Lieber ohne AutoTipps für den sicheren Schulweg

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Schulweg zu Fuß

Kinder sollten auf den bevorstehenden Schulweg vorbereitet werden, um diesen am ersten Schultag meistern zu können.

Nächste Woche ist es soweit: Am Donnerstag beginnt für Erstklässler die Schule - und damit auch ihre aktive und regelmäßige Teilnahme am Straßenverkehr.

Schulanfänger sind im Straßenverkehr aber häufig überfordert. Zum einen hören und sehen Kinder im Alter von durchschnittlich sechs Jahren noch anders. Sie können etwa nicht einschätzen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Außerdem ist ihr Gesichtsfeld eingeschränkt: "Ihnen fehlt noch die Fähigkeit, nahende Autos oder Radfahrer aus dem Augenwinkel zu erkennen", erklärt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Und sie denken: "Wenn ich das Auto sehe, sieht es mich auch." Außerdem können kleine Kinder noch nicht so schnell reagieren wie Erwachsene: In der Regel benötigen sie rund dreimal so lange. Dass sie den komplexen Situationen oft nicht gewachsen sind, liegt aber auch an ihrer geringen Körpergröße: "Häufig fehlt ihnen der Überblick", sagt Roman Suthold. "Außerdem werden sie leicht übersehen." Aufgrund ihrer kurzen Beine brauchen sie zudem mehr Zeit, um eine Straße zu überqueren. Und: Kinder lassen sich leicht ablenken.

Umso wichtiger ist es, sie richtig auf den bevorstehenden Schulweg vorzubereiten. Wir haben uns Tipps beim ADAC und der Kölner Verkehrswacht geholt und erklären, worauf Eltern achten sollten.

Zu Fuß zur Schule

Eltern sollten den Weg mit ihrem Kind bereits vor dem ersten Schultag üben - nach Möglichkeit fünf bis zehn Mal. Tun sollten sie dies am besten zu den üblichen Schulwegzeiten. An Wochenenden oder am Abend herrscht in der Regel keine vergleichbare Verkehrssituation.

Auf dem Weg sollten Eltern mit ihrem Kind über die möglichen Gefahren sprechen: Die Hauptunfallursache bei Fußgängern auf dem Schulweg ist das Überqueren von Straßen an ungesicherten Stellen - insbesondere, wenn Autos am Fahrbahnrand parken oder Hecken, Bäume, Kurven oder Kuppen die Sicht einschränken.

Kinder sollten die Straße nach Möglichkeit immer nur an Ampeln, Verkehrsinseln oder Zebrastreifen überqueren. Aber auch solche vermeintlich sicheren Übergänge können Gefahrenstellen sein. Denn: Kaum eine Regel wird von Autofahrern so missachtet wie der Zebrastreifen.

Kinder sollten ihre Absichten im Verkehr daher immer durch Handzeichen signalisieren - und in solchen Situationen immer den Augenkontakt mit dem Autofahrer suchen. Und grundsätzlich immer erst am Bordstein stoppen, schauen und dann gerade über die Straße gehen, nicht quer.

Weitere Beispiele für Gefahrenstellen sind: Stark befahrene Radwege entlang des Gehwegs, fehlende, plötzlich endende oder blockierte Gehwege sowie Grundstücksausfahrten, die schwer einzusehen sind.

Den optimalen Weg planen: Der kürzeste ist nicht immer der sicherste. Mit kleinen Umwegen lassen sich solche Gefahrenstellen oft vermeiden.

In den ersten Wochen oder auch Monaten sollten Kinder noch nicht allein gehen. Eine Möglichkeit ist, sich mit anderen Familien abzusprechen und einen sogenannten "Laufenden Bus" zu organisieren: Dabei begleitet immer ein Erwachsener im Wechsel drei bis vier Kinder. Auf dem Weg vereinbart man Haltestellen, an denen die Kinder eingesammelt werden.

