Königssommer 2017Kunstverein Antiform präsentiert „Kunst gegen Populismus“

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Roger Löcherbach (Continuum Gallery Königswinter) hat eine bemalte Holzfigur mit leicht ironischem Einschlag zu der Antiform-Ausstellung beigesteuert.

Roger Löcherbach (Continuum Gallery Königswinter) hat eine bemalte Holzfigur mit leicht ironischem Einschlag zu der Antiform-Ausstellung beigesteuert.

Königswinter – Sein Toupet saust wie eine fliegende Untertasse durch das Weiße Haus. Der Fotograf Helmut Reinelt macht’s möglich, aber mehr noch. Das Thema „Trump“ beschwingt ihn, Gleichgesinnte in seine jetzige Antiform-Ausstellung einzuladen. Zugesagt haben Karikaturisten und Satiriker, Cartoonisten, Grafiker, Bildhauer und Maler.

Und wie immer sucht die Gruppe Antiform dafür „Leerstände“ in Form von leeren Ladenlokalen. Fündig wurde sie nun in der Hauptstraße in Königswinter in der ehemaligen Rheinapotheke, unterstützt durch den Eigentümer Peter Krämer.

Elf Künstler haben sich dem Motto KGP (Kunst gegen Populismus) angeschlossen, und wenn es auch nicht immer politisch zugeht, so passen die runtergerissenen Decken, die befleckten Tapeten und die offenen Leitungen irgendwie gut zu dem Thema, wo es um Sein und Schein, um Kritik und Brüche geht.

Der in Alfter lebende Fotograf Helmut Hergarten hat sich in Amerika für die Menschen interessiert, die am Rande stehen – Arme, Alte und Behinderte –, und sie in einer 18-teiligen Wandzeitung in „positiven“ und in „negativen“ Abzügen festgehalten. Die Beschriftung führt noch einmal ins „Schwanken“ , wenn da steht: „ for(get) about health care“. Sollen wir die Gesundheitsreform nun vergessen (forget) oder bekommen (to get) wir sie?

Der 1966 in Wesseling geborene Cartoonist Martin Perscheid zieht wie gewohnt beim Betrachter ein Schmunzeln nach sich, wenn er nun den Geografielehrer fragen lässt : „Ein Ausbruch des Yellowstone-Vulkans würde exakt die Länder mit Asche bedecken, die für Trump gestimmt haben, Zufall?“

Im Aktuellen ist auch der 1971 in Havanna auf Cuba geborene Grafiker Edel Rodriguez zu Hause, der die einschlägigen Deckblätter für den Spiegel und das Time-Magazine geschaffen hat: Wie ein Drachentöter steht Trump da, allerdings mit dem Kopf der Freiheitsstatue in der Hand, und die roten Blutspritzer auf dem Blatt scheinen hier in die Tapetenflecken im Raum überzugehen.

Witzige Fake News werden in Wort und Bild gestreut wie die, dass die neue Mauer in Mexiko aus Kostengründen voraussichtlich nur fünf Zentimeter hoch wird. Julia Löffler, Gewinnerin in dem Plakatwettbewerb „Mut zur Wut“, geht in einem roten Siebdruckplakat zur Pressefreiheit bei Erdogan über. Aus einem offenen Mund kommt eine Zunge, die durch Halbmondsichel und Stern zerrissen wird.

Hinter dem Werk der Japanerin Kaoru Akakawa verbirgt sich reine Poesie. Die 44-Jährige ist Lehrmeisterin in Kana Shodo (japanische Frauenschrift) und fügt Zeichen zu Kalligraphien zusammen. Vermittelt wurde sie von der IAC-Galerie in Königswinter, wie auch die in Berlin lebende Malerin Regina Nieke mit figurativen Bildern.

Mit flottem Stift schaltet sich die Zeichnerin Franca Perschen aus Rheinbreitbach ein, und Roger Löcherbach (Continuum Gallery Königswinter) hat eine bemalte Holzfigur mit leicht ironischem Einschlag dazu gestellt. Hanka Faerber hat in einer Installation den passenden „Stammtisch“ in der Mitte des heruntergekommenen Raumes aufgebaut, und schließlich hat der 26-jährige syrische Schauspieler Firas Alshater aus seinem You Tube-Kanal „Zukar“ ein ironisches „Zukar“-Stückchen als Video mitgebracht

„Kunst gegen Populismus“; bis 3. September, ,Hauptstraße 338, geöffnet sonntags von 14 -18 Uhr und nach Vereinbarung; E-Mail info@antiform.EU. Die Ausstellung findet im Rahmen des Königssommers 2017 statt, einer Veranstaltungsreihe in der Altstadt, die Ende Juni mit den Kunsttagen gestartet wurde. Nächstes Wochenende (29./30. Juli) steht das Street Food Festival auf dem Marktplatz im Veranstaltungskalender. Das Wochenende darauf (5. und 6. August) gibt es den Kunsthandwerkermarkt im Innenhof und im Park von Haus Bachem, Drachenfelsstraße 4.

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