Zecken und BorrelioseAuf Symptome achten

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Zecken beißen nicht

Nicht jede Zecke trägt Borrelien (Borreliose-Bakterien) in sich.

Kaum ein sommerlicher Ausflug, kein Picknick oder Waldlauf, bei dem sie nicht früher oder später zum (Streit-)Thema werden: Zecken. Nicht durch die Wiese laufen, sie sitzen am liebsten auf Grashalmen! Quatsch, sie lassen sich von Bäumen fallen!

Dich hat eine erwischt? Geh ihr mit Klebstoff an den Kragen! Blödsinn, die kann man nur mit einer Spezialzange entfernen. Diese und ähnliche Dialoge, wahlweise Ratschläge, hört man jedes Jahr aufs Neue gerade in der warmen Jahreszeit. Warum eigentlich nur im Sommer? Sind Zecken nicht das ganze Jahr aktiv? Wir haben zehn weit verbreitete Fragen gestellt und sie beantwortet.

Stimmt es, dass Zecken sich von Bäumen auf Menschen oder Tiere fallen lassen?

Zecken lauern in Gräsern, im Gebüsch, im Unterholz und auf Sträuchern. Dort warten sie auf einen passenden Wirt und halten sich bei Kontakt in Sekundenschnelle an ihm fest. Sie brauchen immer die direkte Nähe zum Wirt. Die meisten Zecken befinden sich dabei in einer Höhe von weniger als einem Meter, oft sogar nur zehn bis 50 Zentimeter über dem Boden. Von wegen Flohzirkus - Zecken können nicht springen, das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Sind Zecken nur im Sommer aktiv?

Zecken können schon bei Außentemperaturen von etwa sieben bis neun Grad Celsius aktiv werden. Solche Temperaturen werden selbst im Winter tagsüber auf sonnenbeschienenen und windgeschützten Stellen erreicht.

Heißt es eigentlich Zeckenstich oder Zeckenbiss?

Zecken haben einen Stech- und Saugapparat, der aus zwei Mundwerkzeugen besteht. Mit denen können sie die Haut des Wirtes aufschneiden, beziehungsweise aufreißen. Anschließend verankern sie den mit Widerhaken besetzten Stechrüssel in der Wunde. "Zeckenstich" ist somit ein zutreffenderer Begriff.

Werden Zecken vom Körpergeruch angezogen?

Forscher haben herausgefunden, dass Menschen mit einem besonderen Duft, zum Beispiel aufgrund eines hohen Milchsäure-Anteils auf der Haut, für manche Mückenarten besonders attraktiv wirken. Bei Zecken ist das nicht der Fall. Hier spielt vor allem das Verhalten des Menschen eine Rolle, ob man von Zecken gestochen wird oder nicht. Meist streift man die Zecke im Vorbeigehen zum Beispiel von Gräsern ab, weshalb spielende Kinder und Wanderer, die sich etwa abseits der Wege durch Gebüsch bewegen, ein erhöhtes Risiko haben.

Auch helle Kleidung tangiert Zecken - im Gegensatz zu Mücken - nicht, denn sie sind beinahe blind. Erst wenn die Zecke am Körper einen warmen, geschützten Platz zur Blutaufnahme sucht, kommt der Körpergeruch ins Spiel. Darum ist auch der Einsatz von Repellents, also Schutzmitteln, deren Wirkstoffe von der Zecke über den Geruchssinn wahrgenommen werden und den menschlichen Körpergeruch überdecken, sinnvoll. Die Zecke ist irritiert und findet keine geeignete Einstichstelle .

Stimmt es, dass am Besten Zecken mit Nagellackentferner, Alkohol oder Klebstoff entfernt werden sollten?

Falsch. Denn dabei kann passieren, dass die Zecke ihren Darminhalt - und damit oft auch Krankheitserreger - in die offene Wunde befördert. Das kann zu einer Infektion führen. Die einzige wirklich wirksame Vorgehensweise ist, die Zecke vorsichtig mit einer Zeckenkarte oder einer langen, vorne spitzen Pinzette, herauszuziehen. Wichtig ist dabei, den Kopf nicht im Körper noch stecken zu lassen und man sollte vermeiden, den Zeckenkörper zu zerquetschen. Ratsam ist auch, die die Einstichstelle vor dem Entfernen zu desinfizieren.

Können durch Zeckenstiche gefährliche Krankheiten übertragen werden?

Richtig . Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) - gegen die es einen Impfschutz gibt - auch Borreliose, Humane Granulozytäre Anaplasmose (HGA) oder verschiedene Rickettsiosen, die in Deutschland allerdings nur in Einzelfällen beobachtet wurden.

Übertragen alle Zecken Borreliose-Bakterien?

Nicht jede Zecke trägt Borrelien (Borreliose-Bakterien) in sich. Das Vorkommen schwankt sowohl regional als auch kleinräumig sehr stark. Da nur bis zu 30 Prozent der Zecken in Deutschland die Bakterien in sich tragen und eine Borreliose übertragen können, muss nicht jeder Zeckenstich zum Ausbruch der Erkrankung führen.

Gibt es gegen Borreliose eine Schutzimpfung?

Anders als bei FSME gibt es bislang noch keine Schutzimpfung gegen Borreliose. Der einzige Schutz besteht damit in der Abwehr von Zeckenstichen. Sollte man dennoch gestochen worden sein, ist eine schnelle Entfernung der Zecke besonders wichtig. Denn das Infektionsrisiko steigt nach etwa zwölf Stunden.

Achtung Zecken

Die Farbe der Kleidung tangiert Zecken - im Gegensatz zu Mücken - nicht. Sie sind beinahe blind.

Stimmt es, dass man nach einmaliger Borreliose-Erkrankung ein Leben lang immun gegen eine weitere Infektion ist?

Eine einmalige Borreliose bedeutet nicht, dass ein lebenslanger Schutz gegen eine neue Infektion besteht. Eine weitere Ansteckung und Erkrankung ist also durchaus möglich.

Geht eine Borreliose-Infektion immer mit der typischen Wanderröte einher?

Zwar entwickelt sich oftmals wenige Tage bis zu vier Wochen nach dem Stich einer mit Borrelien infizierten Zecke eine Rötung (Erythema migrans) um die Stichstelle herum, die sich kreisförmig ausweiten kann. Dennoch macht sich eine Borreliose-Infektion in lediglich 50 bis 70 Prozent aller Fälle durch dieses eindeutige Merkmal bemerkbar. Es gilt daher, auf weitere Symptome zu achten, die auf eine Borreliose hinweisen können. Dazu gehören beispielsweise grippeähnliche Anzeichen wie Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen. (kro mit dpa)

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