Bonner Oper und KammerspieleKommen Abriss und Neubau statt kostspieliger Sanierung?

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Gehen nach 52 Jahren die Lichter am Bonner Opernhaus aus? Die Ratsfraktionen von CDU, SPD und FDP wollen jedenfalls einen Abriss der Oper und Neubau eines Zweispartenhauses von der Stadt prüfen lassen.

Gehen nach 52 Jahren die Lichter am Bonner Opernhaus aus? Die Ratsfraktionen von CDU, SPD und FDP wollen jedenfalls einen Abriss der Oper und Neubau eines Zweispartenhauses von der Stadt prüfen lassen.

Bonn – Statt kostspieliger Sanierung von Oper und Kammerspielen, die nach jüngsten Schätzungen 109 Millionen Euro kosten soll, ein Abriss der Oper und Schließung der Kammerspiele und stattdessen ein Neubau, der Oper und Schauspiel unter einem Dach vereint: So liest sich auf einen Nenner gebracht der Prüfungsauftrag von CDU, SPD und FDP an die Verwaltung.

So wollen die drei Fraktionen aus dem Teufelskreis ständig steigender Sanierungskosten (Stichwort: „Fass ohne Boden“) herauskommen. Tenor: Ein Neubau könnte preiswerter ausfallen als eine Sanierung.

Diskussion um Neubau begann schon vor zehn Jahren

Neu ist dieser Vorstoß nicht, bereits vor zehn Jahren begann die Diskussion, die Kammerspiele aus Kostengründen zu schließen, was bekanntlich in der Bäderstadt auf heftigsten Widerstand stieß und abgeblasen wurde. Auch der Abriss der schon länger maroden Oper wurde verschiedentlich angedacht. Die CDU will den Godesbergern nicht den Verdruss antun, das Sprechtheater nach Bonn zu holen, sie bringt daher einen Neubau auf dem Gelände der gleichfalls maroden Godesberger Stadthalle ins Gespräch, die dann abgerissen werden müsste. Das städtische Filetgrundstück Am Boeselager Hof in unmittelbarer Nähe zum Rhein soll nach dem Abriss der Oper gewinnbringend vermarktet werden.

Generalintendant Bernhard Helmich äußert sich verhalten zu den Überlegungen der drei Ratsfraktionen. Offensichtlich geht es ihm vor allen Dingen um die Kontinuität des Spielbetriebes. So kann man jedenfalls sein Statement zum Prüfauftrag verstehen: „Natürlich kann alles geprüft werden, aber es muss darauf geachtet werden, dass bei Abriss und Neubau der Spielplan von Oper und Theater nicht aus den Fugen gerät. Deshalb glaube ich, dass es sinnvoll ist, die Instandsetzungspläne der beiden Häuser weiter zu verfolgen.“

Neubau-Überlegungen „durchaus zukunftsweisend“

Die Theatergemeinde Bonn, mit rund 8000 Mitgliedern, davon 1000 Jugendliche, mit Abstand der größte „Kulturlobbyist“ in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, hält die von den drei Parteien angedachten Überlegungen für den Neubau für die Sparten Oper und Schauspiel „für durchaus zukunftsweisend für die kulturelle Positionierung der Stadt Bonn“, wie Geschäftsführer Norbert Reiche gestern mitteilte. Allerdings sei es wichtig, die bestehenden Häuser für den laufenden Spielbetrieb herzurichten. „Eine jahrelange Unterbrechung wäre für das kulturelle Leben in der Stadt und der Region fatal, im schlimmsten Fall final, zumal angemessene Ausweich-Spielorte in der Bundesstadt nicht zur Verfügung stehen.“

Allein für die Sanierung der Oper werden in der Kostenschätzung 70 Millionen Euro veranschlagt.

Allein für die Sanierung der Oper werden in der Kostenschätzung 70 Millionen Euro veranschlagt.

Der Verein „Bürger für Beethoven“ begrüßt grundsätzlich, wenn statt einer Sanierung des Opernhauses auch über einen Neubau nachgedacht wird, will dabei aber auch, dass der Bau eines integrierten Konzert- und Opernhauses geprüft wird. „Zum einen braucht Bonn einen akustisch angemessenen Konzertsaal, wenn es sich erfolgreich als Beethovenstadt profilieren will. Zum anderen muss für eine erfolgreiche Zukunft als Beethovenstadt die Zukunft des Musiktheaters dauerhaft gesichert werden“, erklärte Vorsitzender Stephan Eisel. Für beide Bestreben könne ein integriertes Konzert- und Opernhaus neue Perspektiven eröffnen. Wie attraktiv so eine Lösung sein könne, zeigen seit längerem Baden-Baden, Bregenz und seit wenigen Jahren Oslo und Florenz.

Frage nach Konzertsaal in Bonn noch immer offen

Nach Auffassung der „Bürger für Beethoven“ ist nach dem Ende der Festspielhaus-Idee die Frage nach einem angemessenen Konzertsaal in Bonn immer noch offen. Die Beethovenhalle könne diese Lücke als Mehrzweckhalle nicht schließen, weil bei der denkmalgerechten Sanierung keine Verbesserung der Akustik vorgesehen sei. „Wenn man jetzt bei der Oper einen Zukunftswurf wagt, sollte man dieses Manko für die Beethovenstadt beseitigen“, so Eisel.

Der Vorsitzende kündigte an, das Thema bei der anstehenden Mitgliederversammlung des Vereins zu besprechen. Dabei sei klar, dass es zu Standortfragen und der generellen Frage eines Abrisses des Opernhauses Am Boeselagerhof unter den mehr als 1500 Vereinsmitgliedern ganz unterschiedliche Meinungen gebe: „Das muss die Kommunalpolitik entscheiden. Für uns geht es darum, dass im Fall einer neuen Lösung das für Bonn als Beethovenstadt sinnvollste Konzept umgesetzt wird“, so Eisel. (al/wki)

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