Tipps vom ExpertenDas hilft gegen die Übersäuerung des Körpers

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Zitronen

Schmecken viel­leicht sauer, lassen uns aber nicht über­säu­ern: Zitronen sind leicht basisch.

Köln – Frau Lohmann, Sie haben einen Ratgeber über die "50 besten Säure-Killer" geschrieben. Sind Säuren wirklich so gefährlich für uns und unseren Organismus?

Nein. Es gibt zum Beispiel den Magen, der ein extrem saures Milieu hat, was aber durchaus gut ist. Denn die Magensäure sorgt einerseits für eine optimale Verdauung von Proteinen und anderseits für die Vernichtung von Bakterien.

Was ist denn dann das Problem?

Das Problem ist, dass wir durch unsere moderne Lebensweise und die sich in den letzten 50 Jahren dramatisch veränderte Ernährungsweise in einem Übermaß Säuren aufnehmen, die wir aber nicht mehr in dem Maße abgeben können, weil wir zum Beispiel viel weniger als früher körperlich arbeiten und uns weniger bewegen. Und diese Übersäuerung im Gewebe, im Fachjargon sprechen wir von einer latenten Azidose, kann Wegbereiter für viele Funktionsstörungen und körperliche Beschwerden sein. Um sich wohl zu fühlen braucht der Mensch ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis. Zum Glück verfügt der Körper über verschiedene Regulationssysteme, wie Nieren, Haut, Lunge und Lymphe, die Schwankungen im Säure-Basen-Haushalt ausgleichen. Wenn sich aber Säuren im Übermaß ansammeln, gerät das System in eine Schieflage.

Wie kommt es denn zu dem Säureüberschuss?

Zum einen natürlich durch unsere Ernährung. Wir essen heute unregelmäßiger als früher und auch viel mehr industriell verarbeitete Produkte oder wir trinken Softdrinks. Diese enthalten etwa phosphathaltige Säuren, die wir nicht so gut abbauen können. Problematisch zum Beispiel ist auch der hohe Anteil von Arachidonsäure in rotem Fleisch. Diese entzündungsfördernde Säure belastet vor allem die Gelenke. Aber auch Stress kann dafür sorgen, dass der Säure-Basen-Haushalt in eine Schieflage gerät. Das dabei ausgeschüttete Hormon Adrenalin wird nämlich sauer verstoffwechselt. Auch Schlaf- und Bewegungsmangel, Medikamente, Umweltbelastungen, Alkohol, Rauchen oder auch Extremsport im anaeroben Bereich können zu Übersäuerungen führen. Interessanterweise wissen wir seit neuestem, dass auch Diäten, vor allem diejenigen, die auf Proteinen basieren, oder auch Heilfasten unsere Säure-Basen-Balance stark belasten, weil Ketonsäuren und Harnsäure freigesetzt werden. In der Zeit muss deshalb die Basenzufuhr erhöht werden.

Was bewirken diese Schieflagen?

Schon kleine Verschiebungen des Säuregrades können große Veränderungen nach sich ziehen. Es sind vor allem basische Mineralstoffe, die der Körper einsetzt, um überschüssige Säuren abzupuffern. Bei chronischer Säurebelastung muss er sich seine Basenreserven zum Ausgleich heranziehen und so gehen zum Beispiel wertvolle Kalzium-, Magnesium- , oder Kaliumvorräte aus den Knochen und anderen Depots verloren. Es gibt neue Studien, die belegen, dass basenarme Ernährung negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit hat.

Gibt es Alarmsignale des Körpers, wenn er übersäuert?

Viele Menschen denken bei Übersäuerung automatisch an Sodbrennen. Ein saurer Magen hat aber nichts damit zu tun. Die Symptome einer latenten Azidose sind eher unspezifisch. Man fühlt sich vielleicht müde und ist stressempfindlich, hat Kopfschmerzen oder auch Muskel- und Gelenkbeschwerden. Insgesamt fühlt man sich unkonzentriert und "ausgelaugt".

