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Experten-Tipps vom FriseurHäufiges Bürsten kann Wunder bewirken

Lesezeit 8 Minuten
Haarpflege

Gewusst wie: Bei trockenen Haaren hilft Bürsten, damit Pflegeprodukte in die Spitzen gelangen.

Mit den Haaren ist es ähnlich wie mit dem Gras, das in Nachbars Garten viel grüner und schöner ist: Wer krauses Haar hat, möchte lieber glattes haben und umgekehrt. Fakt ist: Aus glattem Haar wird nie krauses. Mit der richtigen Pflege kann sich aber jeder Haartyp sehen lassen.

Weniger ist meistens mehr

Allgemein gilt: "Häufig wird einfach zu viel gepflegt und zu häufig gewaschen", sagt Giovanni Santalucia, Inhaber des Haarstudios Santalucia in Köln Rath-Heumar. Besser als tägliche Haarspülungen sei eine Haarkur alle 14 Tage. Doch die braucht Zeit, denn die Wirkstoffe sollten zehn Minuten lang einziehen. Und zwar am besten unter einer Wärmeabdeckung. "Ein warmes Handtuch, das man sich über die Haare legt, tut es auch", sagt Santalucia. In den Regalen der Drogerieketten finden sich viele Produkte mit Öl, zum Beispiel Arganöl. Wer glaubt, seinen Haaren mit so einer besonders reichhaltigen Pflege etwas Gutes zu tun, irrt häufig: "Die sind eigentlich gemacht für dickes, störrisches Haar, wie es in Europa aber kaum jemand hat", sagt der Friseurmeister.

Wichtig ist auch, dass die Haare zwar nicht zu häufig, dafür aber richtig gewaschen werden. Das hört sich einfach an, ist es jedoch gar nicht. Oft werde das Shampoo nur oberflächlich aufgebracht und komme gar nicht an die Kopfhaut. Gerade bei dickem Haar sei es wichtig, dass das Shampoo mit viel Wasser richtig eingearbeitet und anschließend auch wieder ordentlich ausgewaschen wird. "Dass das Haar richtig sauber ist, merkt man daran, dass die nassen Haare die Bewegung abbremsen, wenn man mit den Fingern drüberfährt, oder sogar quietschen", erklärt Santalucia. Wird nicht richtig gewaschen, bleiben Rückstände im Haar, die es schwer und fett machen. "Früher waren Shampoos nur zum Reinigen da", sagt Santalucia. "Seit der Dauerwelle gibt es vor allem Shampoos mit Pflegezusätzen und Silikonen." Damit soll es beim Haarewaschen schneller gehen, weil hinterher nicht mehr viel gepflegt werden muss. Solch ein Shampoo ist jedoch nicht für jeden Haartyp passend und reinigt unter Umständen nicht richtig.

Häufiges Bürsten kann Wunder wirken

Wunder bewirken kann auch häufiges Bürsten: "Je besser mein Haar gebürstet ist, desto weniger schädige ich es dabei." Am besten sollte eine große, breite Bürste mit vielen Noppen verwendet werden. "Immer in den Spitzen anfangen", rät der Friseur. "Dann hocharbeiten bis zum Ansatz, sonst verknoten sich die Haare und das gibt Haarbruch."

Die Antwort auf die viel gestellte Frage: Föhnen oder nicht föhnen? Föhnen! Auf der nassen Kopfhaut, die gerade unter dickem Haar lange feucht bleibt, können sich Pilze schnell vermehren. Damit das Haar nicht unnötig lange der Hitze ausgesetzt werden muss, kann es mit dem Handtuch vorsichtig vorgetrocknet werden. Auf keinen Fall sollte es dabei wild mit dem Handtuch traktiert werden.

