Herbstferien für DaheimgebliebeneGünstige Ausflug- und Erlebnistipps

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Der Oktober hat sich bisher von seiner besten Seite gezeigt.

Der Oktober hat sich bisher von seiner besten Seite gezeigt.

Was macht eigentlich gute Ferien aus, haben wir uns gefragt? Nicht jede Familie nimmt jetzt noch einmal den Urlaubsflieger in die Sonne. Was also anfangen mit diesen Wochen schulfreier Zeit, damit keine Langeweile aufkommt? Natürlich kann man jeden Tag ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz gehen. Wenn es aber um einen Ausflug geht, der wie Kurzurlaub sein soll, dann sollte es schon etwas mehr Erlebnis sein. Dann muss eine Idee her, die nicht viel kostet, aber einfach mal was anderes ist. Wir haben Adressen dafür zusammengetragen. Abenteuerlich, interessant, erfrischend, interaktiv und abwechslungsreich.

Bergische Kaffeetafel

Kulturlandschaft mit saftigen Wiesen, grünen Wäldern, rauschenden Bächen in grünen Tälern, Talsperren - und dazwischen urige Dörfer mit Fachwerk- und Schieferhäusern. Das ist das Bergische Land. Von den Höhenzügen aus hat man manchmal unglaubliche Fernsicht auf die Kölner Stadtsilhouette - und ist doch draußen in herrlichen Natur, die man am schönsten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden kann. 24 Themenwanderwege, alle zwischen vier und 16 Kilometer lang, führen als "Bergische Streifzüge" durch diesen sympathischen Landstrich.

In dieser üppigen Natur gibt keinen besseren Ort für eine Einkehr als eines der gemütlichen Gasthäuser, wo noch die original "Bergische Kaffeetafel" serviert wird. Das hat Tradition in der Gegend. Und das ist auch wieder üppig. Während der traditionelle "Nachmittagskaffee" typisch deutsch ist, kommen bei der Kaffeetafel ganz unterschiedliche Speisen zusammen. Diese Mahlzeit gab es früher nur zu besonderen Anlässen, wenn die Familien zusammenkamen. Auf den Tisch kam, was die bäuerliche Speisekammer hergab. Etwas Hunger sollte man also mitbringen, denn es wird mächtig aufgefahren: Grau- und Schwarzbrot, Rosinenstuten, Quark und Marmelade, Apfelkraut, Käse und Leberwurst. Dazu, und das ist der Knaller, Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne und Milchreis mit Zimt und Zucker. Nicht fehlen darf der Kaffee - und für die Kinder ein Kakao - in der urigen Variante aus der Dröppelminna, einer bauchigen Kaffeekanne aus Zinn mit zwei Henkeln und Zapfhahn. Sieht aus wie eine resolute Hausdame (Minna). Tröpfelt, also dröppelt aus dem Ausguss. In manchen Gegenden werden zum Abschluss noch süße Brezeln oder Zwieback ins Heißgetränk gestippt. Appetit bekommen? Dann auf ins Bergische!

Vor den Toren von Bergisch Gladbach, unweit des Museums Alte Dombach, gibt es in Herrenstrunden mit der Dröppelminna und der Malteser Komturei gleich zwei Traditionshäuser für Kaffeetafeln.

www.dasbergische.de

Turmklettern

Bisschen bekloppt, sagen die einen. Kulturgut, behaupten die anderen. Einmal muss man dort oben gewesen sein. Warum nicht an einem wunderschönen Herbsttag? Also klettern wir. Jetzt. Denn auf den Kölner Dom kommt man definitiv nur zu Fuß. Hinter der Eintrittskasse durch das Treppenhaus im mächtigen Mauerwerk des Südturms. 533 Treppenstufen hinauf durch den engen Turm, manchmal mühsam vorbei an anderen Turmkletterern, die schon auf dem Rückweg sind. Zwischendurch Personenstau, weil mittendrin jemand auf den Stufen verschnaufen muss, was das Raumangebot nicht wirklich hergibt. Weiter geht es, immer höher und höher, die Wendeltreppe rundherum, bis am Rande der Erschöpfung die Glockenstube erreicht ist. Der frei schwingende "Decke Pitter" kann natürlich noch nicht alles gewesen sein. Wir sind erst auf knapp 70 Metern Höhe und 386 Stufen. Eine Metalltreppe führt weiter zur Aufsichtsplattform, die einen Panoramaausblick in alle Himmelsrichtungen bietet.

