Fitness im FreienMit „Natural athletes“ abwechslungsreich trainieren

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Natural Athletes

Das Training findet größ­ten­teils an, unter und auf einem großen Baum statt.

Köln – Sport im Fitness-Studio an Geräten? Für Norwin Stuffer und Giulio Hesse unvorstellbar. Sie gehen raus in die Natur und machen Sport mit dem, was sie finden. Sie klettern auf Bäume, stemmen Äste und Steine und balancieren über Baumstämme. Weil sie dabei viel Spaß haben, den sie an andere weitergeben möchten, haben sie Anfang Mai in Köln die Gruppe "Natural Athletes" (Naturathleten) gegründet. Stuffer und Hesse studieren Sport, Erlebnis und Bewegung an der Deutschen Sporthochschule und arbeiten als Fitness- und Parkour-Trainer. Mit der neuen Gruppe verbinden sie Hobby und Job.

Natürliche Bewegung ohne viel Gerät

Mit ihrem Trainingskonzept richten sich die beiden Kölner an Menschen, die in Fitnessstudios unzufrieden sind und sich gerne natürlich und ohne viele Utensilien draußen bewegen möchten. Für sich selbst können sich die Studenten ohnehin nichts anderes vorstellen, beide sind in der Parkour-Szene aktiv und trainieren schon lange in Wäldern. "Weil auch der Untergrund immer wechselt, sind die Übungen nie gleich und es wird nie langweilig", sagt Hesse.

Mit zehn bis zwölf Teilnehmern treffen sie sich jeden Dienstagabend an der großen Treppe auf der Jahnwiese in Müngersdorf. Nach kurzer Aufwärmphase auf dem Rasen geht es ins Unterholz hinter der Wiese und am Adenauer Weiher. Hier haben die Trainer verschiedene Stellen mit Bäumen oder Baumstämmen gefunden, mit denen sie trainieren. Sie üben hier balancieren, klettern, kriechen, krabbeln, hangeln, laufen und springen. "Am Anfang steht bei uns immer die Theorie, wir erklären die Bewegungsmuster und üben so lange auf dem Boden, bis sich die Teilnehmer sicher fühlen", sagt Hesse. Dabei geht es auch darum, bewusst wahrzunehmen, was man tut. Ist es schwierig, auf allen Vieren zu krabbeln? Wie fühlt sich das Gras unter den Händen an, wie Waldboden? Welches Bein und welchen Arm setzt man zuerst nach vorne? "Das sind alles Bewegungen, die wir eigentlich gut kennen, aber verlernt haben.

Kindliche Bewegung als Vorbild

Unser Vorbild sind Kinder. Wir wollen an deren Bewegungen anknüpfen", erklärt Stuffer den Ansatz. Einige Abläufe müssten dafür neu gelernt und gefestigt werden, andere seien leicht zu reaktivieren.

Sowohl Kraft und Ausdauer als auch das Reaktionsvermögen stehen im Fokus. Hesse: "Wir wollen uns bewusst nicht spezialisieren, sondern von allem das Beste nehmen." Die Übungen sind zudem auf Funktionalität ausgelegt, also auf ihre Anwendbarkeit im Alltag. Die Teilnehmer heben zum Beispiel einen schweren Ast und lernen dabei, wie sie richtig in die Knie gehen und sich rückenschonend wieder aufrichten. Die Trainer achten genau auf eine saubere Ausführung. "Ziel ist, später besser heben, stabiler stehen oder besser laufen zu können, insgesamt eine bessere Körperkontrolle zu haben", sagt Hesse. Auch, wenn das Training unkonventionell und etwas wild wirkt, muss natürlich niemand etwas tun, das er nicht möchte. Die Gruppe bleibt so klein, dass alle Teilnehmer intensiv betreut und angeleitet werden können. "Wenn wir die Leute besser kennen und die Bewegungsmuster sicher sitzen, lassen wir sie unter Aufsicht auch selbst Dinge ausprobieren", erklärt Hesse. Wer sicher über einen am Boden liegenden Stamm balancieren kann, könnte zum Beispiel versuchen, mit Hilfe auf einen dicken Ast am Baum zu klettern und ein Stück über dem Boden zu balancieren. Weil Sicherheit an oberster Stelle steht, werden auch Lande- und Abrolltechniken geübt. "Wir holen jeden da ab, wo er steht. Wir möchten jedem ein Erfolgserlebnis verschaffen, aber niemanden überfordern. sagt Stuffer

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