Waschmaschine, ParfümSo dreist tricksen Händler und Hersteller bei Produkten

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Waschmaschinen im Laden

Beim Waschmaschinenkauf verlassen sich viele Kunden auf das Energie-Label. Doch die Angaben sind irreführend. (Symbolfoto)

Köln – Händler und Hersteller – in vielen Fällen verführen sie uns zu unvorteilhaften Käufen. Reporter der ARD-Sendung „Vorsicht, Verbraucherfalle!“ haben nun den Spieß umgedreht: In der Ausstrahlung von Montag (30.5.) schlugen sie „im Namen der Verbraucher“ zurück. Ihr Ziel: mehr Transparenz und die Offenlegung von Verkaufstricks, auf die wir alle im Alltag leicht hereinfallen. Im Mittelpunkt standen diesmal drei Produkte – Parfüm, Waschmaschinen und Hundefutter.

Überzogen hohe Preise bei Parfüm

In der Parfümwerbung ist oft von wertvollen Duftstoffen die Rede. Aber sind teure Markendüfte ihr Geld tatsächlich wert? Was kosten die Zutaten wirklich? Um das herauszufinden, geht eine Reporterin einkaufen. Zwei teure Düfte, einmal Chloé (75 ml kosten 99 Euro) und Tom Ford (100 ml kosten 104 Euro). Beide Düfte werden zusammen mit dem Parfümeur Uwe Herrich „nachgebaut“. Er verwendet für die Kopien sogar teilweise hochwertigere Zutaten, darunter bulgarische Rose für 18.000 Euro das Kilo statt synthetische Rose. Das Ergebnis: Beide Parfüms kosten als „Nachbau“ nur 5 bis 6 Euro – und schneiden im Duftvergleich nicht schlechter ab.

bunte Parfüm-Flakons

Billige Zutaten, stolzer Preis: 80 Prozent der Parfümherstellungskosten entfallen auf das Marketing. (Symbolfoto)

Wo aber sind die versteckten Kosten? Tatsächlich gehen 80 Prozent für Marketing und Promotion drauf, und nur die restlichen 20 Prozent für Duftzutaten und Verpackung. Die Handelsspannen bei den Parfüms ist enorm, das verdeutlicht der Unterschied zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. Wie ein anonymer Insider vor der Kamera enthüllt, kosten beispielsweise 100 ml „Calvin Klein“ im Einkaufspreis rund 20 Euro, im Handel werden daraus 95 Euro ohne Mehrwertsteuer. Auch bei anderen Düften wird teils mehr als das Dreifache des Einkaufspreises erzielt.

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Und die Hersteller zementieren die hohen Preise. Ein Test mit versteckter Kamera zeigt: zwei internationale Duftkonzerne fordern knallharte Verträge mit Mindestumsatz von potenziellen Händlern. Als die falschen Händler testweise einen Preisnachlass von 40 bis 50 Prozent vorschlagen, droht Ärger – bleibt der hohe Parfümpreis nicht erhalten, werden sie nicht beliefert. Zwar bieten manche Online-Portale Produkte bis zu 65 Prozent günstiger an, solche „Graumarkthändler“ werden von Parfümerien mit nicht verkauftem Überschuss beliefert. Allerdings bekämpfen Parfümhersteller die eigentlich legalen Graumärkte mit allen Mitteln. 

Label-Lüge bei Waschmaschinen

Was verbrauchen angebliche Öko-Waschmaschinen wirklich? Das Team von "Vorsicht, Verbraucherfalle!" filmte im Geschäft mit versteckter Kamera und stellte fest: Kundenberater verweisen gerne auf das Energie-Label, es ist für sie ein tolles Verkaufsargument. Die Zahlen und Zeichen (A+++) darauf geben den Verbrauch pro Jahr an, ein Wegweiser, auf den sich Kunden vertrauensvoll verlassen.

