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Tipps für den GartenMoos sorgt für ein ideales Mikroklima

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Mit Moos lassen sich auch Mosaike gestalten – wie hier im Museum „Nahe der Natur“ in Staudernheim.

Mit Moos lassen sich auch Mosaike gestalten – wie hier im Museum „Nahe der Natur“ in Staudernheim.

Moos ist keine sexy Pflanze. Und auf dem eigenen Grundstück ist es vielen Hobbygärtnern ein Dorn im Auge. Doch schaut man mal nicht zwischen die Grasbüschel im Rasen, hinter Terrakotta-Töpfe und auf die Steinplatten im Schatten, entdeckt man ganz neue Seiten der grünen Polster, die sich weich und flauschig anfühlen.

„Moos hat ein tiefes, wohltuendes Grün und erzeugt ein gutes Kleinklima“, erklärt der Naturschutzbiologe Michael Altmoos, Betreiber des Museums „Nahe der Natur“ in Staudernheim (Rheinland-Pfalz). Moos sei quasi eine Klimaanlage.

Und es hat eigentlich seit Jahrhunderten seinen festen gestalterischen Platz im Garten – in Japan, ergänzt Wolfgang Hess, Buchautor und Leiter des Zen-Klosters in Liebenau nahe Hannover. „Moos wird in der japanischen Gartentradition vielfach als Bodendecker verwendet.“ Diese grünen Flächen helfen bei der optischen Täuschung: Sie erschweren dem Auge einen Größenvergleich.

Das ist gerade in der Gestaltung von Gärten in der japanischen Tradition nützlich, da hier auf kleinem Raum ganze Landschaften aufgebaut werden. Aber Grün hat noch einen Nutzen: Es spreche Menschen instinktiv positiv an, erläutert Zen-Experte Hess.

Moose sind im Grunde recht einfach gebaut, und sie trocknen leicht aus, weil sie keine Schutzschicht haben. Sie haben zum Halten nur wurzelartige Strukturen, erläutert Hess. Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen kann aber über die Luft stattfinden. „Viele Moose wachsen daher im Schatten, wo die Luftfeuchtigkeit natürlich hoch ist“, erklärt Altmoos, der einen 500 Quadratmeter großen Moosgarten im Naturschutz-Museum pflegt. Es gibt auch Arten, die in der Sonne wachsen, aber sie eignen sich nicht für den Garten. Voraussetzung für die Anlage eines Moosgartens ist eine freie Fläche – ohne Konkurrenzpflanzen wie Unkräuter. Deren Ansiedlung lässt sich mit einer Vliesdecke nicht gut verhindern, findet Hess. Er schwört daher auf eine Auflage, deren Hauptbestandteile Beton und Torf sind. Während der Beton abdichtet und die Modellierung hält, sorgt der Torf dafür, dass Wasser versickert und gleichzeitig gespeichert werden kann. „Darüber bringt man nochmals eine fünf bis sieben Zentimeter hohe Torfschicht aus“, erklärt Hess. Darauf kommt dann das Moos.

Altmoos hat hingegen die Erfahrung gemacht, dass die Pflanzen die meiste Konkurrenz von alleine verdrängen. So verzichtet er auf die Betonschicht. „Nur Sauerklee oder Farne, die stören, müssen ab und an mal entfernt werden.“ Und doch, der Naturschützer rät, aus gestalterischen Aspekten manches zierliche Farn ganz bewusst zwischen den grünen Polstern stehen zu lassen. Moos als Kulturpflanze gibt es nur in Spezialbetrieben zu kaufen. Aber es gibt im Garten sicher Moos, das sich umsiedeln lässt. „Braucht man größere Mengen, dann kann man beim Förster um Erlaubnis bitten, ob man im Wald etwas holen darf“, erläutert der Buchautor. Man sollte nämlich wissen, dass Moose geschützt sind und nicht einfach aus dem Wald gesammelt werden dürfen.

„Wenn man Moos holen darf, nimmt man von verschiedenen Stellen ein wenig weg und achtet darauf, dass immer etwas stehen bleibt“, sagt Hess. Altmoos ergänzt, dass die Pflanzen einfach nur fest an den Untergrund angedrückt werden müssen. Das umgesiedelte Moos wird sich dann rasch durch Sporen ausbreiten.

In seinem Themengarten kultiviert der Experte Altmoos 23 verschiedene Arten, wobei in der direkten Umgebung sogar über 80 Varianten vorkommen. „Die gängigsten Arten sind Frauenhaarmoos und Katharinenmoos“, sagt Hess. Auch Zottel-, Farn- und Moormoos empfiehlt er. Es kommt beiden Experten aber nicht so sehr auf die Arten in der Verwendung an, sondern vielmehr auf den kreativen Umgang mit den flachen Polstern. Hess etwa rät, nicht nur eine ebene Fläche damit zu bedecken. Es sei reizvoller, auch die Vertikale einzubeziehen. Die Pflege einer Moosfläche ist im Grunde relativ einfach, wenn sich die Pflanzen wohlfühlen und von alleine wachsen. Das bedeutet, dass genügend natürliche Feuchtigkeit vorhanden sein muss. Sollte es genau daran mangeln, kann man nachhelfen mit einer Beregnungsanlage. Ideal sind feine Düsen, die das Wasser in feinen Tropfen oder sogar als Nebel versprühen. „Es reicht aus, die Anlage mit Hilfe von einem Bewässerungscomputer morgens und abends auf zehn Minuten einzustellen“, so Hess. Dieser feine Wassernebel wirkt sich insgesamt positiv auf die Gartenluft aus, weil er wie ein Filter wirkt.

Im Herbst müssen Hobbygärtner das herabfallende Laub vorsichtig von den Moosen entfernen – wobei es durchaus reizvoll aussieht, einige verfärbte Blätter dekorativ auf dem grünen Polster kunstvoll zu arrangieren. Insgesamt gilt für kleine Moosbeete: Sie mit Steinen und Hügeln zu gestalten, regt die Kreativität an. Und selbst auf dem Balkon macht es Spaß, mit diesem Material zu experimentieren. Passende pflanzliche Begleiter sind Gehölze. Experte Hess empfiehlt beispielsweise Japanische Ahorne. „Besonders schön wirkt es, wenn das Moos bis an den Stamm heranwächst.“ (dpa)

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