BundesverkehrswegeplanDas Echo in der Region bleibt geteilt

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Die Bonner Südbrücke wäre sozusagen das Bindeglied zwischen der linksrheinischen A 565 und der rechtsrheinischen A 3, wenn Venusbergtunnel und Ennertaufstieg gebaut würden.

Die Bonner Südbrücke wäre sozusagen das Bindeglied zwischen der linksrheinischen A 565 und der rechtsrheinischen A 3, wenn Venusbergtunnel und Ennertaufstieg gebaut würden.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn.  – Der Wunsch des Vereins Lebenswerte Siebengebirgsregion hat sich (zunächst) nicht erfüllt. „Das Planungsrecht für die Südtangente muss verschwinden“, hatte die 2. Vorsitzende Susanne Gura noch vor wenigen Tagen gefordert. Ist es jedoch nicht. Im Bundesverkehrswegeplan, dessen Entwurf gestern durchs Bundeskabinett ging, steht die umstrittene Straßenverbindung zwischen dem Bonner Hardtberg (A 565) und Sankt Augustin-Birlinghoven (A 3) nach wie vor als „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“. Sie ist damit auch aber auch nicht, wie von den Befürwortern in der Region erhofft, in den „Vordringlichen Bedarf“ hochgestuft worden, was die Realisierungschancen deutlich erhöhen würde. Das letzte Wort hat allerdings bei den Projekten des Bundesverkehrswegeplans in jedem Fall der Deutsche Bundestag.

Kostenschätzungen als zu niedrig kritisiert

683 Millionen Euro werden für die 11,5 Kilometer lange Trasse veranschlagt, die auf der linken Rheinseite aus dem Venusbergtunnel und auf der rechten Seite aus dem Ennertaufstieg besteht. Verbunden würden beide Abschnitte durch die Bonner Konrad-Adenauer-Brücke (Südbrücke). Die Kostenschätzungen werden von Gegnern des Projekts als zu niedrig kritisiert. Sie fürchten zudem, bei einem Regierungswechsel in Düsseldorf könne eine neue Landesregierung mit der Planung der Straße beginnen, wenn sie Planungsrecht behalte.

Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster teilte gestern per Presseerklärung dagegen mit: „Ich bedauere natürlich, dass die von uns vorangetriebene Höherstufung in den vordringlichen Bedarf nicht berücksichtigt wurde, aber angesichts der großen Widerstände in der Region ist auch der Erhalt des bisherigen Status ein Erfolg.“ Für die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) ist die Südtangente im Entwurf „derzeit noch unterbewertet“. Die CDU-Kreisvorsitzende: „Wir brauchen diese Entlastung in und um Bonn. Sie nimmt Lärm und Stau. Ich sehe keinen vernünftigen Grund, der gegen die zeitgemäße Führung des Verkehrs unter der Erde sprechen könnte.“

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Weitere Projekte: Ausbau der Autobahnen 

Weitere Projekte aus der Region beziehungsweise dem Verbreitungsgebiet der Bonner Rundschau im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans: Der sechsspurige Ausbau der A 565 (Tausendfüßler) zwischen Hardtberg und dem Kreuz Bonn-Nord hat jetzt den Status „Vordringlicher Bedarf“. Kosten: 269 Millionen Euro für 6,1 Kilometer. Der Tausendfüßler muss ohnehin ab 2020 saniert werden.

Der komplett sechsspurige Ausbau der A 59 zwischen Bonn und Köln ist als „vordringlicher Bedarf mit Engpassbeseitigung“ eingestuft (rund 23 Kilometer für mehr als 380 Millionen Euro). Die linksrheinische A 61 soll zwischen dem Autobahn Kreuz Meckenheim und dem Kreuz Bliesheim sechsspurig werden („Vordringlicher Bedarf“; 25 Kilometer, 102 Millionen Euro).

Die Ortsumgehung Swisttal-Miel (B 56; 11,7 Millionen Euro für 2,3 Kilometer) steht im „Vordringlichen Bedarf“. Was der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen und seine Landtagskollegin Ilka von Boeselager gestern ausdrücklich begrüßten. Mit dem Projekt werde „die verkehrliche Infrastruktur rund um Swisttal entscheidend verbessert“.

Stimmen zur Höherstufung der Rheinbrücke

Als „besonders wichtiges Signal“ bewerteten beide auch die Höherstufung der neuen Rheinbrücke zwischen Wesseling/Godorf und Niederkassel in den „Vordringlichen Bedarf“ (10 Kilometer, rund 367 Millionen Euro). Für die vielen Berufspendler, die täglich m Stau stünden, wäre sie eine „erhebliche Entlastung“.

Auch in Niederkassel selbst werde die Höherstufung positiv aufgenommen. In einer Mitteilung von Elisabeth Winkelmeier-Becker wird Fraktionschef Marcus Kitz zitiert: „Ob Brücke oder Tunnel oder wo genau die Trasse liegen könnte, kann ab Anfang 2017 im Verfahren geprüft werden.“ Und die Landtagskandidatin Katharina Gebauer: „Wichtig ist, dass in den weiteren Planungen vor allem auch die Interessen der Niederkasseler Bürger berücksichtigt werden.“

Landrat Schuster erklärte, er begrüße die Heraufstufung der neuen Rheinbrücke ausdrücklich. „Die Region hat in dieser Frage eine geschlossene Position eingenommen und in Berlin deswegen auch Gehör gefunden!“ Er gehe davon aus, dass die neue Brücke nicht nur eine Straßenverbindung haben werde, sondern parallel auch eine Schienentrasse geprüft werde, um den Eisenbahnknoten Köln zu entlasten.

Die Bonner Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) und ihr NRW-Landtagskollege Rolf Beu erklärten: „Es ist gut, dass die neue Rheinbrücke bei Wesseling höhergestuft wurde. Es macht aber wenig Sinn, dies nur für den Straßenteil vorzusehen“. Ansonsten sehe es „bitter für Bonn aus, wenn die Pläne Wirklichkeit werden“. Es sei ärgerlich, dass die Südtangente am Planungshorizont sichtbar bleibe. Zudem fehle die Stärkung des Schienenverkehrs linksrheinisch und das Fahrrad werde als Verkehrsträger weiterhin komplett ignoriert. „Dieser Bundesverkehrswegeplan ist kein großer Wurf, insbesondere für Bonn und die Region löst er die großen Probleme nicht.“

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