Gegen Projekt der DBAlfterer wollen Bahnübergang behalten

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Recht groß wird der Baukörper für die Fußgängerunterführung. Das ist auch den beengten Platzverhältnissen geschuldet.

Recht groß wird der Baukörper für die Fußgängerunterführung. Das ist auch den beengten Platzverhältnissen geschuldet.

Alfter-Oedekoven/Bonn – Der eigentliche Anlass, nämlich die Präsentation der geplanten barrierefreien Personenunterführung, die entstehen soll, wenn der Bahnübergang Weck-Werk/Alter Heerweg zwischen Oedekoven und Duisdorf entfällt, geriet fast zur Nebensache. Experten der Deutsche Bahn Netz AG hatten am Donnerstagabend in den Alfterer Ratssaal eingeladen, um hierüber im Zuge des Planfeststellungsverfahrens zu informieren (siehe Kasten). Doch sie sahen sich schnell in der Defensive, der Gegenwind, der ihnen von den rund 70 Teilnehmern, darunter auch zahlreiche Lokalpolitiker, entgegen blies, war rau, die Diskussion äußerst emotional.

Eisenbahnbundesamt entscheidet 2018

Fast einhellig forderten Politik und Bürgerschaft die Erhaltung des Bahnübergangs Weck-Werk. Sie befürchten einen Verkehrskollaps, wenn Pkw- und Lkw-Verkehr nur noch über die Almabrücke und über die K12n abfließen können, oder sich Schleichwege durch die Wohnstraßen suchen. Diese Straßen sind gerade zu Stoßzeiten bereits jetzt überlastet und es kommt zu langen Rückstaus. Der Zulieferverkehr der angrenzenden Firmen Weck-Werke und Kautex überquert diesen Bahnübergang.

„Warum soll ein funktionierender Bahnübergang dicht gemacht werden? Das ist doch ein Schildbürgerstreich“, schimpfte ein Bürger und sprach damit den Anwohnern aus der Seele. Der Alfterer CDU-Fraktionsvorsitzende Barthel Schölgens betonte, dass man vor Ort kein Interesse an einer Schließung habe, ein Verkehrskollaps sei schon jetzt absehbar. Schlimmer werde es noch, wenn der sogenannte Tausendfüßler in Bonn erneuert werde. Er forderte die Bahn-Vertreter auf, mit dem Umbau des Bahnübergangs wenigstens bis zum Abschluss der Arbeiten am „Tausendfüßler“ zu warten. Hans G. Agrick, Vorsitzender der Alfterer SPD, hierzu: „Sie werden auf starken Widerstand aus der Bevölkerung und den Gremien aus Alfter und Bonn stoßen.“

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SPD-Fraktion sieht Verwaltung in der Pflicht

Ratsfrau Ilse Niemeyer (CDU) aus Impekoven äußerte ebenfalls ihr Unverständnis gegenüber den Bahnvertretern: „Wir können hier reden, was wir wollen, Sie nehmen nichts mit.“ Von Bonner Seite aus kritisierte Hardtbergs Bezirksbürgermeisterin Petra Thorant das Vorhaben. Allerdings ist die Stadt Bonn kein Straßenbaulastträger und deshalb gemäß Eisenbahnkreuzungsgesetz nicht am Verfahren beteiligt. Die Bonner SPD-Ratsfraktion sieht dennoch die Verwaltung in der Pflicht, sich konsequent für den Erhalt des Bahnüberganges einzusetzen und ein umfassendes Verkehrskonzept für ganz Duisdorf zu entwickeln. „Der Bahnübergang wird gebraucht“, machten gestern Gabi Mayer, Stadtverordnete für Duisdorf und Medinghoven, und Dominik Loosen, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Hardtberg, klar. Aller Kritik zum Trotz – die geplante Schließung steht lange im Raum.

Daran erinnerte noch einmal Robert de la Haye (Grüne Alfter), der sich ebenfalls gegen die Schließung aussprach. Er verwies an die 2004 getroffene Vereinbarung zwischen der Gemeinde Alfter, der Bahn und Straßen.NRW, die besagt, dass drei Bahnübergänge zwischen Alfter und Bonn geschlossen werden (zwei sind bereits dicht). Im Gegenzug förderte der Bund die 2006 eröffnete Almabrücke zwischen Oedekoven und Hardtberg mit rund vier Millionen Euro. Heiner Schwarz, zuständig für die Projektdurchführung der DB Netz AG, fand hier deutliche Worte: „Jeder Bürger hat das Recht, sich im Planfeststellungsverfahren zu äußern, jeder Bürger hat die Möglichkeit, gegen die Schließung zu klagen, und der Gemeinde Alfter steht es frei, die 2004 geschlossene Vereinbarung aufzuheben. Allerdings haben Sie dann auch die Kosten zu tragen und müssen die vier Millionen Euro an den Bund zurückzahlen.“ Und Gabor Göyrkö konterte: „Erwarten Sie von uns, dass wir das Projekt beerdigen?“

Lange Wartezeiten am Bahnübergang Weck-Werk

In der Kritik standen auch die langen Wartezeiten am Bahnübergang Weck-Werk. Oft, sagten einige Anwohner, stehe man bis zu zehn Minuten an der geschlossenen Schranke, bis der Zug kommt. Hier witterten einige Kalkül: „Wir haben keinen Einfluss auf die Signaltechnik vorgenommen, um den Bahnübergang zu schließen“, versicherte DB Netz-AG-Projektleiter Christian Sauer. Und Heiner Schwarz ergänzte, die Schließzeiten würden sich weiter verlängern, sollte es auf der Strecke der S 23 zu einem Zehnminutentakt kommen.

Einige Bürger sorgen sich, dass die geplante Fußgängerunterführung ein neuer Angstraum werde wie das sogenannte Bonner Loch. Hier versuchte Györkö zu beruhigen: Man wolle möglichst niedrige Stützwände bauen und natürlich auch für eine entsprechende Beleuchtung sorgen.

Die Pläne der Bahn

Die geplante Schließung des Bahnübergangs Weck-Werk zieht sich seit mehr als zehn Jahren hin. Immer wieder kam es zu Protesten. Von einer geplanten Fußgängerbrücke als Ersatz hat die Bahn mittlerweile Abstand genommen. Nun soll eine barrierefreie Unterführung mit Rampen für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Der motorisierte Verkehr soll dann nur noch über die Almabrücke und die K12n abfließen. Für eine Pkw-Unterführung fehlt der Platz.

Laut Eisenbahnbundesgesetz sind aus Sicherheitsgründen höhengleiche Bahnübergänge zu beseitigen. Zwei Bahnübergange ließ die Bahn vereinbarungsgemäß bereits schließen, nun ist der Bahnübergang am Weck-Werk an der Reihe.

Im Anhörungsverfahren haben Bürger und Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, ihre Einwände darzulegen. Die Stellungnahmen sollen voraussichtlich Ende Juli bei der Bezirksregierung Köln eingereicht werden. Anschließend prüft das Eisenbahnbundesamt; 2018 könnte ein Planfeststellungsbeschluss vorliegen und Mitte 2019 mit dem Bau begonnen werden. Der würde voraussichtlich eineinhalb Jahre dauern. Über die Kosten machten die Bahnvertreter keine Angaben. (fes)

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