Hohn und SpottÜbergewichtige beschreibt, welche Torturen sie beim Fliegen erlebt

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Nicht immer einfach: Im Flugzeug müssen es Passagiere mehrere Stunden auf engem Raum mit Fremden aushalten. (Symbolbild)

Nicht immer einfach: Im Flugzeug müssen es Passagiere mehrere Stunden auf engem Raum mit Fremden aushalten. (Symbolbild)

Im Flugzeug sitzen viele Menschen auf engstem Raum zusammen. Für stark übergewichtige Menschen kann diese Situation eine ziemliche Tortur sein. Wie es sich anfühlt, beschrieb nun die Twitter-Nutzerin „Your fat friend“.

Ihre Geschichte fängt sie an mit den Worten: „So, ich fliege heute. Hier erkläre ich, was ich tun musste, um mich auf einen Flug als sehr dicke Person vorzubereiten.“ In mehreren Tweets klagt sie ihre Sorgen. So musste sie oftmals einen zweiten Sitz zum vollen Preis dazu buchen – das würden einige Fluggesellschaften so vorgeben. Das Problem: Manchmal würde ihr Extra-Platz spontan an einen anderen Passagier vergeben werden. Viele der Fluggesellschaften würden sich außerdem das Recht vorbehalten, sie wegen ihres Gewichts sogar noch nach dem Boarding vom Flug auszuschließen zu dürfen.

Die Leute reden laut über sie

Doch damit nicht genug: Oftmals würden die Menschen um sie herum laut über ihr Körpergewicht diskutieren, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob es jemand hören würde. „In den letzten zwei Jahren hat ungefähr die Hälfte der Passagiere um mich herum über mich geredet,“ schreibt sie und fügt hinzu: „Als eine sehr dicke Person in einem Flugzeug werde ich behandelt wie Gepäck – schwerfällig, eine ärgerliche Belastung. Leblos und gefühllos.“

Wer hinter dem Account steckt, ist nicht klar. Die Nutzerin schreibt auf Englisch, die Bilder weisen auf eine weibliche Urheberin hin. Auf ihrer Seite erklärt sie: „Ich schreibe darüber, wie es auf der Empfängerseite ankommt, wenn es um heftige Diskussionen über Übergewicht geht, und über Körper wie meinen.“

Dort erklärt sie außerdem, dass zwei Drittel der Menschen übergewichtig seien. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Nutzerin aus den USA kommt. Denn dort sind besonders viele Menschen übergewichtig, der Anteil der Übergewichtigen in der Bevölkerung liegt bei 66,7 Prozent. Weltweit sind Forschern zufolge mehr als zwei Milliarden Menschen übergewichtig oder gar fettleibig.

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Müssen in Deutschland Extra-Sitze dazu gebucht werden?

Da in Flugzeugen besonders wenig Platz ist, kann es für fülligere Menschen schnell schwierig werden. Die Sitze haben meist bestimmte Norm-Maße, in die sie eventuell nicht hinein passen. Christian Liepack, Pressesprecher der Air Berlin, sagt dazu: „Die meisten Kunden wissen in der Regel, wie viel Platz sie benötigen und buchen, falls nötig, deswegen sofort einen zweiten Platz dazu.“

Sitzplatzgrößen bei Flügen

Die Sitzgrößen in Flugzeugen variieren. So unterscheidet man bei der Lufthansa unter anderem zwischen der Eco-Klasse (17 – 18,2’’), oder der First-Class mit 31 Inch.

Bei Kurz- und Mittelstreckenflügen sind die Sitze gleichmäßig groß, 17,7 Inch. In der Business Class wird der Mittelplatz nicht vergeben und ist somit immer frei.

Würde das nicht geschehen, könnte es im Flugzeug schnell schwierig werden: Es müssten dann Passagieren umgesetzt werden und versucht werden, Platz zu schaffen. „Den Extra-Platz müssen wir dann aber berechnen. Wer sich vor einer Reise unsicher ist, kann sich gerne bei unserem Service-Center beraten lassen.“

Für den Flug bringt sie einen Extra-Gurt mit

Fettleibige müssen sich also anders auf eine Reise mit dem Flugzeug vorbereiten. Davon berichtet auch die Twitter-Nutzerin „Your fat friend“. Sie habe sogar eine Extra-Sitzgurt-Erweiterung mitgebracht, damit sie nicht nach einer fragen muss. Damit würde sie nämlich direkt die Aufmerksamkeit der anderen Passagiere auf ziehen.

Bei Air Berlin so wie bei der Lufthansa stehen solche Gurte zur Verfügung: „Sollte die Notwendigkeit für eine Gurterweiterung bestehen, stellt Lufthansa diese dem Gast unentgeltlich zur Verfügung. Sicherheit hat höchste Priorität,“ erklärt Lara Matuschek von der Lufthansa dazu. Das deutsche Flugpersonal wird außerdem extra geschult, um sensibel und diskret mit der Situation umzugehen.

Alle Passagiere sollen mit Respekt und Würde behandelt werden

Die Twitter-Userin „Your fat friend“ hat mit ihren Tweets im Netz eine rege Diskussion los getreten. Viele Nutzer haben Verständnis, andere fordern sie dazu auf, einfach abzunehmen. Sie selbst bleibt wegen der Anfeindungen lieber weiter anonym, erklärt sie der „Today“. Sie hoffe aber, dass ihre Tweets manche Passagiere und Airlines zum Denken angeregt hätten. Sie fordert, dass die Richtlinien der Airlines sich wenigstens so ändern sollten, dass fettleibige Menschen, die ein Ticket gekauft haben, wenigstens das Recht dazu haben sollten, im Flugzeug bleiben zu dürfen – und dass sie mit Respekt und Würde behandelt werden, so wie alle anderen auch.

Übergewicht bezieht sich im Groben auf einen Körper-Masse-Index (BMI) von 25 bis 30, bei höherem BMI sprechen Mediziner von Fettleibigkeit (Adipositas). Dabei wird das Gewicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Größe (in Metern) geteilt.

(chs mit Material der dpa)

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