Eine Woche veganEin Selbstversuch zeigt wie schwer die Ernähungsumstellung ist

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Risotto

Rote-Bete-Risotto mit karamellisierten Zwiebeln und ein großer Salatteller

Köln – Eine Praktikantin unseres Magazins macht den Selbsttest eine Woche vegan zu leben. Wie Derya Ciftci es geschafft hat, komplett auf tierische Produkte zu verzichten, erfahren Sie hier:

Essen ist für mich Genuss. Früher hätte ich nie daran gedacht, auf Fleisch, Fisch und Käse zu verzichten. In meiner Familie ist es gang und gäbe, jede Woche einen leckeren Ziegenkäse zum Frühstück oder mit Fleisch gefüllte Auberginen zu Mittag zu essen.

Als Studentin habe ich aber auch selten Zeit, aufwendigere Gerichte zuzubereiten. Generell achte ich  immer auf gesunde Ernährung, verzichte  auf Dinge, die mir nicht gut tun. Nun höre ich oft von veganer Ernährung. Fleisch und überhaupt tierische Produkte mal wegzulassen – dafür gibt es ja schon viele gute Gründe.  Das möchte ich ausprobieren.

Zum Frühstück stelle ich fest, dass viele Fruchtsäfte nicht vegan sind, da sie mittels Gelatine von Trübstoffen gefiltert werden. Woher soll man das ohne Deklaration ahnen? Vegan zu leben erfordert also  Wissen. Man muss richtig recherchieren. Aber das Mittagessen ist erstmal entspannt.

Später ein Snack Studentenfutter

Unsere Kantine hat ein veganes Angebot – ich bin hier also nicht der erste Veganer der Welt. Mein Menü aus Smoothie, Chili sin Carne mit Soja-Geschnetzeltem, Reis und einem kleinen Salat sieht vielversprechend aus und schmeckt sehr gut.

Später als Snack gibt es ein Päckchen Studentenfutter, (obwohl ich eigentlich lieber die pikanten Ringli esse). Mein Abendessen aus Bohnen mit Dillsauce und eine Mandelmus-Kakao-Agavendicksaft-Mischung zum Dessert beschließen meinen ersten Tag als Veganer.

Mit einem kleinen Saft zur Stärkung und fünf Kapseln Algentabletten als B12-Lieferant starte ich in den zweiten Tag. Zu Mittag gibt es einen Smoothie und den Gemüseteller mit Reis und Salat. Zugegeben: Neben der Theke ohne Tier verlocken mich die  Rindersteaks – das ist jetzt nicht gerade einfach, aber solange man etwas hat, um den Hunger zu stillen, ist es auch wieder egal, sage ich mir. Auch Naschereien aus dem Automaten wie Mars und Twix muss ich mir verkneifen.

Gewöhnungsbedürftig aber guter Geschmack

Zu Hause läuft es jetzt auch entspannt, dort zaubert mein Reiskocher schnell ein Gericht aus Reis und gedämpftem Gemüse. Zudem teste ich meinen ersten Schokoladenpudding aus Chia-Samen, Kakaopulver, Agavendicksaft und Reismilch. Die Gelee-artige Konsistenz ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber der Geschmack macht das wieder wett.

Tag drei und vier verlaufen ähnlich: kleines Frühstück aus Obstsalat oder einer Portion Bulgur-Salat, eine Mischung aus Hartweizengrieß, Tomaten, Gurken und Kräutern. Zu Mittag gibt’s ein leckeres Curry mit Tofu, Reis und Gemüse. Obwohl ich kein Tofu-Fan bin, schmeckt es mir richtig gut. Wer weiß, nachher stellt sich nicht nur meine Ernährung um, sondern auch mein Geschmack.

Vegan nicht immer ein Spaziergang

Nur noch zwei Tage, denke ich, und ein schönes Steak mit Gemüse wäre dann nicht schlecht. Klar, es ist nicht wirklich schwer, beim Essen vegan zu sein; aber wer eigentlich gern Fleisch, Milch oder Eier isst, für den ist es doch nicht immer ein Spaziergang.

Das ist wie mit Schokolade. Manch einer kann leicht darauf verzichten – und manch einer eben nicht. Jetzt sind für mich Reis mit Gemüse und Tomatensoße auch gut. Nach meinem täglichen Smoothie und Pausensnack-Erdnüssen bin ich wieder optimistisch gestimmt. Zum Tagesabschluss gönne ich mir eine große Obstplatte mit Reis-Kakao-Drink und bin zufrieden.

Meine Herausforderung

Die Geburtstagsfeier

Der Samstag läuft schon wie am Schnürchen – ich fühle mich sicher in der veganen Welt. Reiswaffel mit Marmelade zum Frühstück,  nachmittags eine deftige Portion Bohnen mit Tomaten. Damit sollte mein Energiehaushalt erstmal aufgetankt sein. Für Zwischendurch kann man mit Freunden ganz einfach aus Gurken, Möhren und Paprika eine leckere leichte Rohkostplatte anrichten.  Zum Abendessen gibt es Ofenkartoffeln mit Zucchini und Aubergine.

Und dann steht schon der letzte Tag meines Experiments – und damit eine große Herausforderung –  bevor: Ich bin zu einer  Geburtstagsfeier  im Schrebergarten eingeladen. Mein Frühstück aus „Blumenbrot“ vom Biomarkt mit Marmelade lässt mich erstmal vergessen, was kommt.

Ein üppiges Buffet

Bei der Feier lande ich dann in einer Art Land der Versuchung: Ein üppiges Buffet mit gefüllten Weinblättern, Pizzastücken, Schokoladen-Muffins lockt. Zum Glück gibt es aber auch vegane Alternativen wie Kartoffelsalat mit Kräutern und Bulgursalat.

Mein Fazit nach der Woche: Es fiel mir schwer, vor allem bei der Feier von vielen der köstlichen Sachen nicht kosten zu dürfen. Aber ein wenig Bauchspeck habe ich mir dadurch gespart. Inzwischen esse ich wieder wie vorher. Zumindest fast. Meine vegane Woche hat dazu geführt, dass ich einen anderen Bezug zu Essen entwickelt habe. Die Herkunft und die Verarbeitung von Lebensmitteln interessiert mich jetzt viel mehr.

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