„Ich bin digital im Kopf“Andreas Pinkwart über Ideen für die Gründerszene in NRW

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Andreas Pinkwart (1)

Der Minister für Wirtschaft, Energie, Digitales und Innovation, Andreas Pinkwart (FDP)

Andreas Pinkwart ist wieder im Kabinett. Von 2005 bis 2010 war er Innovationsminister, zuständig für Wissenschaft und Forschung. Der neue Wirtschaftsminister sagt, was er anders machen will. Und was nicht. Mit ihm sprachen Kirsten Bialdiga und Michael Bröcker.

Wie lange mussten Sie darüber nachdenken, in die Politik zurückzukehren?

FDP-Parteichef Christian Lindner rief mich am Mittwoch nach der NRW-Wahl an, um zu fragen, ob ich Wirtschafts- und Digitalminister in NRW werden wolle. Der Anruf erreichte mich in der Ukraine, wo ich gerade mit Sachsens früherem Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) war. Ich habe drei Tage lang überlegt, weil ich das auch mit meiner Frau und den Kindern sowie meinem Hochschulrat besprechen wollte.

Was ist attraktiver an der Politik als an Ihrer Position als Rektor der Handelshochschule Leipzig?

Beide Aufgaben haben mir viel Spaß gemacht. Ich habe damals aber schon gesagt, dass ich wiederkomme, wenn ich etwas bewegen kann.

Sie sind der erste NRW-Digitalminister. Wie digital sind Sie selbst?

Ich bin digital im Kopf. Ich habe ein Smartphone, aber ich bin nicht auf jedem Kanal. Das ist auch nicht entscheidend - im Gegenteil. Wer die Digitalisierung gestalten und einen Überblick behalten will, muss auf die richtigen Leute hören und durchschauen, was rund ums Internet passiert. Darauf kommt es an. Und das gilt übrigens nicht nur für den Digitalminister.

Das klingt wie ein Plädoyer für ein Schulfach "Medienkompetenz"...

Ja, wir brauchen mehr "Medienkompetenz". Schüler brauchen diese Fertigkeit, sie muss an den Schulen vermittelt werden. Um über gewisse Dinge nachzudenken, braucht man einen freien Kopf.

Wie wollen Sie die im Bundesvergleich unterentwickelte Gründerszene in NRW pushen?

Wir werden eine Exzellenzinitiative starten, um die Start-up-Szene in den großen Städten des Landes zu einer einzigen Gründerregion zu verdichten. Wenn die Gründerszene in Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf als eine Region bei Investoren und Kunden wahrgenommen wird, können sich Berlin und München warm anziehen. Im Moment ist das noch ein Arbeitstitel ...

... und wie lautet der?

ABCD-Region nach den Anfangsbuchstaben der Städte (C für Cologne, Anm.d.Red.). Das heißt nicht, dass Start-ups in anderen Städten hinten runterfallen. Aber wir müssen die Kompetenzen bündeln, wenn wir eine Gründerzeit in NRW ausrufen wollen. Das Silicon Valley ist ja vor allem deshalb so erfolgreich, weil die Gründer, Forscher und Investoren sich eng austauschen. Warum soll ein Rheinland Valley nicht möglich sein? Es gibt ja Beispiele: Der Street Scooter, das Elektro-Paketauto der Post, wurde von Aachener Forschern zusammen mit dem Bonner Konzern entwickelt. Davon brauchen wir mehr.

Welches Thema werden Sie als Erstes angehen?

Wir werden ein Beschleunigungsgesetz auf den Weg bringen, um überflüssige Bürokratie abzubauen: Genehmigungen, Auflagen und Dokumentationspflichten sollen auf das Maß zurückgeführt werden, wie es in anderen Bundesländern üblich ist. Wir werden auch die Hygiene-Ampel abschaffen. Und wir werden Gründern ein bürokratiefreies Jahr ermöglichen. Schon vom 10. Juli an schalten wir eine Internet-Seite und eine Hotline frei. Da können uns Gründer mitteilen, was an Bürokratie aus ihrer Sicht verzichtbar ist. Aber, um das klar zu sagen: Wir starten nicht mit dem Ziel, alles rückabzuwickeln. Was gut war, werden wir weitermachen.

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