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Tipps vom ExpertenSo gießt man seine Pflanzen im Sommer richtig

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Gießen

Klotzen statt Kleckern - lieber alle paar Tage richtig intensiv das Gartenbeet gießen statt täglich nur ein wenig.

Ob akkurater Rasen oder wild wuchernde Wiese, ob Gemüse- oder Rosenbeet - jeder Garten braucht im Sommer Wasser. Bei großen Grundstücken kann das ins Geld gehen, und die lauen Sommerabende verbringt so mancher Hobbygärtner am Gartenschlauch statt im Liegestuhl. Doch wer clever gießt, kann Geld, Wasser und vielleicht sogar Zeit sparen, ohne auf prächtig gedeihende Pflanzen zu verzichten.

Tonne, Zisterne oder Brunnen?

Am einfachsten ist es, Leitungswasser zu verwenden. Das ist aber auch am teuersten. Die Kosten liegen im Schnitt bei etwa zwei Euro pro 1000 Liter, dazu kommt die Abwassergebühr. Die lässt sich allerdings vermeiden, wenn man die Wasserleitung im Garten mit einem eigenen Zähler versieht, rät Jürgen Herrmannsdörfer, Vorstandsmitglied im Bundesverband Einzelhandelsgärtner in Berlin.

Völlig kostenlos und zudem ressourcenschonend ist Regenwasser. Die einfachste Auffangmöglichkeit sind Tonnen ohne Aufbereitungsanlage, angeschlossen an die Regenrinne, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Baumarkt gekauft oder aus ausrangierten Lebensmittelfässern selbst hergestellt, kosten sie Heldt zufolge inklusive Wasserhahn unter 100 Euro.

Johannes Welsch, Geschäftsführer des Industrieverbands Garten, schränkt aber ein: Mit einer Tonne sind aufgrund des fehlenden Drucks nicht alle Bewässerungssysteme kompatibel. Zudem ist das Gefäß schnell leer - der ganze Garten lässt sich so nicht bewässern.

Für größere Gärten kann sich eine unterirdische Regenzisterne lohnen. Diese sollte mindestens 5000 bis 6000 Litern pro 100 Quadratmeter Gartenfläche fassen, rät Herrmannsdörfer. Das reiche für maximal fünf bis sechs Bewässerungsgänge. "Eine kleinere Zisterne ist in Trockenperioden dauernd leer." Allerdings rät der Gartenexperte nur zur Anschaffung einer Zisterne, wenn Haus und Garten neu angelegt werden. "Sonst stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis." Laut Heldt sind es in jedem Fall mehrere tausend Euro.

Und ein eigener Brunnen? "Das geht nur in Gebieten mit relativ hohem Grundwasserspiegel", erklärt Heldt. Zudem müsse das Grundstück für das Bohrgerät zugänglich sein. Auch hier können die Kosten bei tieferem Grundwasserspiegel einige tausend Euro betragen.

Kanne, Sprinkler oder Rohrsystem?

Das günstigste Utensil zum Wässern ist die Gießkanne - die an ihre Grenzen stößt, wenn man nicht ein sehr kleines, genügsames Gärtchen hat. "Die nächste Stufe wären Rasensprenger und Sprühschlauch, wobei sich ein Sprenger für größere Flächen anbietet, auf denen man ihn weiterziehen kann", erläutert Philip Heldt.

Experte Jürgen Herrmannsdörfer rät allerdings, bei Gehölzen, Stauden und Hecken besser Tropfrohrsysteme zu verlegen - für eine gezielte Bewässerung direkt über der Wurzel. So verdunste kaum Wasser, zudem könne sich Unkraut viel schlechter ausbreiten. Auch für Nutzgärten seien Tropfrohre ideal.

Morgens oder abends gießen?

"Im Sommer in der Mittagssonne zu wässern ist reine Wasserverschwendung", erklärt Herrmannsdörfer. Dann ist der Boden und die Luft zu warm, die Feuchtigkeit verdunstet statt an die Wurzeln zu gelangen. Die beste Zeit sei zwischen 3.00 und 4.00 Uhr morgens, "dann ist der Boden am kühlsten." Da niemand so früh zum Wässern aufstehen will, hilft hier eine Zeitschaltuhr. Oder sucht den Kompromiss: Man steht immerhin eine Stunde früher als üblich auf. Herrmannsdörfer: "Um 6.00 Uhr zu wässern ist immer noch besser als um 20.00 Uhr." Dann nämlich ist es an heißen Tagen immer noch zu warm, und die Feuchtigkeit verdunstet eher.

Viel und seltener oder weniger und oft?

"Klotzen statt Kleckern", gibt Herrmannsdörfer als Gießregel aus. Wenn häufig wenig Wasser gegeben wird, wachsen die Wurzeln der Pflanzen nicht so tief, und sie brauchen schnell wieder Wasser. Zehn bis 15 Liter pro Quadratmeter sollten es schon sein. Das braucht Zeit - viele Hobbygärtner gießen nach Ansicht des Experten auch zu kurz: "Wer hat schon Lust, zwei Stunden lang seinen Garten zu wässern?" Doch so viel Zeit braucht die Menge unter Umständen zum Einsickern.

Allerdings kommen nicht alle Pflanzen mit weniger Wassergaben aus: Topfpflanzen brauchen täglich Nachschub. (dpa)

Giesstipps für Urlauber

Nach dem Urlaub wird mancher Hobbygärtner nervös: Wie sieht der Garten aus? Wer keinen Pflanzen-Sitter findet, kann mit diesen Tricks für bessere Überlebenschancen sorgen. Der Verbraucherinformationsdienst AID rät:

Kurztripp: Die Pflanzen kommen an einen dunkleren und kühleren Standort, das senkt den Wasserverbrauch. Aber sie sollten es auch nicht zu kühl und zu dunkel haben, denn ohne Licht und Wärme überleben die Pflanzen bekanntlich nicht.

Eine Woche Urlaub: Ein Hilfsmittel für Topfpflanzen sind wasserspeichernde Matten, die auf ein Gitter auf dem Boden der Badewanne kommen. Darunter wird Wasser eingefüllt - so befeuchten sich die Matten selbst und geben Wasser an die Töpfe mit Loch an der Unterseite ab. Natürlich gibt es auch Balkonkästen und Pflanzkübel mit integriertem Wassertank. Ganz unten im Gefäß liegt das Wasserreservoir, darüber der Boden und die Pflanzen. Eine Woche ohne Gießen lässt sich laut AID damit in der Regel überbrücken.

Der Sommerurlaub: Für Topfpflanzen eignet sich als Bewässerungssystem eine Tröpfchenbewässerung mit Tonkegeln. Ein etwa acht Millimeter dicker Schlauch verbindet den Wassertank mit dem Ton. Der feuchte Kegel kommt nahe den Wurzeln in die Erde. Trocknet die Erde um den Kegel ab, läuft automatisch Wasser aus diesem heraus, was ein Ventil zum Schlauchsystem öffnet - Wasser fließt tröpfchenweise in den Kegel nach. Ist das Substrat wieder feucht, verschließt sich das Ventil. So lässt sich laut AID eine große Zahl Pflanzen über mehrere Woche versorgen. (dpa)

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