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Zwischen Hersel und WiddigScheitert Bürgerradweg an den Kosten?

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Bornheim – Seit gut fünf Jahren bemühen sich der Widdiger Konrad Velten (CDU) und Parteifreund Bernd Marx aus Uedorf um einen Bürgerradweg entlang der Elbestraße als Verbindung für die Bornheimer Rheinorte. Sie werden sich noch etwas gedulden müssen, denn die Frage, ob der gut 2,3 Kilometer lange Weg mit 800 000 Euro nicht schlicht zu teuer ist, werden Ausschuss und Rat nicht wie geplant diese Woche, sondern erst im Januar beantworten. Velten möchte den Bürgerradweg keinesfalls abschreiben, aus Sicht von Bürgermeister Wolfgang Henseler ist es „eine Frage der Spielräume“. Schließlich würden an der Stadt im Nothaushalt allein für diesen Radweg mindestens 472 000 Euro hängen bleiben.

Kritik

Der vom Bundesverkehrsministerium geplante Radweg Deutsche Einheit zwischen Bonn und Berlin setzt nach Ansicht der FDP im Siegburger Kreistag in der Region Bonn/Rhein-Sieg die falschen Schwerpunkte. Wichtige Orte der Deutschen Einheit würden durch den Radweg nur gestreift oder außen vor gelassen. „Die einzige größere Station im Bereich Bonn/Rhein-Sieg ist der Bonner Dienstsitz des Bundesverkehrsministeriums. Bedeutende Orte der Bundesrepublik wie der Petersberg oder das Adenauerhaus liegen außerhalb der Route. Andere Orte wie das Museum Koenig als Geburtsstätte der Republik oder das Bundesviertel werden nur am Rande gestreift.“ Das grenze an „historische Ignoranz“, kritisiert Friedrich-Wilhelm Kuhlmann. (jr)

Eigentlich keine große Sache, so ein Radweg. Allerdings kann man entlang der mit 6700 Fahrzeugen täglich stark befahrenen L 300 nicht einfach eine Fläche planieren und einen Radweg ausweisen. Vor allem keinen Bürgerradweg, wie auch der Landesbetrieb Straßen.NRW deutlich macht: Die Empfehlungen für Radwegeanlagen, kurz ERA, sehen für einen gemeinsamen Fuß- und Radweg ein Regelmaß von drei Metern Breite vor, der Begegnungsfall von zwei Radfahrern mit Fußgängern erfordere ausreichende Breiten. Bei dieser Mindestbreite stünden aber für die Entwässerung keine ausreichenden Seitenräume zur Verfügung. Die Folge: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre für die Entwässerung „eine neu zu errichtende Kanalisation“ nötig. Das treibt die Kosten hoch.

Ursprünglich war bereits vereinbart worden, dass ein Teil der Baukosten über Fördermittel des Landes finanziert werden sollten und der Landesbetrieb den Rest übernimmt. Die Stadt sollte lediglich 60 000 Euro Planungskosten übernehmen. Der Landesbetrieb „sieht sich aber nun nicht mehr in der Lage, die getroffenen Zusagen umzusetzen“. Demnach würde das Land rund 388 000 Euro zum Bürgerradweg beisteuern, rund 472 000 Euro (Planung inklusive) blieben bei der Stadt. Zu viel, sagt die Verwaltung, und schlägt vor, den Lückenschluss nicht weiterzuverfolgen.

Der Widdiger Ortsvorsteher Konrad Velten sieht das anders: „Wir haben 60 000 Euro für die Planung in den Haushalt eingestellt und bisher nicht ausgegeben.“ Die Stadt solle den Bürgerradweg planen und dann schauen, aus welchen Fördertöpfen sich weitere Zuwendungen holen lassen. Er habe bei der Debatte um die Höherlegung von Bahnsteigen der Linie 16 die Erfahrung gemacht, dass es von Vorteil ist, wenn man eine Planung in der Schublade habe. Als Rheinanlieger habe er im Rat für die Radpendlerroute von Bornheim über Alfter nach Bonn gestimmt, in der Hoffnung, dass auch der Lückenschluss an der L 300 komme – wenn auch nicht sofort.

Grundsätzlich sei er sehr dafür, Mittel aus dem Straßenbau auch in die Verbesserung des Radwegenetzes zu stecken, sagte Bürgermeister Wolfgang Henseler gestern auf Anfrage. Aber hier müsse man schauen, wie realistisch die Umsetzung ist und ob eine Planung zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Gefahr berge, dass sie zu früh komme und man sie später wiederholen müsse.

Für Henseler gibt es drei Projekte, die auf jeden Fall umgesetzt werden müssten: die Straßensanierung des maroden Apostelpfades in Bornheim, die Sanierung der Bushaltestellen und den barrierefreien Ausbau der Haltestellen der Linie 16. „Alles andere ist eine Sache der Abwägung und sollte im Rahmen des Investitionsvolumens von rund 3,5 Millionen Euro bleiben“, so der Verwaltungschef. Schon gleich eine große Aufgabe für den Stadtrat im neuen Jahr; auf 11. Januar sind jetzt die Haushaltsberatungen terminiert.

Der Haushaltsplanentwurf der Stadt Bornheim sieht in den beiden kommenden Jahren Investitionsvolumina von insgesamt 58 Millionen Euro vor. Bürger haben die Möglichkeit, den kompletten Entwurf des Doppelhaushaltes einzusehen im Amt für Finanzen im Rathaus (Zimmer 452 und 456), Rathausstraße 2, montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Der Etatentwurf mit allen Teilplänen steht auch auf der städtischen Homepage unter www.bornheim.de.

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