Wenn sie gemeinsam mit anderen Kindern gehen, können auch schon Erstklässler nach einigen Wochen ohne erwachsene Begleitperson zur Schule gehen. Wie früh das möglich ist, ist aber von Kind zu Kind unterschiedlich - und hängt auch vom jeweiligen Schul- und Wohnort ab.

Mit dem Fahrrad

Bis zur vierten Klasse sollten Kinder noch nicht allein mit dem Fahrrad oder Roller zur Schule fahren. "Bis dahin sind sie von ihrer Entwicklung einfach noch nicht so weit", sagt ADAC-Experte Roman Suthold. Denn auch wenn Kinder bereits mit dem Fahrrad fahren können, erfordere dies meist ihre volle Konzentration. Kämen dann komplexe Situationen des Straßenverkehrs hinzu, seien sie meist überfordert. Das Risiko, dass etwas passiert, sei einfach zu hoch.

Mit dem Fahrrad zur Schule fahren sollten Schüler zudem erst dann, wenn sie eine Fahrrad-Prüfung gemacht haben. Und die macht man in der Regel in der vierten Klasse. Aber auch dann gilt: Das Fahrrad muss verkehrssicher sein, der Schüler sollte einen Helm tragen und den Weg vorher mit einem Erwachsenen gründlich geübt haben.

Bus und Bahn

Grundschüler sollten nach Möglichkeit keinen so weiten Weg zur Schule haben, dass sie mit Bus oder Bahn fahren müssen. Falls doch - oder bei älteren Kindern gilt: Auch den Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollten Eltern mit ihren Kindern üben.

Die meisten Unfälle passieren, wenn Kinder unmittelbar vor oder hinter dem Bus die Fahrbahn überqueren, da sie dort leicht übersehen werden. Eltern sollten ihrem Kind klarmachen, dass es die Straße immer erst überqueren darf, wenn Bus oder Bahn abgefahren sind.

Auch beim Warten an der Haltestelle sollten Kinder wissen, dass sie vorsichtig sein müssen: Oft toben und spielen sie in dieser Zeit - und achten nicht auf die Straße oder einfahrende Busse und Bahnen.

In Bus und Bahn gilt: Kinder sollten sich nach Möglichkeit immer setzen. Wenn kein Platz frei ist und sie stehen müssen, sollten sie sich immer gut festhalten. Außerdem sollte ihnen klar sein, dass sie durch lautes Schreien oder herumtoben den Busfahrer ablenken können - was das Unfallrisiko erhöht.

Ausnahme Autofahrt

Eltern sollten ihre Kinder nur in Ausnahmefällen mit dem Auto zur Schule bringen. Dafür gibt es zwei Gründe:

1. Wenn Kinder nicht selbstständig am Straßenverkehr teilnehmen, können sie es auch nicht lernen.

2. Zu Fuß gehen ist sicherer: Statistisch gesehen passieren Kindern die meisten Unfälle, wenn sie Beifahrer im Auto sind - und nicht wenn sie als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs sind. Und insbesondere da sehr viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, kommt es morgens vor dem Eingang häufig zu einem unübersichtlichen Verkehrschaos. Gerade dort ist die Unfallgefahr sehr hoch. "Das ist momentan ein Riesen-Problem", sagt ADAC-Experte Roman Suthold.

Tipp: Wenn Sie Ihr Kind mit dem Auto fahren, sollten Sie es nach Möglichkeit bereits 150 bis 200 Meter vor der Schule rauslassen. Zum einen tragen Sie dann nicht zum Chaos vorm Schultor bei. Und Sie setzen Ihr Kind nicht dieser gefährlichen Situation aus. Einige Schulen haben eigens dafür sogenannte Elterntaxi-Stellen eingerichtet.

Halten Sie außerdem wenn möglich immer auf der Straßenseite, auf der die Schule liegt. So muss Ihr Kind nicht die Straße überqueren. Und: Lassen Sie es grundsätzlich auf der Gehwegseite ein- und aussteigen. Parken Sie nie im Bereich von Haltestellen. Dadurch behindern Sie sowohl die Busse als auch die ein- und aussteigenden Kinder.

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