Abo

Fußbad, Licht und ColakrautSo kommen Sie durch die trübe Jahreszeit

Lesezeit 5 Minuten
Fußbäder

Wer öfter kalte Füße hat, behilft sich am besten mit wech­sel­war­men Fuß­bä­dern.

Köln – Feucht, grau und trüb - der Herbst ist für unser Immunsystem und auch unsere Psyche eine starke Herausforderung. Nicht umsonst leiden zu dieser Zeit viele Menschen an grippalen Infekten und depressiven Verstimmungen. Doch das muss nicht sein.

"Die beiden großen Herausforderungen des Herbstes bestehen darin, dass immer weniger Sonnenlicht auf unseren Organismus wirkt und dessen Temperaturregulation stark beansprucht wird", erklärt Bernhard Uehleke von der Naturheilkunde-Abteilung der Charité-Universität in Berlin. Der Lichtmangel führe dazu, dass die Produktion des stimmungsaufhellenden Hirnbotenstoffes Serotonin zurück- und umgekehrt die Ausschüttung des ermüdenden Hormons Melatonin hochgefahren wird. Und die gestresste Temperaturregulation provoziere grippale Infekte. "Ein typisches Herbsterlebnis ist beispielsweise, dass wir einerseits schnell ins Schwitzen kommen, andererseits die schweißfeuchten Textilien schnell für eine unangenehme Überkühlung sorgen", so Uehleke, "und am nächsten oder übernächsten Tag kratzt es dann im Hals".

Abhärten gegen Krankheiten

Der Berliner Mediziner betont aber auch, dass sich beide Herbstherausforderungen problemlos meistern lassen. So lassen sich grippale Infekte durch Kneippsche Anwendungen und andere Abhärtungsmaßnahmen ausbremsen. Denn Infektionen können sich im Hals-Nasen-Rachen-Raum schlechter festsetzen, wenn dort eine gute Durchblutung herrscht. Und das hängt - aufgrund nervöser Schaltkreise - wesentlich von der Durchblutung in den Extremitäten ab. Das heiß: Wenn die Blutgefäße in den Extremitäten durch systematische Kältereize so trainiert werden, dass sie trotz Kälte für eine wärmende Durchblutung sorgen, verbessert sich auch die Infektabwehr in den oberen Atemwegen.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Bäder gegen kalte Füße

In der Praxis der Abhärtung haben sich neben der Sauna vor allem Kneippsche Wasseranwendungen bewährt. Am einfachsten in den Alltag zu integrieren ist das morgendliche kalte Duschen. Die Dauer kann von wenigen Sekunden bis ein oder zwei Minuten reichen. Wichtig ist, dass der Kältereiz solange auf den Körper einwirkt, bis er nicht mehr als solcher empfunden wird. Sollten sich Schmerzen einstellen, ist die kalte Dusche natürlich sofort zu beenden.

Wer öfter kalte Füße hat, behilft sich am besten mit wechselwarmen Fußbädern. Dazu braucht man eine Wanne mit 38 Grad warmem und eine Wanne mit 15 Grad kaltem Wasser. Die Füße werden zunächst zwei bis drei Minuten ins warme Wasser gesetzt, danach wechselt man für zehn Sekunden ins kalte Nass. Es reicht in der Regel aus, diesen Vorgang zwei- bis dreimal zu wiederholen.

Colakraut stärkt von innen

Als pflanzliche Unterstützung des Immunsystems hat sich in jüngerer Zeit die Eberraute - auch Colakraut genannt - nach vorne gespielt. Schwedische Forscher fanden für die auch in unseren Apotheken erhältliche Mittelmeerpflanze einen entspannenden Effekt auf die Atemwegsmuskeln. In einer Studie des Instituts zur Evaluation naturheilkunlicher Verfahren an der Universität Köln mit den Eishockeyspielern der "Kölner Haie" senkte eine mehrwöchige Colakraut-Kur das Risiko für grippale Infekte. Sein eigentümlicher Name kommt vom Aroma, das an die berühmte Limonade erinnert. Nichtsdestoweniger schmeckt der Tee relativ herb. Seine Zubereitung: Einen gehäuften Teelöffel Eberraute mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, fünf Minuten zugedeckt ziehen lassen, schließlich abseihen; drei Tassen pro Tag.

Licht gegen schlechte Laune

Gegen die herbstlichen Stimmungstiefs hilft es laut Studien der Chronobiologie, den Körper ausreichend dem natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit auszusetzen. Wer morgens nicht gleich in der U-Bahn verschwindet, sondern stattdessen eine Haltestelle zu Fuß läuft und dabei auch mal in den Himmel guckt, tut bereits sehr viel dafür, dass ihm der Umstieg auf die Herbst- und Winterzeit ohne Probleme gelingt. Die anstehende Uhrzeitumstellung am 30.Oktober bringt es mit sich, dass es dann morgens wieder früher hell wird - und diesen Effekt sollte man nutzen.

Wohnungen, Arbeitsstätten, Schulen und Universitäten sollten überdies gut ausgeleuchtet sein, um dem Körper unter Dächern das fehlende Tageslicht zu ersetzen. Doch oft sind die Fenster zu klein und die Lampen zu schwach, da besteht vielerorts Nachrüstbedarf. Wobei neben der Stärke auch die Wellenlänge des Lichts bestimmt, ob der biologische Rhythmus in Räumen ähnlich abläuft wie unter freiem Himmel. Die klassischen Glühbirnen bringen in dieser Hinsicht nur wenig, weil ihr Licht zu gelb ist, als dass es die einschläfernde Melatoninproduktion drosseln könnte.

Besser ist da schon kalt-weißes Licht mit hohen Blauanteilen, die auf einer Frequenz von 480 Nanometern strahlen. Dieser Lichttyp wirkt zwar nicht unbedingt angenehm, aber er regt genau jene Rezeptoren in der Augennetzhaut an, die über ihren Einfluss auf die innere Uhr für niedrige Melatoninspiegel sorgen. Ein Forscherteam der englischen University of Surrey hat 100 Büroangestellte entweder unter konventionellen Leuchtstoffröhren oder aber unter Lampen mit besonders hohem Blauanteil arbeiten lassen. Das Ergebnis: Die Blaubestrahlten zeigten deutliche bessere Arbeitsleistungen und fühlten sich nach Feierabend trotzdem weniger erschöpft und müde. Mittlerweile ist auf der Verpackung vieler Leuchtmittel bereits angeben, ob sie für warme, neutrale oder eben für kalte Weißtöne sorgen.

Herbstblues  - woher kommt er?

Etwa vier Millionen Bundesbürger fühlen sich zwischen Oktober und Februar wie in einem ununterbrochenen Jet-Lag: Sie leiden am Seasonal Affective Disorder-Syndrom, abgekürzt SAD. Die Stimmung ist gedrückt, die Libido weicht der Lust auf Süßigkeiten, und man schläft viel und ist trotzdem den Tag über müde.

Und damit nicht genug: Wie Wissenschaftler der University of Alabama herausgefunden haben, leidet auch der Denkapparat der SAD-Patienten. Im Unterschied zu Gesunden haben sie ein ums 1,4fache erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen wie etwa eine Gedächtnisschwäche.

Rundschau abonnieren