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Fußgymnastik, Schienen oder OP?Was bei einem Hallux valgus hilft

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Zu eng, zu spitz, zu hoch - alles Merkmale, die auf Stöckelschuhe zutreffen. Doch obgleich sie oft unbequem zu tragen sind, wollen viele Frauen nicht darauf verzichten. Manche bezahlen dafür einen hohen Preis. Mit der Ferse hoch oben werden die Füße nämlich völlig unnatürlich gelagert und häufig auch noch eingequetscht. So kann es passieren, dass die große Zehe (Hallux) in eine Schräglage gerät. Ärzte sprechen von einem Ballenzeh oder „Hallux valgus“.

Beim Hallux valgus sind das Knochengewebe und Weichteile wie Sehnen und Muskeln am Mittelfuß verformt. Dadurch wird das Großzehengrundgelenk verschoben. „Am Fußinnenrand unterhalb des großen Zehs zeigt sich eine knöcherne Wölbung“, beschreibt der Orthopäde Ramin Nazemi aus Essen. Sie drückt unangenehm gegen den Schuh. Unbehandelt werden die Schmerzen im Laufe der Jahre heftiger.

So entsteht ein Hallux

Bei der Entstehung des Hallux valgus spielen meist mehrere Faktoren eine Rolle. „In 60 bis 70 Prozent aller Fälle haben die Betroffenen eine familiär bedingte Veranlagung dazu“, erklärt Nazemi. Kommt dann noch die Neigung zu einem schlafferen Bindegewebe hinzu – und Stöckelschuhe –, sind Verformungen an den Füßen wahrscheinlich.

Wer bemerkt, dass sich ein Fuß verändert, sollte mit dem Besuch beim Arzt oder Podologen nicht lange warten. Denn unbehandelt beeinträchtigt ein Hallux valgus nicht nur die Füße. „Durch den veränderten Gang aufgrund der Fehlstellung kann es zu Schmerzen an den Knien und am Rücken kommen“, warnt Podologin Tatjana Pfersich. „Im Anfangsstadium eines Hallux valgus können Zehenspreizer sowie ein gezieltes Fußmuskeltraining Beschwerden lindern“, sagt die Orthopädin Mellany Galla, Vorsitzende der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirugie. Zehenspreizer sind weiche Polster aus Gel oder Silikon, die zwischen die große Zehe und benachbarte Zehen gesteckt werden. So wird die Zehe aus der Valgus- in Normalposition gebracht.

Auch spezielle Schienen, die an den Füßen angebracht werden, können die große Zehe wieder in ihre natürliche Position bringen. „Orthopädische Einlagen helfen bei Hallux valgus überhaupt nicht“, sagt Nazemi. Auch er setzt auf ein gezieltes Fußmuskeltraining. Die Übungen sind einfach und können auch zwischendurch immer mal wieder praktiziert werden. Beispielsweise hebt man mit den Zehen am Boden liegende Stifte auf. Auch Zehenspreizen hilft.

Erst wenn Hilfsmittel wie Zehenspreizer, Bandagen und Schienen sowie Fußgymnastik keine Linderung bringen, können Patienten eine Operation in Erwägung ziehen. Prinzipiell handelt es sich bei dem Eingriff um eine Korrektur am Knochen und an Weichteilen. „Wichtig ist, dass nach dem Eingriff ein Verbandsschuh sechs bis acht Wochen lang konsequent getragen wird, damit der korrigierte Knochen nicht bricht“, betont Nazemi.

Wer einem Hallux valgus vorbeugen möchte, sollte viel barfuß laufen. Auch regelmäßige Fußgymnastik hilft. Im Alltag trägt man am besten flache Schuhe, die den Füßen ausreichend Platz bieten. (dpa)

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