Bei klarem Wetter ist von hier aus sogar das Siebengebirge zu sehen. Oben angekommen reicht der Blick aber auf jeden Fall über ganz Köln. Auf den Rhein, die Hohenzollernbrücke und die Züge, die in den Hauptbahnhof rollen. Auf die Altstadt mit Groß Sankt Martin und das neue Südufer mit seinem Hafen und der markanten Uferbebauung. Und auf den Dom selber mit seinen unzähligen Verzierungen, Spitzen und Spitzchen, Wasserspeier und Türmchen. Nach einem Rundgang geht's wieder abwärts, immer weiter die Wendeltreppe runter, bis einem schwindelig ist. Und wenn man unten ankommt, hat man weiche Knie. Hat sich also gelohnt.

Im Oktober Turmbesteigungen zwischen 9 und 17 Uhr. Letzte Aufstiegsmöglichkeit 30 Minuten vor Schließung. Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Familienkarte 8 Euro. Der Glockenstuhl bleibt sonntags bis 12.30 Uhr geschlossen. An Werktagen gibt es spezielle Glockenführungen.

www.koelner-dom.de

Ahrtalbunker

Nein, dieser Kanzlerjob ist in vielerlei Hinsicht einfach unterirdisch. Direkt vor der Haustür sozusagen haben wir sowas wie einen eindrucksvollen Beweis dafür. In zwei Eisenbahntunneln im Ahrgebirge befand sich jahrzehntelang eines der wohl bestgehüteten Geheimnisse der alten Bundesrepublik. Der Regierungsbunker, in den sich im Krisenfall die deutsche Staatsführung aus dem nahen Bonn zurückgezogen hätte. Wer neugierig geworden ist, schaut sich das einmal näher an. Die Landschaft drumherum ist im Herbst mit ihrem bunten Weinlaub sowieso einen Ausflug wert. Die Anlage brauchte zwischen 1960 und 1972 nicht weniger als zwölf Jahre, um überhaupt gebaut zu werden. Sie war 17 Kilometer lang, atombombensicher und mit eigenen Versorgungsanlagen darauf ausgerichtet, sage und schreibe 3000 Mitarbeitern 30 Tage lang das Überleben zu sichern. Und die Weiterführung der Regierungsgeschäfte, versteht sich.

Angeblich das teuerste und geheimste deutsche Bauwerk aller Zeiten. Heute kann man einen Teil davon besichtigen. Und taucht ein mitten in die Zeit des Kalten Krieges, als der Eiserne Vorhang Europa teilte und das Bedrohungsszenario klar war zwischen West und Ost. Ein Zeitensprung in die Phase der Abschreckungspolitik. Es schaudert uns bei der wahnsinnigen Vorstellung, ein Bombenkrieg hätte die vergleichsweise beschauliche Idylle der Bonner Republik zunichte machen können. Nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall einen Hingucker wert ist aber auch das Mobiliar jener Zeit. Hundert Prozent im Retrolook der Siebziger. Privaträume des Kanzlers und die Sitzgruppe des Bundespräsidialamtes sind noch erhalten.

Der Besuch der Dokumentationsstätte Regierungsbunker findet im Rahmen einer Führung statt - immer mittwochs, samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 10 und 16.30 Uhr. Eintritt 9/6 Euro. Regierungsbunker, Am Silberberg, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

www.regbu.de

Kölnpfad

Wie groß ist Köln eigentlich? Wer dieser Frage nachgehen will, kann dies im wahrsten Sinne des Wortes tun: Er wandert einfach auf dem Kölnpfad des Kölner Eifelvereins rund um Köln. Die 171 Kilometer lange Strecke ist höchst abwechslungsreich: Sie durchmisst die Natur am Stadtrand von Köln mit idyllischen Parklandschaften, Freizeitgebieten, Wäldern, Wiesen und Feldern - den Grüngürtel, die Rheinauen im Norden und Süden, die Seenlandschaft im Kölner Norden, den Königsforst und die Wahner Heide. Sie führt vorbei an Industrie, Logistikzentren, Autobahnen, Bahngleisen, überquert den Niehler Hafen und zweimal den Rhein. Denkmäler wie die römische Wasserleitung in Klettenberg, ehemalige Forts, bemerkenswerte Kirchen, die Schlösser in Bensberg und Wahn, der Schlosspark in Stammheim mit seinen Skulpturen, die Rheindörfer im Norden und Süden liegen ebenfalls am Weg.

