dem Ortsausgang Honrath, nach ein paar Serpentinen der Landstraße, kommt der Weiler Jexmühle in Sicht und mit ihm der Bahnhof. Die Honrather hatten also früher einen Fußmarsch zu machen, wenn sie zum Zug wollten.

Honrath selbst lag offenbar verkehrstechnisch zu ungünstig, um den Gleisanschluss direkt in den Ort zu legen. Und Jexmühle ist heute wie damals ein verschlafenes Nest mit ein paar wenigen Häusern. Morgens und abends wird es allerdings lebendig, dann kommen die Honrather und die Lohmarer, die nach Köln zur Arbeit müssen. Der Park & Ride-Platz ist immer gut ausgelastet und auch längs der Landstraße wird fleißig geparkt. Der Bahnsteig ist schmal, dafür aber etwa 400 Meter lang und bietet den typischen „Charme“ eines Haltepunktes der Deutschen Bahn.

Früher hatten die Lohmarer außer in Honrath Bahnanschluss in ihrem Hauptort Lohmar selbst, in Bachermühle, in Donrath und in Wahlscheid, alles Bahnhöfe der Aggertalstrecke. Heute ist nur noch Honrath als Anschluss an die Eisenbahnwelt vorhanden. Aber immerhin 35 Mal täglich in jede Richtung.

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