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Alle haben HandysTelefonzellen gibt es immer noch – aber warum?

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Viele Telefonzellen sind mittlerweile schmucklose Metallsäulen mit Telefon, mit ein bisschen Glück gibt es ein Glasdach.

Berlin – Die Telefonzelle hat im Gedächtnis der älteren Generationen einen festen Platz: Jeder, der vor den 2000er Jahren aufgewachsen ist, kann sich wohl an die erst gelbe und dann grau-pinkfarbenen – Verzeihung: „magentafarbenen“ – Kästen erinnern. Sie standen früher an eigentlich jeder größeren Straßenecke, manchmal sogar mehrere nebeneinander.

Die Telefonzelle ermöglichte den schnellen Anruf zwischendurch und diente im Urlaub als Verbindung nach Hause. Kinder nutzten sie als erstes Übungsgelände für Telefonstreiche. Nicht zuletzt waren die Telefonhäuschen auch ein beliebter Treffpunkt bei Verabredungen.

Mit dem Aufkommen des Mobilfunks verlor die Telefonzelle allerdings allmählich an Bedeutung: Plötzlich war es nicht mehr notwendig, zum Telefonieren einen bestimmten Ort aufzusuchen. Die Deutsche Telekom nennt das Jahr 2007 als einschneidendes Datum dieser Entwicklung. Das Mobiltelefon, später das Smartphone, war überall und drängte die Telefonzelle langsam, aber unaufhaltsam ins Aus.

Fehlende Nachfrage

Gänzlich verschwunden ist die Telefonzelle, die streng genommen eigentlich „Telefonhäuschen“ oder „Fernsprechhäuschen“ genannt werden müsste, allerdings noch nicht. Die Deutsche Telekom, die hierzulande für die Verwaltung und Instandhaltung der meisten Telefonzellen zuständig ist, zählt noch etwas mehr als 20.000 öffentliche Telefongeräte. 2014 waren es laut dem Telekommunikationsportal „Teltarif.de“ noch rund 30.000, im Jahr 2004 noch mehr als 100.000. Daneben gibt es noch öffentliche Fernsprecher alternativer Anbieter, etwa an Bahnhöfen.

Einer der Hauptgründe, warum noch immer zumindest an Bahnhöfen und anderen öffentlichen Plätzen die Telefongeräte zur Verfügung gestellt werden, ist das Telekommunikationsgesetz (TKG). Es verpflichtet die Telekom dazu, eine „Grundversorgung mit öffentlichen Telefonen“ zu gewährleisten. Wie viele Telefone das sind, ist nicht definiert. Und so liegt die Entscheidung alleine beim Betreiber.

Trotz des TKG werden weiterhin Telefonzellen abgebaut. Das geschieht vor allem dann, wenn sie nicht genug Umsatz erwirtschaften. Die Telekom argumentiert dann mit fehlender Nachfrage. Ein ungenutztes Telefon sei ja für die Grundversorgung nicht nötig.

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Das hat sich verändert

Entdeckt man doch noch einen der rar gewordenen öffentlichen Fernsprecher, stellt man vor allem eines fest: Nur noch rund jede Vierte ist eine klassische Telefonzelle mit verschließbarer Tür. Viele Geräte sind mittlerweile schmucklose Metallsäulen mit Telefon. Mit ein bisschen Glück gibt es ein Glasdach, mit noch mehr Glück Windschutzwände an den Seiten.

Dafür hat sich aber technisch einiges getan. Viele der Geräte mit magentafarbenem Hörer können heute auch SMS versenden, manche haben Bildschirme für den Internetzugang und Kameras für Videotelefonie.

Auch beim Bezahlen ist mittlerweile einiges anders. Schon längst ist die Zahlung per Telefonkarte oder Kreditkarte Standard. Münzzahlung klappt nur noch bei wenigen Fernsprechern. Zwischen 40 Cent und zwei Euro kostet die erste Minute – je nachdem, ob es ein Inlands-, Mobilfunk- oder Auslandsgespräch ist. Der Preis für folgende Minuten liegt zwischen zehn Cent und zwei Euro. Wer mit Kreditkarte zahlt, muss noch einen Euro Gebühr pro Verbindung zahlen.

Eine Chance für Nostalgiker

Allerdings kann bei der Nutzung eines öffentlichen Telefons eine Kostenfalle lauern: Denn während die genannten Tarife fest vereinbart sind, können die Preise deutlich von dieser Vorgabe abweichen, wenn das Gerät in einem privaten Gebäude installiert ist. Und noch eine Falle gibt es: Nicht überall, wo Telekom draufsteht, ist auch Telekom drin. Es kann auch sein, dass für bestimmte Telefonoptionen Drittanbieter zuständig sind. Dann können die Kosten noch viel höher liegen.

Das langsame Ende der Telefonzelle ist aber eine Chance für Telefonnostalgiker und Sammler. Seit einiger Zeit verkauft die Telekom ausrangierte Häuschen. 450 Euro kostet eins, Lieferung und Montage allerdings nicht inbegriffen. Die klassischen gelben Kabinen sind schon lange ausverkauft. Im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main gibt es außerdem eine Dauerausstellung mit zahlreichen Telefonzellen-Modellen – für den nostalgischen Blick zurück in eine Zeit, als sich noch niemand fragte, was denn die pinke Säule da ist. (dpa/tmn)

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