SechtemAutor und Psychiater Manfred Lütz begeisterte mit seinem Vortrag

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Zog die Zuhörer in seinen Bann: Manfred Lütz.

Zog die Zuhörer in seinen Bann: Manfred Lütz.

Bornheim-Sechtem – Ob die mehr als 300 Zuhörer, die am Freitagabend von der katholischen Pfarrkirche in Sechtem nach Hause gingen, alle glücklich waren, konnte auch der Bestseller-Autor, Psychiater und Kabarettist Manfred Lütz, nicht sagen. Wohl aber blickte er am Ende seines Vortrags zum Thema Glück in sehr viele lächelnde Gesichter.

Als Antwort auf all die vielen Glücksratgeber habe er das Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“ geschrieben, erklärte er. Doch eine Lesung daraus stand nicht auf dem Programm. Verständlich, locker und witzig führte Lütz seine Zuhörerschaft vielmehr in die Philosophie des Glücks ein und nahm sie mit auf eine „Reise“ ins Glück. Dabei machte er deutlich, dass es für kein Geld der Welt zu kaufen ist und sich auch nicht durch den Konsum von Drogen oder durch Erfolg einstellt.

Den Beispielen folgten überzeugende Argumente. So eröffnete Lütz den Gästen zum Beispiel, dass die Menschen in seinem Dorf, also in Merten, glücklicher, seien, seit die Flüchtlinge da seien, denn es gebe jetzt noch mehr ehrenamtliches Engagement. Rentner zum Beispiel, die bisher ohne richtige Aufgabe alleine lebten, organisieren jetzt Deutschkurse, helfen bei den Kleiderspenden oder stehen Flüchtlingsfamilien zur Seite. „Wenn wir etwas in sich Sinnvolles tun, dann macht das unvermeidlich glücklich“, versicherte Lütz. Auch findet er, dass Erfolg nicht wirklich wichtig ist, wohl aber, dass man seine Fähigkeiten richtig einsetzen soll.

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Sinnvolle Tätigkeit macht glücklich

Die Glücksindustrie funktioniere ja auch nur deswegen so gut, weil sie eben nicht funktioniere – sonst gebe es nur einen Ratgeber und alle wären unvermeidlich glücklich. „Alle Menschen wollen glücklich sein“, stellte der Autor klar. Aber: „Glück ist nicht machbar.“ Und wie alle wirklich wichtigen Dinge des Lebens sei Glück auch nicht definierbar. Jeder Mensch verbinde andere Gedanken und Bilder damit. Der Auschwitzüberlebende Jehuda Bacon habe ihm sogar gezeigt, wie man selbst im Leid glücklich sein kann.

Viele Jahre sei es her, da habe er als junger Mann in einem Lokal darüber nachgedacht, ob er heiraten solle oder nicht. „Am Nebentisch saß ein älteres Ehepaar und löffelte schweigend Fischsuppe“, berichtete Lütz. Plötzlich sei der ältere Herr aufgestanden und zur Toilette gegangen. Die ältere Dame löffelte weiter, ohne aufzusehen. „Ich heirate – nie“, sei ihm in diesem Moment durch den Kopf gegangen. So wollte er nicht enden, schweigend neben seiner Frau sitzend und Fischsuppe löffelnd.

Dann jedoch sei der ältere Herr zurückgekommen, habe seiner Frau zärtlich über den Kopf gestreichelt und sich dann wieder hingesetzt und weitergegessen. „Im gleichen Augenblick habe ich mich für meine Gedanken geschämt“, verriet Lütz. Denn dieses Ehepaar sei mit Sicherheit das glücklichste Paar gewesen, dass er seit langem gesehen habe. „Die haben wohl nie ein Glücksbuch oder einen Eheratgeber gelesen“, so Lütz.

Tatsächlich glücklich wirkten am Ende des Abends die Gastgeber, die Mitglieder des Fördervereins der katholischen Pfarrkirche. Für die Flüchtlinge in Bornheim und die Pfarrkirche hatten sie statt Eintrittsgeldern um Spenden gebeten. Und dem Sprichwort „geben ist seliger denn nehmen“ folgend, zeigten sich die zahlreichen Besucher überaus spendabel.

Über den Auschwitzüberlebende Jehuda Bacon hat Lütz auch ein Buch geschrieben, aus dem er am 20. März in der Bonner Springmaus liest. Am 2. Mai hält er ebenfalls in der Springmaus noch einmal seinen Vortrag über das Glück.

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