Man muss nicht gleich alles auf einmal machen. Wir lassen es gemütlich angehen und wählen einen Abschnitt aus, der uns gefällt. Der Wanderweg rund um die Stadt besteht aus elf Etappen - kölsche Lieblingszahl - , allesamt zwischen neun und 22 Kilometer lang, also absolut wanderbar. Das Spezielle am Kölnpfad: Der Fokus liegt nicht auf der Wanderung durchs Grüne. Das wäre für eine Großstadt zu wenig. Auf diesem Weg sind auch kulturelle Aspekte und viel Hintergrund zur Stadtgeschichte eingebunden. Für alle, die sich noch gar nicht auskennen: Es gibt Infotafeln, die auf Besonderheiten am Wegesrand hindeuten.

Offizieller Startpunkt des Rundweges ist die Rodenkirchener Brücke. Alle vorgeschlagenen Etappen können natürlich gut variiert werden. Merke: Wir sind in der Großstadt und nehmen Bus und Bahn zur Hilfe, wenn der Weg mal zu weit ist.

Der Kölner Eifelverein hat die Strecke entwickelt und regelmäßig Etappen im Programm. Karten und GPS-Daten auf der Homepage. Für Wanderungen mit Kindern gibt es familienfreundliche Touren.

www.koelner-eifelverein.de

Astropfeiler

In den 50er Jahren war er militärischer Horchposten , in den Sechzigern forschte die Uni Bonn auf dem Stockert bei Bad Münstereifel. Dann wurde eine viel größere Anlage auf dem Effesberg ganz in der Nähe fertig. Das Ende für den Astropfeiler, das erste frei bewegliche Radioteleskop der Republik, schien nahezu besiegelt. Dass die historische Sternwarte nun doch 60-jähriges Bestehen feiern konnte, verdankt sie dem Engagement von Förderern.

Eine Gruppe von Hobby-Astronomen hat das Riesen-Teleskop gerettet. Und mit ihm ein einmaliges Stück deutscher Wissenschaftsgeschichte. Nach Jahren der Restaurierung ist der Astropfeiler heute das weltweit größte Radioteleskop unter der Regie von Amateuren - für jedermann zu besichtigen: Ein offener Lehr- und Lernort für alle an Astronomie, Physik und Technik Interessierten. Denn die Macher haben auch die komplette Steuerungstechnik der Anlage überarbeitet und begonnen, wieder Messungen durchzuführen. Wie der Name schon vermuten lässt, befasst sich die Radioastronomie mit der Beobachtung des Weltalls im Bereich der Radiowellen.

Dazu muss man wissen, dass unsere Atmosphäre nicht nur das für uns sichtbare Licht durchlässt, sondern auch elektromagnetische Strahlung, die wir als Radiowellen bezeichnen. Andere Bereiche, etwa das Infrarotlicht, das ultraviolette Licht sowie die Gammastrahlung werden von der Atmosphäre blockiert. Radiostrahlen, die sich auf der Erde messen lassen, werden anders erzeugt als sichtbares Licht. Weshalb der Radioastronom bis in weit entfernte Galaxien blicken kann. Wo Wolken aus kaltem Gas schweben, aus denen einmal Sterne entstehen. Oder Sternteile, die sich rasend schnell um die eigene Achse drehen.

Der Betreiberverein steckt die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern direkt in den Erhalt und Betrieb der Sternwarte: 5 Euro/ermäßigt 2,50 Euro; Kinder unter 8 Jahren frei. Sonntagsführungen im Herbst nach Absprache. Atrsopfeiler, Stockert 2-4, 53902 Bad Münstereifel

www.astropfeiler.de

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