3 Bier wie 1 SchnitzelDarum ist Alkohol ein Dickmacher

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„Drei Bier sind auch ein Schnitzel“ - an solchen Stammtischsprüchen ist etwas Wahres dran. Der Energiegehalt von Alkohol wird allgemein unterschätzt.

„Drei Bier sind auch ein Schnitzel“ - an solchen Stammtischsprüchen ist etwas Wahres dran. Der Energiegehalt von Alkohol wird allgemein unterschätzt.

„Drei Bier sind auch ein Schnitzel“ - Sätze wie dieser sind an Stammtischen verbreitet. Tatsächlich schlägt ein Glas Wein mit etwa 130 Kalorien zu Buche, auf weit mehr bringen es Cocktails. Verbraucher besser über Alkohol als Dickmacher zu informieren, haben Europa-Parlamentarier am Mittwoch gefordert: Bei alkoholischen Getränken soll künftig eine Kalorienangabe auf der Verpackung stehen. Die EU-Kommission soll dazu eine Gesetzesvorlage ausarbeiten.

Alkoholische Getränke haben hohen Energiegehalt

Für Experten ist klar: Alkohol weist einen hohen Energiegehalt auf. Mit etwa 7 Kalorien pro Gramm liege er in der Nähe von Fett (9 Kalorien/Gramm), betont der Ernährungsexperte der Berliner Charité, Prof. Andreas Pfeiffer. Man müsse kein Alkoholiker sein, um zusätzlich zur Nahrung eine relevante Menge an Kalorien über Wein, Bier oder Schnaps aufzunehmen.

Wie sich der Konsum von zwei Gläsern täglich auswirkt, haben Forscher in einer groß angelegten Studie 2011 untersucht: Bei Männern begünstigte er ein höheres Körpergewicht. Zudem wurde bei beiden Geschlechtern ein größerer Taillenumfang gemessen. „Wer mehr Bier trank, hatte einen dickeren Bauch. Aber der Zusammenhang zeigte sich etwas schwächer auch bei Weintrinkern“, sagte die Erstautorin, Manuela Bergmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung.

Alkohol wirkt appetitanregend

Doch ist es der Energiegehalt des Alkohols selbst, der dick macht? Endgültig geklärt ist das nicht, wie Bergmann sagt. Alkohol wirke auch appetitanregend und enthemmend. Zudem wird er im Körper als erstes abgebaut, vor allem in der Leber: Wegen dieser Entgiftung und Einflüssen auf den Fettstoffwechsel könnte etwa mit der Nahrung aufgenommene Energie anders verarbeitet werden, vermutet Bergmann. Nicht zuletzt beobachteten Wissenschaftler einen veränderten Hormonspiegel, der womöglich die Verteilung von Fett am Körper beeinflusst: In ihrer Studie dokumentierte Bergmann, dass Alkohol konsumierende Teilnehmerinnen eine für ihr Geschlecht eher stärkere Taille im Verhältnis zur Hüfte hatten.

Höheres Risiko für Krebsarten

Doch damit nicht genug: Alkohol an sich erhöht das Risiko für bestimmte Krebsarten und mit Fett im Oberbauch steigt das Risiko für viele andere Erkrankungen. Die Forscherin fürchtet daher, dass sich mit der Kennzeichnung die Wahrnehmung von Bier, Wein und Co ändern könnte: „Mit einer Kalorienangabe würden alkoholische Getränke in eine Reihe mit Lebensmitteln gestellt.“ Gesundheitlich bedeutsamer sei die Angabe des Alkoholgehalts.

In Deutschland wird besonders viel Alkohol konsumiert

Bei Nahrungsmitteln sieht auch die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch trotz EU-Verordnungen noch Lücken. Entscheidende Infos fehlten, sagte ein Sprecher. Nährwertangaben auf der Vorderseite von Verpackungen stehen in der Kritik, weil dafür unrealistisch kleine Portionen berechnet würden. Zur Kennzeichnung von Alkohol-Getränken hat die Organisation noch nicht Stellung bezogen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2014 wird in Europa und vor allem in Deutschland besonders viel Alkohol getrunken. Suchtexperten führen dies etwa auf die günstigen Preise und die Verfügbarkeit rund um die Uhr zurück. (dpa)

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