Doch leider sollten sie das lieber nicht tun, zeigen weitere Recherchen. In zehn Haushalten misst das Team den Verbrauch von Strom und Wasser nach, mit Geräten die weniger als zwei Jahre alt sind. Jeder Waschgang wird drei Wochen lang erfasst und der Verbrauch hochgerechnet. Zwei Drittel der Maschinen überschreiten demnach die versprochenen Verbrauchswerte. Eine Waschmaschine verbraucht sogar 302 kWh statt 189 kWh. Die Mehrkosten an Strom bei den Waschmaschinen liegen bei 330 bis 500 Euro im Jahr. Auch ist der Wasserverbrauch teils erheblich höher. 

Waschmaschine mit Wäsche

Im Test war der Verbrauch von zwei Drittel der Waschmaschinen deutlich höher als auf dem Label angegeben. (Symbolbild)

Ein Besuch im Testlabor von Experte Sepp Eisenriegler in Wien zeigt: Das sparsame Ökoprogramm bzw. Eco-Programm wird als Maßstab für den Verbrauch genommen, nicht etwa das normale Waschprogramm. So steht es in der EU-Vorschrift. Ähnliches gilt auch für Fernseher – diese werden ebenfalls im Energiesparmodus gelabelt, wobei allerdings der Bildschirm sehr dunkel ist. Dies seien „realitätsferne Verbrauchsbedingungen“, moniert der ehemalige Umweltberater Eisenriegler. Außerdem wird der Kühlschrank leer gemessen, ebenso der Staubsauger: das sorgt für weniger Stromverbrauch und einen entsprechend höheren Absatz für die positiv gelabelten Produkte. Ironischerweise misst der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) im eigenen Labor auch den Normalprogramm-Verbrauch – die Ergebnisse erscheinen allerdings nicht auf dem Label.

Wenig „Premium“ beim Hundefutter

Premiumfutter, glutenfrei, aus artgerechter Haltung, für den menschlichen Verzehr geeignet? – Von wegen. Die ARD-Recherchen deckten auf, wie aus billigsten Zutaten wie Pansen teures Hundefutter wird. Überraschend ist die Preisspanne: So kostet normales Futter 84 Cent bis 3 Euro am Tag, „Premium-Futter“ liegt bei 3 bis 6 Euro, und für Bio- bzw. Veggie-Futter zahlen Halter 6 bis 14 Euro pro Tag. Für die Hersteller sind jedenfalls hohe Margen drin: 1,3 Milliarden Euro haben Halter 2015 für Hundefutter ausgegeben – und die Umsätze wachsen weiter.

Hund schnüffelt an Futter

Dem Hund ist es egal, ob sein Futter auch dem Herrchen schmeckt. Trotzdem werben Hersteller damit.(Symbolfoto)

Fachtierärztin Julia Fritz nimmt für „Vorsicht, Verbraucherfalle!“ das angeblich hochwertige Futter unter die Lupe und stellt fest: „Es wird sehr übertrieben und irreführend geworben.“ So finden sich billige Innereien in Premium-Futter, und die Zutaten in allen Futtersorten ähneln sich. Beschreibungen wie „Superior“ sagen oft gar nichts aus, und auch mit „free-from“-Produkten wird geworben, ohne dass das Tier dadurch Vorteile hat. So sei Getreide zum Beispiel gut für den Hund, erfährt die Reporterin.

Lustig wird es, als Futterhersteller aufgefordert werden, wie im Werbespot ihre Produkte zu verköstigen: Tatsächlich zeigt sich die Geschäftsführerin von „Terra Canis“ bereit dazu und probiert das „Huhn mit Amaranth“, und auch der „Fressnapf“-Pressesprecher mampft mutig Hundefutter. Ob das den hohen Preis rechtfertigt, sei dahingestellt: „Was bringt es dem Hund, wenn ich sein Futter essen könnte?“, fragt Tierärztin Fritz zu Recht. (gs) 

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