ModeHysterie um den Look von der Straße

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Das Design-Kollektiv von Vetements zerstört Kleidung, um sie neu zusammenzusetzen.

Alte Levi's vom Flohmarkt, Heavy-Metal-Kapuzenshirts und Lederkutten aus der Gothic-Szene. Das ist Vetements. Das Label der Stunde, der Hype aus Paris. Aus dem Französischen übersetzt, bedeutet es nichts anderes als Kleider. Allerdings sind es Kleider, die nicht der klassischen Nomenklatur für luxuriöse Designermode folgen, sondern eher dem Konzept Anti-Mode und Ghetto-Schick.

Kurz: Das, was eben noch als uncool galt, bringt Vetements auf den Laufsteg. Und das, was im klassischen Sinne nicht zusammenpasst, fügt Vetements zu einem Look zusammen, der gerade richtig Fahrt aufnimmt: Mit übergroßen Sweatshirts, DHL-, Polizei- oder anderen, eher fragwürdigen Aufdrucken. Im weitesten Sinne lässt sich der Look als Streetstyle bezeichnen mit ein paar verirrten Rüschen, weniger freundlich als groteske Ironie. Celebrities wie Kanye West und Rihanna, aber auch recht stilsichere Fashion-Ikonen wie Alexa Chung und Chiara Ferragni werden im Moment magisch davon angezogen. Dank Instagram und den übrigen Kanälen wurde das Label innerhalb kürzester Zeit weltweit bekannt. Begeistertes Klatschen bis hysterisches Geschrei hört man also nicht nur am Pariser Laufsteg, sondern findet die Kollektion vor allem in den nennenswerten Luxus-Online-Shops.

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Für den Streetstyle werden mittlerweile hohe Preise gefordert.

Dass die Stücke zu astronomischen High-end-Preisen verkauft werden scheint den Hype noch zu befeuern. Eine Lederjacke kostet knapp 4000 Euro, ein Sweatshirt um 800 Euro, eine gebrauchte und leicht aufgepeppte oder abgeschnittene Jeans um 1000 Euro. Mit derartigen Preisen ist das oberste Limit erreicht, wir befinden uns auf Chanel-Vuitton-Valentino-Niveau. Aber wie der erfolgreiche Verkauf von Luxusmode funktioniert, ist dem Design-Kollektiv um Demna Gvasalia durchaus bekannt.

Gvasalia ist das Sprachrohr, auch wenn er sich nicht als Chefdesigner von Vetements sieht. Das Kollektiv wechselt ständig, die Kreativen haben an renommierten Modeschulen gelernt und in Luxus-Modehäusern gearbeitet. Doch vom System schienen sie ermüdet, genervt. Und so fingen sie an, gebrauchte Mode auseinanderzunehmen und neu zusammenzusetzen, sowie auch Martin Margiela den Dekonstruktivismus von der Architektur in die Mode übersetzte.

Schöne Ironie

Folgerichtig fand auch ihre erste Show in einem Pariser Schwulenclub anstatt in glänzenden Hallen statt. Bereits ihre erste Kollektion (Sommer 2015), schaffte es auf Anhieb in knapp 50 Shops. Die Winterkollektion war bei doppelt so vielen Händlern. Im Juli folgte das Kollektiv der Einladung des Pariser Chambre Syndicale - und präsentierte seine erste Haute Couture Schau. Das wiederum ist eine schöne Ironie.

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