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Nörgler, Eso-TanteDiese acht Typen trifft man auf jeder Gruppenreise

Lesezeit 5 Minuten
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Geht nicht, gibt's nicht – das könnte das Motto des Spielers sein.

Jeder, der schon mal eine Gruppenreise gebucht hat, kennt das Phänomen: Egal, welche Reise man wählt, es sind immer die gleichen Typen von Leuten dabei. Einer findet stets etwas zu meckern, ein anderer kommt jeden Tag zu spät oder findet jeden Eintritt zu teuer.

Die beiden Autorinnen Heike Abidi und Anja Koeseling haben in dem neuen Buch „Urlaubstraum(a)“ nun „Geschichten vom Ferienwahnsinn“ zusammengetragen. Als Auszug aus dem Buch präsentieren wir Ihnen hier eine Charakterisierung der verschiedenen Gruppenreisetypen, wobei das jeweilige Geschlecht austauschbar ist und nur für die leichtere Lesbarkeit festgelegt wurde.

Der Besserwisser

Der Besserwisser war schon überall auf dieser Welt, er kennt sich in jedem Fachgebiet perfekt aus und verfügt über einen unerschöpflichen Erfahrungsschatz…Zumindest scheint er das zu glauben. Sein vermeintliches Universalgenie stellt er gern bei sich bietenden Gelegenheiten zur Schau. Besonders gern sondert er dabei oft clever getarnte Banalitäten ab. Seine eher durchschnittliche Gelehrtheit lässt ihn den Intellektuellen meiden und die Nähe der Naiven suchen.

Typisches Zitat: „Das weiß man ja ohnedies.“

Lieblingsbeschäftigung: den Reiseführer unterbrechen und verbessern

Die Intellektuelle

Die Intellektuelle ist unglaublich belesen und verfügt über eine fundierte Bildung. In ihrer vergeistigten Art genügt es ihr jedoch, ihre komplexen Überlegungen im Stillen zu genießen. Daher hält sie mit ihrem Wissen meist hinterm Berg. Nur direkt gefragt lässt sie ihre Umwelt teilhaben, wobei ihr allerdings oft das Gespür fehlt, welches Niveau sie bei ihrem Gegenüber voraussetzen kann. So kommt es auf beiden Seiten oft zur kommunikativen Frustration. In ihrem Interesse an andersartigen Lebewesen fühlt sich die Intellektuelle besonders zur Naiven hingezogen.

Typisches Zitat: „Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime.“

Lieblingsbeschäftigung: in Hegels „Phänomenologie des Geistes“ lesen

Der Nörgler

Es ist einfach unmöglich, den Nörgler zufrieden zu stellen. Kein Haar in der Suppe, das er nicht entdeckt, und kein Haken, den er an einer Sache übersieht. Besonders wichtig ist es ihm dabei, die gesamte Reisegruppe über seine negativen Beobachtungen in Kenntnis zu setzen. Er reist nach dem Motto: Nur ein Urlaubstag, an dem es etwas auszusetzen gab, ist ein guter Urlaubstag. Verstanden fühlt er sich – zumindest ein Stück weit – vom Geizkragen.

Typisches Zitat: „Ich hätte mir mehr erwartet!“

Lieblingsbeschäftigung: Mängel beim Hotelpersonal reklamieren

Nächste Seiten: die Naive, der Geizkragen, der Spieler, die Mütterliche, die Eso-Tante

Die Naive

Die Naive sieht in jeder Touristenfalle einen Ort, an dem man ursprüngliche Kultur erleben kann, und hält Restaurants, die auf der Gruppenreise anvisiert werden, für Geheimtipps. In ihrer grenzenlosen Begeisterungsfähigkeit für alles Neue macht sie bei jedem einzelnen Angebot mit und löchert den Reiseleiter unaufhörlich mit Fragen. Damit sie dabei nirgends übervorteilt wird, wird sie von der Mütterlichen gern unter ihre Fittiche genommen.

Typisches Zitat: „Das ist ja so unglaublich!“

Lieblingsbeschäftigung: sich von Straßenverkäufern völlig überteuerten Plunder andrehen zu lassen

Der Geizkragen

Es ist nicht so, dass der Geizkragen es nötig hätte, aber bis zum Centbetrag zu knickern, gehört für ihn zum guten Ton. Geld ist sein zentrales Thema im Leben, und er tut nichts, ohne für sich eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt zu haben. So kommt es häufig vor, dass er außerhalb der Sehenswürdigkeiten auf die Reisegruppe wartet, weil er nicht bereit ist, dass Eintrittsgeld zu entrichten. Dadurch bleibt er auch bis zum Schluss der Außenseiter der Gruppe.

Typisches Zitat: „Voll die Abzocke hier!“

Lieblingsbeschäftigung: bei Fixpreisen feilschen

Der Spieler

Wann immer sich die Reisegruppe trennt, wird sie vor der Weiterfahrt auf den Spieler warten müssen. Denn er liebt den Nervenkitzel des Zuspätkommens genauso wie die Gefahren, die der Verzehr von suspekten Speisen mit sich bringt. So wird dieser Borderliner unter den Touristen auch stets etwas Verbotenes – wie zum Beispiel einen Stein von einer Ausgrabungsstätte – im Handgepäck mitschmuggeln. Besonders schmeichelhaft findet er dabei das Entsetzen in den Augen der Naiven.

Typisches Zitat: „Was ist denn schon dabei?“

Lieblingsbeschäftigung: Nüsse essen, die in Bars in kleinen Schüsseln angeboten werden

Nächste Seite: die Mütterliche, die Eso-Tante

Die Mütterliche

Wenn irgendjemand die Verantwortung für die Touristengruppe samt Reiseleiter übernimmt, dann ist es die Mütterliche. Stets hat sie ein auftauchendes Ohr für alle Probleme und hilft tatkräftig bei deren Lösung. Besonders wichtig ist ihr auch der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft. So hat der Spieler es hauptsächlich ihr zu verdanken, dass der Bus noch da ist, wenn er wieder einmal hoffnungslos zu spät kommt, und dass Anteil genommen wird, wenn er von Montezumas Rache heimgesucht wird.

Typisches Zitat: „Sind alle da?“

Lieblingsbeschäftigung: die Leute fragen, wie es ihnen geht, und ob sie gut geschlafen haben

Die Eso-Tante

Die Eso-Tante reist nicht, sie spürt. Besonders schätzt sie jegliche Art von Kultstätten und Kraftplätzen, die sie dann mit geschlossenen Augen und einem seligen Lächeln auf den Lippen mit ihrer Wahrnehmungsfähigkeit ergründet. Die Touristenmassen um sie herum stören sie dabei wenig. Die restliche Zeit verbringt sie damit, die zwischenmenschlichen Schwingungen innerhalb der Gruppe auszuloten. Dabei gibt sie aber – im Sinne eines professionellen Patienten-Therapeuten-Verhältnisses – niemandem den Vorzug.

Typisches Zitat: „Ich spüre da eine ganz schlechte Energie zwischen euch!“

Lieblingsbeschäftigung: fühlen

Informationen zum Buch

Heike Abidi, Anja Koeseling: „Urlaubstraum(a) – Geschichten vom Ferienwahnsinn“, erschienen im Verlag Eden Books, 336 Seiten, 9,95 Euro.

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