Was kann man denn tun, damit die Balance wieder hergestellt wird. Verraten sie uns ihre drei wichtigsten Tipps!

Am wichtigsten wäre wohl, dass man bei der Ernährung versucht, die sogenannte 20:80-Regel einzuhalten, sprich: 80 Prozent der auf dem Speiseplan stehenden Lebensmittel sollten idealerweise basisch oder neutral sein. Das sind zum Beispiel Gemüse, Kräuter, Obst, Kartoffeln und Getreide. Nur 20 Prozent sollten sauer sein. Das sind zum Beispiel tierische Produkte wie Käse oder Fleisch oder industriell verarbeitete Speisen. (s. Liste auf der nächsten Seite). Wenn man sich einigermaßen an diese Regel hält, muss man eigentlich auf nichts verzichten. Man muss immer nur für den ausreichenden Ausgleich sorgen. Akut hilft bei einer Übersäuerung auch, reichlich Flüssigkeiten wie Wasser (ohne Kohlensäure), Kräutertee und stark verdünnte Saftschorlen zu sich zu nehmen, die den Körper durchspülen und Stoffwechselprodukte ausleiten, die bei Bewegung noch einmal mehr freigesetzt werden. Gerne empfehle ich aber auch mal ungewöhnliche Methoden. Zum Beispiel: Summen sie jeden Tag ihren Lieblingssong oder lachen sie einmal am Tag herzhaft.

Und was bringt das?

Summen hilft tatsächlich bei einer latenten Übersäuerung. Gerade wenn wir unter Stress und Anspannung stehen, wird die Atmung oberflächlicher und die Säuren bleiben liegen. Das Summen verlängert auf einfache Weise das Ausatmen und fördert damit die Ausleitung der Säure. Auch beim Lachen atmen wir zwangsläufig tiefer, nehmen mehr Sauerstoff auf und geben belastende Säuren ab.

Maria Lohmann ist Heilpraktikerin und Buchautorin. Sie ist Ende August Referentin beim Women's Health Day in Köln und sprach mit Angela Horstmann über die Gefährlichkeit von Säuren für die Gesundheit.

Die Top 10 der Säuren

  • Innereien
  • Fleischbrühe , Fleisch
  • Speck , Schmalz
  • Limonaden , Softdrinks, Energydrinks
  • Lebensmittel, die in Dosen konserviert sind
  • Light-Getränke
  • Unreifes Obst und Gemüse
  • Gehärtete Fette
  • Schnell verdaubare Kohlenhydrate aus Weißmehl, Zucker und Süßigkeiten
  • Frittierte und panierte Speisen

Die Top 10 der Basen

  •   Marktfrisches Gemüse wie Wurzelgemüse und Möhren
  • Grüne Gemüse und Salate wie Spinat, Kohl, Zucchini, Feldsalat
  • Selbstgemachte Gemüsebrühe
  • Kräuter wie Petersilie, Basilikum
  • Kartoffeln , vor allem Pellkartoffeln
  • Frische Sprossen und Keimlinge
  • Sonnengereifte Früchte
  • Kaltgepresste Pflanzenöle (z.B. Lein- oder Rapsöl)
  • Buchenweizen und Trockenobst
  • Ungesättigte Fettsäuren wie in Leinsamen, Nüssen, Mandeln  
  •   Marktfrisches Gemüse wie Wurzelgemüse und Möhren
  • Grüne Gemüse und Salate wie Spinat, Kohl, Zucchini, Feldsalat
  • Selbstgemachte Gemüsebrühe
  • Kräuter wie Petersilie, Basilikum
  • Kartoffeln , vor allem Pellkartoffeln
  • Frische Sprossen und Keimlinge
  • Sonnengereifte Früchte
  • Kaltgepresste Pflanzenöle (z.B. Lein- oder Rapsöl)
  • Buchenweizen und Trockenobst
  • Ungesättigte Fettsäuren wie in Leinsamen, Nüssen, Mandeln  
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