Für jeden Haartyp gelten eigene Regeln. Welche Pflege die richtige für Ihr Haar ist, lesen Sie hier:

Normales, gesundes Haar

Merkmale: Die Haare haben einen eigenen Glanz, fallen locker, haben meist keine porösen Spitzen und lassen sich leicht kämmen. Häufig sind sie naturbelassen, also nicht gefärbt oder dauergewellt.Die richtige Pflege: "Ein gut reinigendes Shampoo verwenden", empfiehlt Giovanni Santalucia. Hinterher eine leichte Pflegespülung oder eine Schnellkur in die Haare geben, die Farbglanz und Kämmbarkeit unterstützt.

Leicht strapaziertes Haar

Merkmale: Gefärbtes oder getöntes Haar ist häufig ebenso strapaziert wie Haar, das stark Sonne und Salzwasser ausgesetzt wurde. "Die meisten Haarbrüche kommen jedoch vom Glätteisen", weiß der Profi. Strapaziertes Haar sieht, so der Experte, leicht stumpf aus, ist schwieriger durchzukämmen nach dem Waschen, lässt sich nicht mehr so leicht frisieren . Die richtige Pflege: "Wer keine sehr fettige Kopfhaut hat, kann ein Shampoo mit etwas Pflege verwenden", rät der Friseur. "Bei zu viel Pflege werden die Haare schwer, aber die Struktur wird nicht besser." Nach jeder Wäsche sollte eine auf leicht strapaziertes Haar abgestimmte Schnellkur verwendet werden, ab und zu auch eine Intensivkur. Von Haarspülungen, die meist keine Pflegezusätze enthalten, rät Santalucia ab. "Die senken den PH-Wert des Haares und machen es nur weich wie der Weichspüler die Wäsche in der Waschmaschine, pflegen aber nicht."

Beanspruchtes Haar

Merkmale: Häufig wurde es falsch behandelt oder stark mit Farbe und Dauerwelle traktiert. Es ist sehr störrisch, krisselig und stumpf. "Es stellt bei der Pflege die größte Herausforderung dar", sagt Giovanni Santalucia. Selten sind Haare auch von Natur aus stark beansprucht, etwa wenn die Kopfhaut zu trocken ist. Die richtige Pflege: "Wenn die Kopfhaut nicht ebenfalls mit beansprucht ist, eignet sich ein Shampoo mit einem höheren Fettgehalt, das extrem pflegt und Pigmente für mehr Farbglanz enthält", rät der Profi. Wichtig: "Es muss sehr, sehr gut ausgespült werden, sonst wird das Haar schwer und fett." Ratsam sei auch, eine Intensivkur zu nehmen, die auf strukturgeschädigtes Haar ausgelegt ist und Keratin enthält. Auf nicht wasserlösliches Silikon sollte verzichtet werden: "Da sieht man zwar schnell eine Verbesserung, aber das Silikon baut sich nur schwer ab und die Haare lassen sich nicht mehr gut frisieren." Besser seien sogenannte "Drops", ein Pflegefluid mit wasserlöslichen Silikonen: "Das hilft schnell und auch auf lange Sicht." Das Produkt wird ins nasse Haar gegeben, das anschließend gebürstet wird. Sind die Haare zu trocken, hilft auch häufiges Bürsten, damit das Fett der Kopfhaut bis in die Spitzen gelangt.

Feines Haar

Merkmale: Es ist dünn, liegt nicht, wirkt insgesamt wenig füllig und dadurch fast transparent. Es wird in der Regel nie richtig lang, weil es schneller bricht. Doch es gibt einen Trost: Wenn es richtig gepflegt wird, zeigt es sich dankbar. "Für die Werbung nimmt man häufig Frauen mit vielen, feinen Haaren, weil man die gut frisieren kann", weiß Santalucia. Die richtige Pflege: "Bei längeren Haaren muss man häufig, aber sehr vorsichtig kämmen", sagt Santalucia. Ein Aufbaupräparat mit Keratin kann helfen, damit das Haar fester wirkt. Gute Schaumfestiger geben dem Haar zusätzlich Volumen. Wird feines Haar zu sehr gepflegt, lässt es sich schlechter föhnen und legen. Deshalb rät der Friseur Giovanni Santalucia, besser auf Produkte mit Ölen verzichten.

