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AltersvorsorgeFrauen müssen selber sparen

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Frauen sollten die finanzielle Vorsorge in die eigenen Hände nehmen. Denn nur so können sie verhindern, dass sie im Alter zu wenig Geld haben.

Frauen sollten die finanzielle Vorsorge in die eigenen Hände nehmen. Denn nur so können sie verhindern, dass sie im Alter zu wenig Geld haben.

Mein Fonds, mein Sparplan, meine Lebensversicherung - für Männer ist der Umgang mit Geld, auch das Sparen fürs Alter, oft selbstverständlich. Frauen stecken dagegen vielfach immer noch bei der privaten Altersvorsorge zurück. Nach der Pensionierung kann das aber für sie zur Falle werden. Mit Engagement und Durchhaltevermögen können sich Frauen eine solide Rente ansparen.

Die ersten Gedanken sollten sich Frauen beim Einstieg in das Berufsleben machen. Frauen zwischen 20 und 30 Jahren rate sie, als ersten Schritt eine Notfallreserve auf einem Tagesgeldkonto zu bilden, sagt Constanze Hintze, Beraterin bei Svea Kuschel und Kolleginnen - Finanzdienstleistungen für Frauen in München. Parallel sollte der erste Schritt in Richtung Altersvorsorge gegangen werden, zum Beispiel mit einem Riester-Vertrag.

Erst versichern, dann sparen

„Ich finde es aber völlig okay, wenn man mit dem ersten Gehalt erstmal seine aufgeschobenen Konsumwünsche erfüllt“, meint die Finanzberaterin Stephanie Kühn aus Grafing bei München. Danach sollten Frauen die Reserve anlegen - etwa für den Fall, dass die Waschmaschine kaputt geht. Dazu kommen laut Kühn die notwendigsten Versicherungen: Haftpflicht und Berufsunfähigkeit. „Das ist wirklich ein Muss“, sagt sie. Bleibe Geld übrig, könnten Frauen ans richtige Sparen denken.

Festgeld sei eine Option, ein Fondssparplan ebenfalls. „Kapital-, Lebens- oder Rentenversicherung taucht in meinen Ratschlägen nicht auf“, erklärt Kühn. Diese Varianten seien nicht flexibel genug und könnten bei finanziellen Engpässen zu Verlusten führen. Für einen Fondssparplan, der auf Aktien basiere, brauche eine Frau Geduld und müsse ein gewisses Maß an Risiko aushalten können. Kühn beschwichtigt: „Grundsätzlich kann man aus einem Fondssparplan schnell aussteigen.“

Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf rät dazu, zunächst alle geförderten Sparmöglichkeiten in den Blick zu nehmen. Dazu gehörten eine betriebliche Altersvorsorge und Vermögenswirksame Leistungen. Und dann gilt: „Möglichst breit streuen.“ Nur wer sein Geld auf mehrere Anlageformen - etwa Tages- und Festgeldkonten, Sparpläne und Fonds - verteile, erhalte sowohl eine gute Rendite als auch Sicherheit. „Grundsätzlich sind Frauen sicherheitsorientierter als Männer“, sagt Oelmann.

An die Lebenssituation anpassen

Wichtig sei, dass die Sparformen an die jeweilige Lebens- und Finanzsituation angepasst werden könnten. Wenn möglich, sollten Frauen auch während der Elternzeit und eventueller Teilzeitarbeit sparen. Die Riester-Rente könne in diesen Situationen wertvoll sein, hier könne die Frau mit einem sehr geringen Beitrag über den Vertrag des Mannes mitsparen. „Aber auch das bedeutet, dass eine Frau das Sparen selber in die Hand nimmt.“ Sich auf andere zu verlassen, sei bei der Rente kein guter Ratschlag. „Ich sollte immer den gesetzlich erworbenen Rentenanspruch im Blick haben. Das ist sehr ernüchternd“, sagt Oelmann.

Einen Entgeldpunkt bekomme eine Frau für ein Jahr Elternzeit bei der Deutschen Rentenversicherung gutgeschrieben, sagt Hintze. Der Wert werde nach dem bundesweiten Durchschnittseinkommen berechnet. Bekämen Frauen mehrere Kinder, setzten sie häufiger aus, mit Teilzeitarbeit oder Mini-Jobs erweitere sich außerdem die Zeit, in der sie wenig in die gesetzliche Versicherung einzahlen.

Auch Mütter mussen an die Rente denken

Ein weiteres Argument dafür, möglichst auch während der Elternzeit privat zu sparen. „Ich finde es immer noch erschreckend, wie viele Frauen sich aus der Verantwortung stehlen, wenn sie ein Kind bekommen“, sagt Kühn. Frauen hätten eine hohe Lebenserwartung. Wenn der Partner früh sterbe oder das Paar sich scheiden lasse, sei die Frau überwiegend auf sich gestellt. Habe das Paar während der Elternzeit und hinterher nicht genug Geld, heiße es, „das Haushaltsbuch durchforsten, auf unnötige Ausgaben verzichten“. Der Mann könne seine Frau unterstützen, indem er Geld in ihr Depot einzahle und so für sie mitspare.

„Wenn der Mann dadurch aber auch im Minus ist, bauen wir erstmal nur die gesetzliche Rente des Mannes auf. Was ein Paar nämlich auf jeden Fall vermeiden sollte, sind die hohen Zinsen eines Dispo-Kredites“, sagt Kühn. Rein ökonomisch gesehen sei für Frauen eine Hochzeit immer noch besser als eine lebenslange Partnerschaft, meint Hintze.

Ein Beispiel: „Wenn ich selbst nicht Riester-fähig bin, mein Mann als Angestellter beispielsweise aber schon, kann ich über ihn die staatlichen Zulagen erhalten.“ Auch das Ehegattensplitting sei vorteilhaft. Und nicht zuletzt: Erbe die Frau von ihrem Mann etwas, müsse sie als Ehegattin weniger Erbschaftssteuer zahlen, als wenn sie als unverheiratetes Paar zusammen lebten, sagt Hintze. (dpa)

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