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NRW-WirtschaftsministerRätseln über Duins Absage fpr den Landtag

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Garret Duin

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD)

 Der Brief ist norddeutsch klar abgefasst und gibt doch Rätsel auf. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, 2012 von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) aus Ostfriesland nach Düsseldorf geholt, hat gestern dem SPD-Parteivorstand seiner Wahlheimat Essen schriftlich mitgeteilt, dass er 2017 für keinen Wahlkreis kandidieren und auch nicht über die Reserveliste abgesichert werden wolle. Das ist keine beliebige Personalie in NRW.

Nach intensiven Überlegungen sei er zu dem Entschluss gelangt, "keine Kandidatur in einem Wahlkreis oder über die Landesliste anzustreben", formulierte Duin. Und: "Meine eigenen Ansprüche daran sind sehr hoch, die der Parteibasis sicherlich genauso.

Mit meinen aktuellen Herausforderungen als Wirtschaftsminister ist das schon zeitlich nicht vereinbar." Die Entscheidung überrascht. In Essen werden im kommenden Jahr gleich zwei für die SPD attraktive Landtagswahlkreise frei, weil die Abgeordneten Dieter Hilser (63) und Peter Weckmann (64) aus Altersgründen nicht mehr antreten. Auch die dritte Direktwahl-Kandidatin Britta Altenkamp, nach zahlreichen Querelen im Frühjahr als Essener SPD-Chefin zurückgetreten, ist höchst umstritten. Einzig Justizminister Thomas Kutschaty, der vierte Landtagsabgeordnete der Stadt und inzwischen Unterbezirksvorsitzender, gilt als gesetzt.

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Kandidatur läge nahe

Eine Kandidatur Duins hätte da nahe gelegen. Der 48-Jährige lebt seit vier Jahren in Essen, ist mit einer Essenerin verheiratet und baut gerade ein Eigenheim. Er fühle sich ausgesprochen wohl und will "ganz sicher noch viele Jahre in dieser Stadt leben", wie er den Genossen schrieb. Nur politisch mag er keine Wurzeln schlagen. Bislang ist er Minister ohne Parlamentssitz und ohne Netzwerk in der Landtagsfraktion. Deshalb fragen in Düsseldorf viele: Warum nur will er daran nichts ändern?

Duin ist ein rhetorisch beschlagener Profi, er kennt die Rolle des Parlamentariers. Der 1,97 Meter lange Ostfriese schaut auf zwölf Jahre als Abgeordneter in Brüssel und Berlin zurück. Der Jurist war im Bundestag Wortführer des einflussreichen Parteiflügels "Seeheimer Kreis".

Ihm seien die Aufgaben eines Wahlkreisabgeordneten "sehr vertraut", gerade ein Neuer müsse sich an der Basis beweisen. Als leutseliger Typ ("Duin wie Duisburg") hätte er das vermutlich auch im Revier gekonnt.

Duins Verzicht lässt deshalb nur zwei Schlüsse zu: Entweder er scheut den möglichen Kandidatenstadl in der notorisch zerstrittenen Essener SPD - oder das Risiko, ab 2017 auf den Oppositionsbänken des Landtags zu landen. Wer sich für einen Wahlkreis aufstellen lässt, könnte nach einer keineswegs undenkbaren SPD-Niederlage im Land nicht ohne Weiteres auf einen lukrativen Posten in der Wirtschaft flüchten. Beim Griff nach einem Wahlkreis hätte sich Krafts Wirtschaftsminister Schrammen holen können.

Duins Kabinettskollege Kutschaty dürfte ihn auf die Unberechenbarkeit seines Unterbezirks hingewiesen haben.

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