Neues KonzeptDie Mühle soll wieder klappern

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Das alte Mühlrad soll wieder seine Arbeit aufnehmen können. Ein Team der Stadt und die Besitzer stellten das Konzept vor. (Foto: Rosenbaum)

Das alte Mühlrad soll wieder seine Arbeit aufnehmen können. Ein Team der Stadt und die Besitzer stellten das Konzept vor. (Foto: Rosenbaum)

ERFTSTADT – Die alte Bliesheimer Wassermühle am Mühlenbach soll wieder klappern. Gestern stellten die Eigentümer der Bliesheimer Mühle, Johannes-Lorenz und Dr. Erika Hemmersbach, zusammen mit Walter Keil von der Stadtverwaltung, der zudem ehrenamtlicher Stellmacher im Freilichtmuseum in Kommern ist, ihr Konzept vor.

Nicht nur das alte Mühlrad soll in Bliesheim rekonstruiert werden, auch die Mühlradwelle, die Zahnräder, die Achse und schließlich auch die gesamte Fassade der Mühle, die Innentreppen, der Boden und im letzten Schritt auch das Ambiente. Ziel ist es, dass die Bliesheimer Mühle irgendwann einmal auch wieder Getreide mahlen soll, um so der Bevölkerung zu demonstrieren, wie früher aus Korn Mehl gemahlen wurde.

Von Anfang an möchten Keil und Hemmersbach deswegen die Bevölkerung mit ins Boot holen. So soll schon in den nächsten Tagen ein Förderverein gegründet werden, von dem sich die Initiatoren auch eine finanzielle Unterstützung erhoffen. Schließlich seien laut Keil alleine für den Anfang der Arbeiten rund 20 000 Euro erforderlich. Hemmersbach rechnet jedoch damit, dass das Gesamtprojekt rund 500 000 Euro teuer werden kann.

Von der Idee fasziniert zeigte sich gestern Bürgermeister Franz-Georg Rips. Ohne zu zögern, kündigte er seine Mitgliedschaft im Förderverein an, und als besondere Zugabe versprach er dem Verein nach seiner Gründung eine Spende über 1000 Euro aus seiner Privatschatulle. Fachliche Hilfe bot auch Landeskonservator Andreas Stürmer an. Private Investoren seien selten, sagte er. Zurzeit sehe er keine Möglichkeit für eine finanzielle Unterstützung seitens der Denkmalbehörde. „Umso mehr ist man deswegen auf die ,Bekloppten angewiesen, die solche Projekte in die Hand nehmen", sagte er. Sein Amt werde das Projekt beratend begleiten und bei der Suche nach möglichen Geldgebern helfen. Spontan fiel ihm die NRW-Stiftung ein, die bürgerschaftliches Engagement fördert.

Aus Sicht der Experten lohnt sich der Aufbau der Mühle auch deswegen, weil sie nach der Fertigstellung mit dem größten hölzernen Mühlrad im ganzen Rhein-Erft-Kreis betrieben werde. „Es wird einen Durchmesser von 4,86 Meter haben“, erklärte Keil. Er selber möchte das Rad aus mindestens 200 Jahre alten Eichenhölzern bauen. Dabei werde er jedoch den eisernen Innenkranz des alten Mühlrads wieder verwenden. „Die noch verbliebenen Speichen werden mir als Vorlage für den Bau der neuen dienen“, erklärte er.

Das alte Mühlrad wurde vom letzten Bliesheimer Stellmacher 1942 gebaut. „Damals wurde leider die Mühlradwelle nicht erneuert“, so Keil. So habe sich das Rad nie richtig gedreht und sei schneller als üblich verrottet. Bei der nun anstehenden Restaurierung der Wassermühle ist deswegen auch gleich die Erneuerung der Welle eingeplant. Dazu muss, wie Keil erläuterte, eine rund zwei Tonnen schwere, mindestens 4,50 Meter lange und etwa 200 Jahre alte Eiche bearbeitet werden. „Die neue Welle hält dann aber mindestens 100 Jahre“, ist er sich sicher.

Die Geschichte der Bliesheimer Mühle reicht bis ins Jahr 1250 zurück. Seit Mitte der 1850er Jahre ist sie in Familienbesitz der heutigen Eigentümer. „Meine Urur-Großeltern haben die Mühle gekauft“, erzählte Hemmersbach. Bis zum ersten Weltkrieg habe zur Mühle auch eine Bäckerei gehört. Er selber ist auf dem Hof groß geworden und hat den landwirtschaftlichen Betrieb Anfang der 1980er Jahre von seinen Eltern übernommen. Inzwischen hat er auf Biolandwirtschaft umgestellt. Mechanisch habe sich das Mühlrad zuletzt bis in die 1950er Jahre gedreht, später wurde bis 1972 mit Hilfe eines Elektromotors noch Korn gemahlen.

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