Möbelmesse IMM in KölnTrend zum Rückzug ins Private

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"Lovers Paradise" von Signet

Köln – Die internationale Möbelmesse IMM in Köln hat am Montag begonnen. 150 000 Besucher werden bis Sonntag erwartet. 1360 Aussteller aus 50 Ländern stellen ihre Neuheiten auf 270 000 Quadratmetern vor. Die Messe steht ganz im Zeichen von Behaglichkeit und dem Rückzug in die eigenen vier Wände. Mit der weltweit größten Möbelmesse geht in diesem Jahr auch die Küchenmesse Livingkitchen an den Start, die alle zwei Jahre Bestandteil der IMM ist. An den ersten vier Tagen ist die Messe für Fachbesucher reserviert. Ab Freitag macht sie ihre Türen auch für die Allgemeinheit auf.

In weltpolitisch turbulenten Zeiten suchen die Menschen Sicherheit und Beständigkeit im Häuslichen, der Trend zum Biedermeier, der Rückzug ins Private, verstärkt sich weiter. Der Möbelbranche hierzulande kommt das zugute. Sie verzeichnet seit drei Jahren deutliche Zuwächse und freute sich 2016 über ein Umsatzplus von 3,5 Prozent.

Zeitgefühl der Fünfziger

Aufgrund der anhaltenden Suche nach Behaglichkeit ist in diesem Jahr erneut der sogenannte "Mid-Century-Style" gefragt, der sich an das Zeitgefühl der fünfziger Jahre anlehnt. Dunkle, edle Hölzer und Leder in modernen, schlichten Formen prägen diesen Stil. Es ist ein Lebensgefühl, das an vermeintlich sichere, übersichtlichere und behagliche Zeiten erinnert, in denen Konrad Adenauer Politik machte und Frank Sinatra sich auf Schwarz-Weiß-Filmen in die Herzen der Zuschauer sang. Die Firma Schönbuch, die sich auf Designmöbel versteht, entdeckt folgerichtig die gute, alte Bar wieder und zeigt ihren von Stardesigner Christian Haas entworfenen Barschrank, der von innen beleuchtet und in 42 verschieden Farben ab 2500 Euro zu haben ist.

Alles zum Thema Konrad Adenauer

Der Trendexpertin Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie zufolge ist derzeit ein eher uneinheitlichen Wohnstil mit ausgesuchten Möbeln und Wohnaccessoires angesagt. Gefragt seien zudem Stücke im alpinen Stil und mit Nostalgie-Charakter.

Smarte Küchen

Einen weiteren Trend setzt das Thema Smart Home fort, das Wohnen in intelligenten Häusern und Wohnungen. Die Initiative "let's be smart", der sich 36 verschiedene Hersteller wie Küchenhersteller Nolte, der Armaturenhersteller Grohe und der Anbieter für Haushaltsgeräte Miele angeschlossen haben, demonstriert das vernetzte Wohnen. Die Eingangstür erkennt den Hausherrn und öffnet sich von selbst.

Türen und Fenster registrieren einen Einbruchsversuch und schließen automatisch die Rollläden. Der Abfallkalender der Stadt oder Gemeinde synchronisiert sich mit der Haussteuerung, welche per Nachricht auf dem Mobiltelefon oder farblich leuchtenden Bausteinen im Vorgarten signalisiert, wann welche Mülltonne vor die Tür gestellt werden muss. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zeigt sich immerhin eine Mehrheit von 65 Prozent der Deutschen aufgeschlossen gegenüber einem immer intelligenter werdenden Zuhause.

Nicht weniger innovativ geht es inzwischen in der Küche zu. Nolte demonstriert mit einer Keramikplatte, in der sich unsichtbar für das Auge Induktionsplatten verstecken, eine Weltneuheit. Der Herd wird zugleich zur Arbeitsplatte.

Ein Tischbeamer von Sony wirft Rezepte und Einkaufslisten auf den Tisch und lässt sich per Gestensteuerung auch mit Tomatensauce an den Händen bedienen, ohne das Gerät anfassen zu müssen. Das Leben verlagert sich zunehmend aus dem Wohnzimmer in die Küche. Das stellt auch der Sofahersteller Cor fest und stellt ein Ecksofa für den Esstisch vor. Außerdem werden Kücheninseln immer populärer, meint Stefan Waldenmaier, Geschäftsführer des Herstellers Leicht, der ein Umsatzplus von elf Prozent verzeichnet. Es sei ein Ort, den man herzeigen wolle. "Die Küche ist zum Statussymbol geworden", sagt er.

Alle Infos zur Möbelmesse

Die internationale Möbelmesse in Köln (Kölnmesse, Hallen 2, 3, 5.1, 6-11) dauert noch bis zum Sonntag. Freitag bis Sonntag sind die Publikumstage.

Geöffnet ist die Messe für Besucher täglich von 9 bis 18 Uhr und am Sonntag von 9 bis 17 Uhr. Ein Tagesticket im Vorverkauf kostet 12 Euro, ab dem 20. Januar 24 Euro.

Während dieser Zeit findet im Rahmen der Messe zum ersten Mal der Designer Market für Endverbraucher statt. Veranstalter ist das Design-Unternehmen Blickfang. Tagestickets für 8 Euro gibt es im Online-Shop.

www.imm-cologne.de

www.blickfang-onlineshop.com

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