Miteinander: Jugendberufsagenturen bündeln Hilfe

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Ludwigshafen – Fürs Arbeitslosengeld zum Jobcenter, für die Berufsberatung zur Arbeitsagentur, für eine Schuldenberatung zur Jugendhilfe: Häufig werden Jugendliche, die auf dem Weg von der Schule zum Beruf Hilfe suchen, durch die ganze Stadt geschickt.

Verschiedene Ansprechpartner wissen oft nicht, was der andere tut. „Da ist ziemlich viel aneinander vorbeigelaufen”, sagt der Mainzer Sozialforscher Heiko Bennewitz. In mehreren Städten gibt es deshalb inzwischen sogenannte Jugendberufsagenturen. Ansprechpartner von Jobcenter, Arbeitsagentur und städtischem Jugendamt sollen dort abgestimmte Hilfe aus einer Hand leisten. Im Herbst entsteht in Ludwigshafen eine weitere Jugendberufsagentur (JBA).

„Unser großes Ziel ist, dass kein Jugendlicher verloren geht”, erklärt Jeanette Pandza von der Ludwigshafener Agentur für Arbeit. Derzeit wird in den Räumen der Agentur Platz geschaffen für das neue Angebot, Mitarbeiter von Jobcenter und Jugendamt sollen ab Oktober dort ebenfalls ihre Schreibtische beziehen. So will man auch Jugendliche erreichen, die bei der Arbeitsagentur gar nicht auftauchen. Sozialarbeiter sollen die Jugendlichen direkt in ihren Familien betreuen. „Diese Möglichkeit haben wir als Agentur ja gar nicht”, sagt Pandza.

Das Angebot richtet sich an alle unter 25 Jahren - natürlich vor allem an die, die keinen geraden Weg in Ausbildung und Beruf gefunden haben. Zwar sagt Andrea Gräbel von der JBA in Kaiserslautern: „Vom Einserabiturient bis zum Förderschüler ist bei uns alles dabei.” Der überwiegende Teil beziehe jedoch Hartz IV. Bennewitz schätzt ihren Anteil in den JBAs auf 80 bis 90 Prozent.

Der Forscher vom Institut für Sozialpädagogische Forschung (ISM) hat das Projekt „Integrierte Förderstrukturen für benachteiligte junge Menschen in Rheinland-Pfalz” (IFS) ins Leben gerufen, das auch vom Arbeitsministerium in Mainz gefördert wird. „Zum ersten Mal bündeln wir die Kräfte”, sagt Bennewitz. Bislang habe jeder - ob Agentur, Jobcenter oder Jugendamt - machen können, was er wolle. 2008 öffnete die JBA Mainz ihre Tore, mittlerweile gibt es ähnliche Angebote auch in Kaiserslautern, Trier und Worms. Im Rahmen des IFS sind nach Angaben des Arbeitsministeriums bislang 15 Gebietskörperschaften und drei große Städte aktiv geworden.

Doch nicht überall sieht das Angebot für junge Leute so aus, wie Forscher Bennewitz sich das vorstellt. „Oft wird einfach nur eine Kooperation der drei Partner beschlossen, ohne das räumlich zusammenzuführen.” Dabei sei gerade die gemeinsame Anlaufstelle das Entscheidende. „Viele Kommunen bleiben bei Minimallösungen stehen.”

Als positives Beispiel sieht Bennewitz die JBA in Kaiserslautern. Sie ist in einem eigenen Gebäude mitten in der Stadt untergebracht. Den Eingangsbereich ziert ein großes Graffiti. „Die Jugendlichen sollen sich wohlfühlen und nicht wie bei einem klassischen Behördengang”, sagt Leiterin Gräbel. Bei der Anmutung hilft, dass das Gebäude früher ein Kino war.

Probleme bei der Zusammenarbeit macht häufig der Datenaustausch. Ohne dass untereinander Daten weitergegeben werden, können die Jugendlichen nicht vernünftig betreut werden. Der Datenschutz erschwert das bislang häufig. „Da muss es Erleichterungen für die Zusammenarbeit geben, im Moment müssen wir das jedes Mal neu aushandeln”, sagt Bennewitz. In Ludwigshafen ist Pandza zufolge ein passendes Modell gefunden worden.

Trotzdem sei eine gemeinsame Falldokumentation ausgesprochen schwierig, sagt Bennewitz. „Erfolge lassen sich deshalb auch kaum in Zahlen fassen.” Die JBA Mainz betreut regelmäßig um die 80 Jugendliche, in Ludwigshafen will man mit 100 starten.

Für die Zukunft wünscht sich Bennewitz mehr Rückenwind von der Politik. Das Konzept der Jugendberufsagentur stehe zwar im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. „Aber da kommt gar keine Unterstützung.” Bennewitz findet: „Es hängt vom Zufall ab, ob Jugendliche in einer Stadt gute, integrierte Betreuung bekommen oder nicht - das kann es nicht sein.” (dpa)

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