Abo

Größte Gesundheitsstudie in BonnRheinland-Studie ist gesundem Altern auf der Spur

Lesezeit 3 Minuten
Gehirnuntersuchungen mit einem MRT spielen bei der Rheinland-Studie eine entscheidende Rolle.

Gehirnuntersuchungen mit einem MRT spielen bei der Rheinland-Studie eine entscheidende Rolle.

Bonn – 

Warum sind einige Menschen bis ins hohe Alter gesund und andere nicht? Dieser Frage will das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn in einer groß angelegten Untersuchung auf den Grund gehen. Die Rheinland-Studie, bei der bis zu 30 000 Menschen ab einem Alter von 30 Jahren in Bonn und Umgebung über Jahrzehnte hinweg begleitet werden, gilt als eine der weltweit größten und innovativsten Gesundheitsstudien.

Die Wissenschaftler wollen im Rahmen der Untersuchung Faktoren erforschen, die einen Einfluss auf die Gesundheit haben können. „So wollen wir letztlich auch Krankheiten vorbeugen und einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen ein gesünderes Leben haben“, betont Professorin Monique Breteler, die die Studie leitet und sich schon seit geraumer Zeit mit dem Thema Gesundheit im Alter beschäftigt.

Eine zentrale Rolle für das körperliche und geistige Wohlbefinden von Menschen spielt laut Breteler das Gehirn, das sich während des gesamten Lebens verändert. „Gerade diese Veränderungen sind für uns sehr interessant.“ Deshalb fokussiert sich die Studie auch auf die Entwicklung des Gehirns während des Lebens.

Suche nach Teilnehmern hat begonnen

Die Suche nach Teilnehmern hat bereits begonnen. Mitmachen können nur Bewohner von drei ausgewählten Untersuchungsregionen, in denen spezielle Zentren mit modernster Medizintechnik eingerichtet werden. Mit Beuel und Hardtberg stehen bislang zwei Gebiete fest. Für die dritte Einrichtung läuft noch die Suche nach einem geeigneten Standort. In jedem der Zentren sollen jeweils rund 10 000 Menschen betreut werden. Die Teilnehmer erhalten alle eine persönliche Einladung und können unabhängig von ihrem Gesundheitszustand mitmachen. Der Datenschutz soll durch ein eigens dafür erstelltes Konzept gewährleistet werden.

Um die komplexen Zusammenhänge der menschlichen Gesundheit besser zu verstehen, durchlaufen die Teilnehmer zu Beginn eine Vielzahl von Untersuchungen, die rund sieben Stunden dauern und auch an mehreren Tagen durchgeführt werden können. Neben den demografischen Angaben und der medizinischen Vorgeschichte interessieren sich die Wissenschaftler unter anderem auch für die Ernährung und die körperliche Fitness. Untersucht werden außerdem die Hirnstruktur und -funktion, Augen, Gehör und Geruchssinn sowie das Blut und der Urin. Kognitions- und Verhaltenstests sind ebenfalls vorgesehen.

Ganzheitliche Betrachtung

„Weil wir die Faktoren für ein gesundes Altern ermitteln wollen, müssen wir einen großen Teil der Lebensspanne betrachten“, erklärt Professorin Breteler. Die Wissenschaftler interessieren sich dabei besonders für den Lebenswandel der Menschen, die Umgebungseinflüsse und die genetischen Faktoren sowie deren Zusammenspiel. Durch diese ganzheitliche Betrachtung soll ein breites Verständnis menschlicher Gesundheit entstehen. „Die Berücksichtigung zahlreicher Faktoren ist eine der Besonderheiten der Studie“, betont die Professorin.

Alle drei bis vier Jahre werden die Teilnehmer zu einer Bestandsaufnahme ihrer physischen und psychischen Gesundheit eingeladen. Breteler und ihrem Team ist klar, dass nicht alle Teilnehmer dauerhaft dabei sein werden. „Dann müssen wir gegebenenfalls neue Testpersonen hinzuziehen.“ Die Professorin ist optimistisch, dass im Rahmen der Studie in kurzer Zeit schon erste interessante Ergebnisse geliefert werden können.

DZNE sorgt für Wissenstransfer

Die fließen dann insbesondere in die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen für Hirnerkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Depression, aber auch für andere sogenannte Volkskrankheiten ein. Das DZNE sorgt für den Wissenstransfer und die optimale Vernetzung mit anderen Forschungsbereichen. Zurzeit sind 45 Mitarbeiter mit der Studie beschäftigt. „Bis Ende des Jahres werden es wahrscheinlich doppelt so viele sein. Wenn es mehr Daten gibt, brauchen wir auch mehr Personal für die Auswertung“, erläutert die Studienleitern.

Die Rheinland Studie wird zu 90 Prozent aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und zu zehn Prozent aus Landesmitteln grundfinanziert. Außerdem tragen wissenschaftliche Kooperationspartner anderer akademischer Institutionen sowie Gelder aus Drittmitteln zur Finanzierung der Studie bei. Wie lange die Untersuchung läuft, steht noch nicht fest, denn ein Enddatum ist noch offen.

Rundschau abonnieren