Küchenmaschine im TestAldis Antwort auf den Thermomix – was kann das Gerät vom Discounter?

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Der Thermomix von Vorwerk gibt nicht nur vor, ein Alleskönner zu sein, er ist in den letzten Jahren zum richtigen Statussymbol avanciert.

Der Thermomix von Vorwerk gibt nicht nur vor, ein Alleskönner zu sein, er ist in den letzten Jahren zum richtigen Statussymbol avanciert.

Köln – Jawoll, ich habe eine ergattert! Mich um zehn vor acht vor den Aldi gestellt und eine „Küchenmaschine mit Kochfunktion“ abgegriffen. Sogar ganz ohne Stress und Prügeleien, im Gegensatz zu den Ausschreitungen in Süddeutschland. In der Filiale in Frechen wollte zum morgendlichen Verkaufsstart außer mir nur ein weiteres Paar die Maschine der Aldi-Eigenmarke „Studio“ haben.

Fünf Geräte im Karton standen um acht Uhr im Laden. Der Preis: 199 Euro, so viel habe ich bei einem Discounter noch nie bezahlt. Trotzdem rein preislich ein Schnäppchen gegenüber dem Original, dem Thermomix von Vorwerk, der rund 1100 Euro kostet und dem die Aldi-Maschine ganz klar nachempfunden ist. Doch was taugt der „Thermomix für Kassenpatienten“, wie das Küchenutensil im Internet bezeichnet wird?

Der erste Eindruck

Der Karton ist riesig, gefühlte fünf Kilo schwer, und nimmt ein Drittel meiner Arbeitsplatte ein. Nach dem Auspacken studiere ich die ausführliche Gebrauchsanweisung und das Rezeptheft. Hässlich ist die Maschine nicht. Sie nimmt einiges an Platz weg, aber von der Optik her ist sie schlicht gestaltet. Schon beim Einschalten erscheint die erste Fehlermeldung: Der Mixbehälter ist nicht korrekt eingesetzt. Er ist ziemlich schwergängig, der Thermomix-Behälter lässt sich leichter einsetzen.

Aber das soll beim „Studio“ wohl aus Sicherheitsgründen so sein, so steht es zumindest in der Anleitung. Autsch, der Deckel muss so fest einrasten, dass ich mir beim ersten Mal die Hand klemme. Gut, ich bin halt noch neu im Business. Bisher gehörte zu meiner Ausstattung nur ein herkömmlicher Hand- und Stabmixer. Aus diesem Grund liebäugele ich schon jahrelang mit dem „Thermi“, wie er von seinen Fans genannt wird, aber mehr als 1000 Euro für eine Küchenmaschine fand ich bisher einfach absurd.

Das kann die Maschine

Der Hightech-Kochtopf soll ideal sein für Suppen, Saucen und zum Dampfgaren. Ich probiere mich an einem Rezept aus dem beigelegten Heft: Lachsfilet auf Gemüsebett. Ich schneide Lauch und Karotten (das kann mir der Wunderkessel leider noch nicht abnehmen) und fülle alles in den Dampfkorb.

Obendrauf packe ich ein Stück Lachs und stelle die Maschine auf 20 Minuten, 120 Grad, Stufe eins. Sie fängt an zu rattern und ich habe Pause. Das Gerät kocht für sich allein. Laut ist es allerdings, das ist etwas nervig und gewöhnungsbedürftig.

Nach 20 Minuten ist mein Abendessen fertig, ohne einen weiteren Handgriff, umrühren ist nicht mehr nötig. Wie es schmeckt? Überraschend gut, der Lachs ist saftig und hat die ideale Konsistenz, auch das Gemüse ist aromatisch. Ich bin verzückt und male mir in Gedanken aus, dass ich künftig nicht mehr aufwendig kochen, sondern nur noch Zutaten in den silbernen Behälter werfen muss.

