Klares Sehen auch ohne BrilleDarauf sollten Kontaktlinsen-Träger achten

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Kontaktlinse

Kontaktlinsen dürfen nur tagsüber getragen werden. Etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen nimmt man sie heraus und reinigt sie.

Es gibt sie randlos und federleicht, und dennoch fühlen sich viele von einer Brille eingeschränkt. 3,3 Millionen Erwachsene tragen in Deutschland deshalb Kontaktlinsen, kleine kreisförmige Kunststoff-Plättchen, die mit dem Finger sanft auf dem Auge platziert und später wieder entfernt werden. Das hat die Allensbach Brillenstudie 2014 ergeben. Der Vorteil: Das Gesichtsfeld ist im Gegensatz zur Brille nicht eingeschränkt - Kontaktlinsenträger haben den Eindruck, auf natürlichem Wege scharf zu sehen.

Der Umfrage zufolge tragen die meisten (81 Prozent) weiche Linsen. Nur jeder Achte (12 Prozent) blickt durch harte, in der Fachsprache formstabil genannte Linsen. Welche Wahl ist nun besser - harte oder weiche Linsen? "Das kommt immer auf den Einzelfall an", sagt Oliver Hoppe. Er ist Leiter des Arbeitskreises Kontaktlinsen im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA). Wer Kontaktlinsen tragen möchte, sollte sich zunächst augenärztlich untersuchen lassen.

Wenn nichts gegen das Tragen von Kontaktlinsen spricht, misst der Arzt oder der Optiker die Augengröße und analysiert den Tränenfilm. Das ist wichtig, um herauszufinden, ob die Augen zu Trockenheit neigen. Ist dies der Fall, und jemand möchte Kontaktlinsen von morgens bis abends tragen, dann wären weiche Linsen ungünstig. "Das weiche Material würde dem Auge weiter Feuchtigkeit entziehen", sagt Hoppe. Die Augen könnten dadurch gereizt werden. Die bessere Variante: formstabile Linsen. Für die Wahl der Linsen ist auch entscheidend, wann sie zum Einsatz kommen: "Für jemanden, der sie nur dann und wann beim Sporttreiben tragen möchte, sind weiche Linsen ideal", erklärt Gunther Oesker, Kontaktlinsen-Spezialist des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA).

Arzt

Gunther Oesker ist Diplom-Ingenieur für Augenoptik in Stuttgart und Kontaktlinsen-Spezialist des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA).

Weiche Linsen gibt es als Tages-, Wochen- oder Monatslinsen. Sie haben den Vorteil, dass sie wegen des anschmiegsamen Materials eine geringe Eingewöhnungszeit haben. Formstabile Modelle werden oft zunächst als Fremdkörper empfunden, erst mit der Zeit verliert sich dieses Gefühl. Für weiche Linsen spricht zudem, dass sie nicht so leicht aus dem Auge herausfallen und verloren gehen.

"Auch bei staubiger Luft bereiten sie wenig Probleme", erläutert Katrin Andruschow von der Stiftung Warentest in Berlin. Da sie aber weniger Sauerstoff an die Hornhaut lassen als formstabile Linsen, ist das Infektionsrisiko grundsätzlich höher.

Aber auch die harten Linsen haben einen Vorteil: "Sie korrigieren Hornhautverkrümmungen besser und halten bis zu zwei Jahre", sagt Oesker. Da sie kleiner als weiche Linsen sind, können sie allerdings leichter verrutschen und herausfallen.

Probelinsen vor dem Kauf

Bevor sich jemand endgültig für den Kauf von Kontaktlinsen entscheidet, trägt er zunächst Probelinsen. Beim ersten Einsetzen hilft der Optiker. Mindestens 15 Minuten lang sollte man sie tragen - entweder in der Praxis, im Geschäft oder auf der Straße.

"Erst danach lassen sich für eine erste Einschätzung der Sitz der Linsen und die Sehleistung zuverlässig beurteilen", erklärt Andruschow. Anschließend ist ein Probetragen im Alltag sinnvoll. Hat der Patient Probleme mit den Linsen, probiert er neue aus. Erst wenn alles passt, werden Linsen nach den individuellen Vorgaben bestellt und verkauft.

Wie teuer die Linsen sind, hängt vom Material und Linsentyp ab. Formstabile Modelle kosten mehrere hundert Euro, können aber bis zu zwei Jahre getragen werden. Weiche Linsen sind günstiger und oft für unter 100 Euro zu haben. In der Regel kommt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für die Kosten nicht auf. Nur bei starker Fehlsichtigkeit (ab acht Dioptrien) zahlt die GKV einen Zuschuss.

Regelmäßige Kontrolle wichtig

Wer Kontaktlinsen trägt, sollte ihren Sitz regelmäßig kontrollieren lassen. "Das gilt vor allem bei weichen Linsen", sagt Hoppe. Träger von harten Linsen nehmen aufgrund des Materials schnell wahr, wenn ihre Sehhilfe nicht perfekt am Auge sitzt. Wer weiche trägt, merkt oft zunächst keine Beschwerden. Schlecht sitzende Linsen können Augenentzündungen verursachen.

Prinzipiell sollten Linsen nur tagsüber und nur so lange getragen werden wie auf der Verpackung vorgesehen: einen Tag, eine Woche oder einen Monat lang. Etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen nimmt der Träger die Linsen heraus, reinigt und desinfiziert sie. Dafür legt man sie nach dem Händewaschen auf die Handinnenfläche. Jede Linse wird mit dem Pflegemittel aufgefüllt und etwa 30 Sekunden abgerieben. Anschließend legt man die Linsen in den Linsenbehälter, sie werden für mehrere Stunden in einer speziellen Flüssigkeit desinfiziert.

Der Behälter muss nach jedem Benutzen mit dem Pflegemittel abgespült und getrocknet werden. Spätestens nach drei Monaten sollte er komplett ausgetauscht werden. Wenn die Augen brennen, jucken oder gerötet sind, verzichtet man besser auf das Einsetzen der Linsen und geht zum Augenarzt. Auch wer Linsen trägt, sollte also immer eine Brille parat haben, rät Hoppe. (dpa)

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