Stiftung WarentestGuter Klang ohne Kabel – 17 Bluetooth-Kopfhörer im Test

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Vor allem unterwegs sind Bluetooth-Kopfhörer praktisch: Kein Kabel bleibt hängen oder verheddert sich. Doch hält der Funkkopfhörer beim Klang mit den kabelgebundenen Kollegen mit? Und was, wenn der Akku im falschen Moment plötzlich leer ist? Alles halb so wild. Ein aktueller Test von 17 Bluetooth-Kopfhörern von 35 bis 345 Euro zeigt: Viele Kopfhörer spielen mit einer Akkuladung länger als ihr Musiklieferant, das Smartphone.

Sieben Modelle klingen gut - sogar im Vergleich zu Kabelmodellen.

Aufliegend oder umschließend?

Die Warentester haben sowohl ohraufliegende als auch ohrumschließende Modelle getestet. 300 Euro muss niemand für einen guten Kopfhörer ausgeben. Doch vom 35-Euro-Gerät raten die Tester vor allem wegen seines Tons ab. Am besten klingt eines der drei Modelle mit großen, ohrumschließenden Hörmuscheln: Sennheiser Urbanite XL Wireless. Die anderen 14 Modelle im Test sind kleiner, ihre Hörmuscheln liegen auf dem Ohr auf.

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Skullcandy mischt den Markt auf

Eine Besonderheit ist das US-amerikanische Unternehmen Skullcandy, das noch keine 15 Jahre am Markt ist. Anders als Traditionsfirmen wie Sennheiser, Bose oder Philips verkaufen die Amerikaner ihre Kopfhörer nicht nur im Fachhandel, sondern auch in Modegeschäften.

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Doch trotz des ungewöhnlichen Vertriebswegs richtet sich die Marke nicht nur an hippe Discogänger. Beats by Dr. Dre ist dagegen eher etwas für Hipster.

Die inzwischen zu Apple gehörende Kultmarke bedient Musikfans, die es etwas wuchtiger mögen.

Akkuspieldauer geht in Ordnung

Viele Kopfhörer spielen mit vollem Akku mehr als 30 Stunden, Einer der Testbesten, der Skullcandy Grind Wireless, hält leider nur knapp halb so lange durch. Die größte Ausdauer hat mit fast 47 Stunden der Beats by Dr. Dre. Doch selbst wenn der Akku leer ist, muss mit der Musik noch lange nicht Schluss sein: Außer JVC und Sony verfügen alle Kopfhörer im Test über einen Kabelanschluss und liefern ein Audiokabel mit. Da wird das Smartphone angeschlossen - und weiter geht's. Primär rettet das Kabel den Musikgenuss bei leerem Akku. Damit spielen die Kopfhörer aber auch nach dem Akkutod munter weiter. Nur eben nicht mehr via Funk, denn üblicherweise sind die Akkus fest eingebaut. Allein den Akku des B&O Play kann jeder austauschen - so einfach wie bei einer Digitalkamera. Ihn gibt es für 44 Euro.

Warnung vor leerem Akku

Ärgerlich, wenn der Akku schon kurz nach Verlassen der Wohnung leer ist. Ein Blick auf die Ladeanzeige mit Leuchtdioden sorgt für Klarheit. Sie leuchten nach dem Einschalten kurz auf. Oft signalisiert eine Art Morsecode, wie viel Ladung verbleibt, oder es informiert eine Anzeige mit mehreren LED wie beim Beats. Im Spielbetrieb sind die LED aus. Da sprechen die Kopfhörer den Nutzern eine akustische Warnung ins Ohr - beim Skullcandy aber erst wenige Minuten vor dem Aus. So knapp geht es auch bei anderen zu. Ein Modell schaltet sogar ohne akustische Vorwarnung einfach ab. Sony dagegen warnt zu früh: knapp elf Stunden vor dem Aus beginnt eine LED zu blinken.

Am TV machen nicht alle Spaß

Beim Fernsehen fällt zuweilen auf, dass der Ton dem Bild etwas hinterherhinkt. Die Digitaltechnik bei Bluetooth muss den Ton erst aufbereiten und braucht ein paar Millisekunden Zeit, ihn zu Gehör zu bringen. Bei den im Prüfpunkt Tonversatz sehr guten Modellen passt der Ton zum Bild, sie funktionieren praktisch ohne Zeitverzögerung. Der billigste im Test, Isy IBH 2100, dagegen hinkt dem Fernsehbild sehr deutlich hinterher und schmälert den Fernseh-Genuss.

Das ist anders bei Bluetooth

Umsteiger vom Kabelkopfhörer erleben oft schon bei der Kopplung mit dem Smartphone eine Überraschung. Etlichen Modellen fehlt eine separate Taste dafür.

Erst ein langer Druck auf die Ein/Aus-Taste startet die Paarung.

Im Bluetooth-Menü des Smartphones erscheint dann die Bezeichnung des Kopfhörers. Mit einem Fingertipp darauf koppelt der Nutzer beide Geräte. Von nun an verbinden sie sich automatisch.

Nicht nur die Musik berührt

Bei drei Kopfhörern sind die Außenseiten der Hörmuscheln berührungsempfindlich. Fingergesten lösen Steuerbefehle wie lauter/leiser aus.

Das geschieht beim Zurechtrücken des Hörers auch leicht mal unbeabsichtigt. Besser ist dann doch ein Griff zum Kopfbügel oder mit spitzen Fingern am Ohrpolster, denn in diesem Fall berühren die Hände auch nicht unabsichtlich das Touchpad.

Am Kabel kann es laut werden

Abhängig vom Zuspieler können acht Modelle beim Anschluss über das mitgelieferte Audiokabel sehr laut werden. Über Bluetooth besteht bei keinem Kopfhörer die Gefahr, das Ohr zu schädigen.

Sie erreichen alle einen recht ordentlichen Schallpegel, limitieren die Lautstärke allerdings auf ein erträgliches Maß. (td)

Die wichtigsten Ergebnisse

Testsieger: Am besten im Test klingt der Sennheiser Urbanite XL Wireless für 245 Euro. Knapp dahinter liegt der Bose Soundlink around-ear II für 256 Euro. Er ist nur wenig schlechter im Ton, hat dafür aber einen besseren Tragekomfort.

Für unterwegs taugen laut Warentestern eher ohrenaufliegende Kopfhörer wie Philips SHB9250 für 84 Euro und Skullcandy Grind Wireless für 87 Euro. Letzterer hat einen besseren Klang, dafür einen schwachen Akku.

Ergebnisse aus dem Heft "test" der Stiftung Warentest, Ausgabe Juni 2017

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