Mein nächstes Experiment: Apfelmus. Ich schäle drei Äpfel und suche im Internet nach einem Rezept. Na super, ich lese, dass ich die Äpfel gar nicht hätte schälen brauchen, viele Thermomix-Nutzer werfen sie offenbar komplett in den Topf, die scharfen Klingen erledigen den Rest. Ich improvisiere und gebe die Äpfel sowie Zucker, Zitronensaft und Wasser nach Gutdünken hinein. Acht Minuten auf Stufe eins bei 100 Grad steht in den Angaben. Dann noch 15 Sekunden auf Stufe vier pürieren.

Etwas flüssig ist es geworden, beim nächsten Mal nehme ich weniger Wasser. Aber es schmeckt lecker und frisch, wie selbstgemacht halt.

Später gebe ich zwei Tropfen Spülmittel in den Mixer und lasse meinen neuen Küchenfreund eine Minute lang rotieren. Der Behälter ist sauber und ich bin glücklich.

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Das kann die Maschine nicht

Was weder der Thermomix noch der „Studio“ leisten: Röstaromen erzeugen und überbacken. Wer sich abends ein Stück Fleisch braten will, muss das also immer noch auf dem Herd tun. Wenn es die Lasagne sein soll, muss der Ofen ran. Das Vorwerk-Gerät und seine Klone von Lidl oder Aldi mögen die nach eigenen Angaben zwölf Maschinen in einer vereinen, die komplette Küchenausstattung ersetzen sie aber nicht.

Doch bisher bin ich zufrieden mit meinem Discounter-Kocher. Natürlich gibt es für die Preisdifferenz von 900 Euro zum Original einige Unterschiede. Der Thermomix wiegt direkt an der Maschine, alle Zutaten können in den Behälter gegeben und sofort abgewogen werden. Das kann der Aldi-Mixer nicht. Immerhin: Er hat eine Waage mit Glasplatte neben dem Topf, so kann jede Zutat extern abgewogen werden.

Der gravierendste Unterschied ist der fehlende Linkslauf. Das Originalgerät lässt sich so einstellen, dass sich die Klinge nach links dreht, ohne zu schneiden. Zum Beispiel bei Gerichten wie Sauce Bolognese oder Risotto ist das ideal, weil dann alles zwar erhitzt, aber nicht gehäckselt wird.

Das klappt mit dem „Studio“ bisher nicht. Doch in der neu gegründeten Facebook-Gruppe mit dem Namen „Aldi Studio Küchenmaschine Rezeptwelt“ wird im Netz schon eifrig diskutiert, ob vielleicht ein Schneideschutz von einer anderen Maschine auf die Studio passen könnte oder ob der Hersteller das wichtige Zusatzteil nachproduzieren lässt.

Auch der Rezept-Chip fehlt beim Aldi-Gerät, dank dieses kleinen digitalen Accessoires wird bei der Vorwerk-Maschine im Display Schritt für Schritt angezeigt, was man bei der Zubereitung genau zu tun hat. Das mag praktisch sein, aber die Angaben lassen sich ja auch den Rezepten entnehmen.

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Fazit

Braucht man solch eine Küchenmaschine? Nein, natürlich nicht. Sie ist ein schöner Luxus für Leute, die es beim Kochen gerne ein bisschen praktischer und bequemer haben. Das Discounter-Gerät kommt nicht an die Qualität des Originals heran, dafür ist es aber auch 900 Euro günstiger.

Wer die Maschine nicht jeden Tag exzessiv nutzt und nur ein passables Gerät mit Kochfunktion für hin und wieder will, kommt mit dem Discounter-Gerät ziemlich gut weg. Die Hersteller gewähren drei Jahre Garantie, Telefonnummer und Adresse vom Kundendienst sind in der Packung enthalten.

Wer diesmal zu spät in den Läden war, darf sich trösten: Aldi und Lidl werfen 2016 bestimmt wieder ein Modell auf den Markt, wie in den vergangenen Jahren auch schon. Und das hat dann wahrscheinlich noch mehr und noch bessere Funktionen.

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