Fettiges Haar

Merkmale: Das Haar ist strähnig, liegt flach am Kopf, lässt sich nicht frisieren. "Eigentlich gibt es kein fettiges Haar, sondern nur fettige Kopfhaut. Und die sieht man auch kaum noch, weil zu häufig gewaschen wird", erklärt Giovanni Santalucia. "Wenn das Haar fettig aussieht, ist es meistens falsch behandelt", weiß der Friseur. Das kann zwei Gründe haben: "Entweder wird das Fett nicht richtig ausgewaschen, oder das Haar überpflegt."Die richtige Pflege: "Wer fettige Kopfhaut hat, kann ein mildes Anti-Fett-Shampoo verwenden." Das gebe es aber leider nur selten zu kaufen. "Als Alternative eignet sich ein Anti-Schuppen-Shampoo oder ein stark reinigendes Shampoo ohne Pflegezusätze." Zitronen- oder Brennnesselwirkstoffe im Shampoo eignen sich gut. Wichtig sei, dass die Kopfhaut richtig sauber wird und alle Rückstände aus dem Haar gewaschen werden. Zu aggressive Shampoos und zu viel Hitze beim Föhnen trocknen die Kopfhaut jedoch aus und regen die Talgdrüsen an, noch mehr Fett zu produzieren. Nach der Wäsche braucht das Haar eine leichte Pflege, damit es nicht borstig wird. Den Haaransatz spart man dabei aus. "Am besten eigne sich eine Sprühkur auf Feuchtigkeitsbasis", rät Giovanni Santalucia. Auch wenn es sich seltsam anhört: Das fettige Haar soll nicht zu häufig gewaschen werden. "Dadurch wird es nicht besser. Lieber eine intensive Wäsche alle zwei bis drei Tage machen. Und sobald die Wirkung des reinigenden Shampoos sich zeigt und das Haar nicht mehr so schnell fettet, sollte die Zeit zwischen den Wäschen verlängert werden."

Krauses Haar

Merkmale: Es fällt nicht glatt, sondern steht wild vom Kopf ab, ist krisselig und häufig trocken. "Krauses Haar wird stärker beansprucht als glattes, weil es mehr Sonne und Wind ausgesetzt ist", erklärt Santalucia. Gleichzeitig lässt es sich schwer kämmen. Die richtige Pflege: Frisurenmäßig schränkt krauses Haar seinen Träger ein. "Geometrische Frisuren gehen gut, alles andere ist schwierig", urteilt der Friseur. "Erlaubt es die Kopfhaut, empfehle ich, wirklich stark pflegende Produkte zu nehmen." Hier dürfen es auch Produkte mit Arganöl sein, die stark pflegen und beschweren, damit das Haar etwas geglättet wird. Auf keinen Fall sollte man versuchen, das Haar jeden Tag mit dem Glätteisen zu zähmen - der Erfolg hält sich in Grenzen und das Haar nimmt Schaden. Krauses Haar sollte auch nicht zu viel gebürstet werden - am besten vor und nach der Wäsche mit einer breiten Bürste. Für das Styling kann ein grober Kamm zu Hilfe genommen werden. Mit einer Wassersprühflasche angefeuchtet, kommen die Locken nach der Pflege zurück.

Haare ohne Spannkraft

Merkmale: "Haare ohne Spannkraft hängen runter wie Sauerkraut", sagt Santalucia. "Sie sind das größte Problem des Friseurs." Denn bei ihnen funktionieren die wenigsten Frisuren und die Pflege wirkt nicht richtig. Sie sind das Gegenteil dessen, was man in der Werbung sieht: In der Reklame glänzen die Haare und springen regelrecht. "Wenn Sie eine Locke drehen mit einem Lockenwickler, dann bleibt sie hinterher so." Bei Haaren ohne Spannkraft aber hängt sie sich sofort aus. Die richtige Pflege: Dieser Haartyp braucht Volumen- und Strukturverbesserung wie beim feinen Haar und darf nicht mit zu viel Pflege und Silikonen beschwert werden.

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