Trauma „Gladbeck“ im FilmTV-Zweiteiler auch auf Bornheimer Rastplatz Eichkamp gedreht

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Bornheim – Taghell ist der Rastplatz Eichkamp an der Autobahn 555 in Höhe von Bornheim-Uedorf erleuchtet. Kameraleute und Tontechniker laufen umher und lassen sich im Hubwagen hoch über die Raststätte fahren. Fahrzeugmodelle aus den 1980er Jahren stechen ins Auge, ebenso ein roter Linienbus. Alle Zufahrtswege zum Rastplatz sind in den Abendstunden abgesperrt. Nur im Vorbeifahren sind die Bilder und Szenen zu erhaschen. Der Schriftzug „Grundbergsee“ über der augenscheinlich gerade dort entstandenen Tankstelle lässt ahnen, was hinter der Betriebsamkeit steckt: Dreharbeiten für den TV-Zweiteiler „Gladbeck“, der die Geiselnahme von 1988 thematisiert.

Die Berliner Produzentin Regina Ziegler verfilmt zurzeit mit der ARD-Tochter Degeto und Radio Bremen die Geiselnahme, die sich tief ins kollektive Gedächtnis gebohrt hat. Die Bankräuber Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner hielten die Bundesrepublik drei Tage in Atem und töteten auf der Flucht drei Menschen.

Gedreht wird also auch am Rastplatz Eichkamp, die ehemalige Tankstelle ist Kulisse. Weitere Drehorte sind Köln, Gladbeck, Bremen, Duisburg und Düsseldorf. Geld für den Film geben die Film- und Medienstiftung NRW, die Filmförderung der MFG Baden-Württemberg und die nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen.

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Viele bekannte Schauspieler

Zur Besetzung gehören so bekannte Schauspieler wie Ulrich Noethen („Die Akte General“), Martin Wuttke („A most wanted man“), Zsá Zsá Inci Bürkle („Die wilden Hühner“) sowie die „Tatort“-Darsteller Sascha A. Gersak, Arnd Klawitter und Alexander Scheer.

Um die Ereignisse authentisch darstellen zu können, wurde auch am Rastplatz Eichkamp die Zeit bis ins Detail zurückgedreht, ins Jahr 1988. Gute zwei Wochen soll allein der Aufbau der Kulissen gedauert haben. Rund 50 historische Autos, weitere 300 Fahrzeuge für den Rahmenverkehr – davon einige sogar in mehrfacher Ausführung mit Umbauten für Fahraufnahmen und Stunts – mussten organisiert werden. Zum Filmteam gehören bis zu 70 Mitarbeiter, 90 Schauspielrollen wurden besetzt und weitere 1500 Komparsen kommen zum Einsatz. Eine besondere Herausforderung auch für die Abteilungen Szenen-, Kostüm- und Maskenbild, die die 1980er Jahre durch Requisiten, Kleidung und Frisuren einfangen muss, um die Ereignisse im August 1988 authentisch zu rekonstruieren.

Aus einem fehlgeschlagenen Banküberfall entwickelte sich damals eine dreitägige Geiselnahme, bei der die Täter vor laufenden Kameras die Waffe auf ihre Geisel, die 18-jährige Silke Bischoff, richteten. Laut Produktionsfirma geht der Zweiteiler „Gladbeck“ auch der Frage nach, welche Mechanismen wirken, damit Menschen das Empfinden für moralische Integrität, Recht und Gesetz verlieren.

Journalisten begleiteten die Geiselnehmer auf ihrer Flucht, Fernsehen und Radio waren rund um die Uhr live dabei und dokumentierten so erstmals ein Verbrechen in Echtzeit.

Verschiedene Blickwinkel

Der Film „Gladbeck“ werde die Ereignisse des Sommers 1988 aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen und eine Verkettung von Umständen zeigen, die drei Menschen schließlich mit dem Leben bezahlen mussten.

Eine Schlüsselrolle spielt die Raststätte Grundbergsee, eigentlich an der A 1 zwischen den Anschlussstellen Stuckenborstel und Posthausen gelegen. Es war gegen 19 Uhr am 17. August 1988, Tag zwei der Geiselnahme, als die Täter im Bremer Ortsteil Huckelriede einen Linienbus mit 32 Fahrgästen in ihre Gewalt gebracht hatten. Nachdem sie fünf Geiseln freigelassen hatten, fuhren die Verbrecher im Bus mit ihren immer noch 27 Geiseln auf die A1, bis zur Raststätte. Dort ließen sie zwei Bankangestellte im Austausch gegen zwei Journalisten frei. Als die Polizei aber die Freundin eines der Verbrecher festnahm, schossen die Geiselnehmer um sich . . .

Beide Täter sind heute noch in Haft. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.

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