Konferenz in GladbachKatholische Bischöfe raten nicht davon ab, AfD zu wählen

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Konferenz der Bischöfe

Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher (l) und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (r)

Bergisch Gladbach – Die katholischen Bischöfe raten nicht ausdrücklich davon ab, die rechtspopulistische AfD zu wählen. Die Wahlentscheidung müsse jeder für sich selbst treffen, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck am Dienstag bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bergisch Gladbach der Deutschen Presse-Agentur.

Was die Bischöfe aber durchaus sagen, ist, dass ein Katholik bei seiner Wahlentscheidung bestimmte Punkte mitbedenken müsse. Dazu gehöre, dass ein Christ immer der Religionsfreiheit verpflichtet sein müsse, was die Meinungs- und Pressefreiheit mit einschließe. Auch die Anerkennung der Menschenwürde müsse immer gewährleistet sein.

In der Nachkriegszeit hatten die katholischen Bischöfe mitunter Wahlempfehlungen gegeben. Mittlerweile bemüht sich die Kirche aber, den Eindruck der Parteinahme zu vermeiden. Gegen die AfD hatte sie allerdings mehrfach Stellung bezogen.

Indirekte Kritik an der AfD

Als indirekte Kritik an zentralen Positionen der AfD konnte man auch die Predigt verstehen, die der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montagabend im Kölner Dom gehalten hatte: Das christliche Engagement dürfe sich nicht auf die eigene Kirche, das eigene Land oder die eigene Nation beschränken. Vielmehr müssten sich Christen „für die ganze Familie der Menschheit“ einsetzen, sagte Marx.

Overbeck betonte, dass Christen immer dialogbereit sein müssten. Dies gelte auch mit Bezug auf die Wähler rechtspopulistischer Parteien. Der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, berichtete von dem Projekt „Sach wat!“ (Sag was) im Ruhrgebiet: Dabei suchen Caritas-Helfer in Kneipen das Gespräch und bemühen sich darum, Hassparolen eine tolerante Haltung entgegenzusetzen.

Die Bischöfe halten das Thema soziale Gerechtigkeit für zentral, wenn es um die Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus geht. Es sei eine sehr positive Entwicklung, dass in den vergangenen Wochen unter anderem durch den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz „eine neue Dynamik in die politische Debatte“ gekommen sei, sagte der christliche Sozialethiker Gerhard Kruip. Politik sei dadurch wieder interessanter geworden. (dpa)

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