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Schmerzhafter KnorpelabbauMit der richtigen Ernährung Arthrose vorbeugen

Lesezeit 3 Minuten
Arthrose_Symbol

Fast jeder Zweite über 50 hat bereits deutliche Anzeichen einer Arthrose. 

Fast jeder zweite Erwachsene über 50 zeigt deutliche Anzeichen einer Arthrose. Über drei Millionen Menschen haben wegen des Knorpelabbaus bereits ein künstliches Gelenk erhalten. Wer etwas mehr auf Ernährung und Gewicht achtet, hat gute Chancen verschont zu bleiben, meint  Dr. Peter Baum, der als ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen arbeitet. Der Mediziner im Interview:

Wie viele Menschen leiden in Deutschland an Arthrose?

Dr. Peter Baum: Fast jeder Zweite über 50 hat bereits deutliche Anzeichen einer Arthrose. Rund sieben bis 10 Millionen Menschen leiden hierzulande alleine unter Knie-Arthrose. Über drei Millionen Menschen tragen wegen des Knorpelabbaus schon ein künstliches Gelenk. 

Welche Rolle spielt die Ernährung dabei?

Baum: Die Ernährung spielt bei der Entstehung von Arthrose eine ganz wesentliche Rolle. Damit lässt sich das zerstörte Knorpelgewebe zwar nicht wieder herstellen. Aber gesunde Kost kann den Verlauf nachweislich günstig beeinflussen und auch vorbeugend wirken. 

Also haben Vegetarier praktisch kein Arthrose-Risiko?

Baum: Bei der Arthrose-Entstehung spielen natürlich auch andere Faktoren wie mangelnde Bewegung eine Rolle. In einer vergleichenden Zwillingsstudie englischer Forscher erwies sich ein hoher Anteil vegetarischer Ernährung mit vielen Früchten und Gemüse aber nachweislich als knorpelschützend – und das unabhängig vom Körpergewicht. Es lag also nicht daran, dass Menschen mit hohem Gemüseanteil einfach weniger wiegen und somit eine geringere Gelenk-Belastung haben.

Übergewicht gilt aber generell als Arthrose-fördernd?

Baum: Natürlich, dadurch werden die Gelenke erheblich belastet und somit deren Verschleiß gefördert. Unzweifelhaft besteht ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Übergewicht in der Bevölkerung und der ebenso ansteigenden Rate an Arthrose-Erkrankungen. Durch eine optimale Ernährung, also fettarme, ballaststoffreiche Kost, lässt sich dieser Entwicklung wirksam entgegenwirken. 

Welche Nahrungsmittel empfehlen Sie konkret?

Baum: Die englischen Forscher fanden heraus, dass Patienten mit einem hohen Ernährungsanteil an Lauchgemüsen, Zwiebeln und Knoblauch gegen Hüftarthrose besonders gut geschützt waren. Der in Lauchgemüsen enthaltene Wirkstoff Diallyl Sulfat hat auch im Labor seine knorpelerhaltende Wirkung gezeigt. Einen günstigen Einfluss auf Arthrose haben generell Obst, Salate, Gemüse und Kartoffeln.

Kaltwasserfische sind wegen ihres knochenstärkenden und Gelenkverschleiß entgegen wirkenden Vitamin D-Gehalts sehr empfehlenswert. 

Welche Nahrungsmittel kommen Knorpel und Knochen noch zugute?

Baum: Tomaten beugen Knochenabbauprozessen vor und fördern die Zellgesundheit durch den Lycotin-Gehalt. Milch, Käse, Joghurt, Kohl, Brokkoli oder Kresse enthalten viel knochenstärkendes Kalzium. Bananen sind aufgrund ihres hohen Magnesiumgehalts gut für die Knorpelgesundheit und hilfreich bei Muskelverkrampfungen. Als „Rückenvitamin“ gilt das reichlich in Vollkornbrot enthaltene Vitamin B5. Es hilft bei schmerzenden Gelenken und Muskelkrämpfen. Gegen Arthrose-Schmerzen kann grüner Tee aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung helfen.

Was sollte ich vom Speisplan streichen?

Baum: Ungünstig bei Arthrose sind Käse, (Schweine-)Fleisch, Kaffee, Alkohol sowie generell Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren.

Was bringen Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose?

Baum: Es gibt Berichte, dass Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat oder Glucosamin Arthrose-Symptome günstig beeinflussen. Dieser Aspekt ist aber wissenschaftlich bislang noch nicht zufriedenstellend belegt.

So beugen Sie Arthrose vor

Bewusst ernähren

Hoher pflanzlicher Nahrungsanteil (Gemüse) und wenig rotes Fleisch reduzieren knorpelschädliche Entzündungsprozesse im Körper

Genussgifte meiden

Alkohol und Nikotin belasten nicht nur Herz und Kreislauf, sie schädigen auch die Vitalität Ihrer Knorpelzellen.

Übergewicht vermeiden

Gewicht belastet die Gelenke, das Fettgewebe fördert entzündlichen Knorpelverlust.

Bewegung ist ein Lebenselixier

Da der Gelenkknorpel keine Blutgefäße besitzt, ist ein Mindestmaß an Bewegung erforderlich, um ihn über die Gelenkflüssigkeit mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen und somit am Leben zu erhalten.

Muskeltraining und Aufbau

Eine gut trainierte Muskulatur entlastet die Gelenke bei jeder Bewegung.

Vorbeugende Instandhaltung

Haben Sie nach Stürzen oder Unfällen chronische Schmerzen, so klären Sie das umgehend mit einem Spezialisten ab. Instabilität oder unbehandelte Knorpelschäden können langfristig zu Arthrose führen. (red/spe)

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