KönigswinterMehrheit für Bad-Neubau scheint sicher

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Architekt Heinrich Blass verspricht sich eine städtebauliche Aufwertung.

Architekt Heinrich Blass verspricht sich eine städtebauliche Aufwertung.

Königswinter – Wenn es am Montag nicht eine faustdicke Überraschung gibt, dann beschließt die Jamaika-Koalition in der Stadtratssitzung den Neubau des Lemmerz-Hallenbades neben der CJD-Schule für geschätzte 9,6 Millionen Euro. Damit wäre aber längst noch nicht ausgemacht, dass unter die Bäder-Diskussion nach rund zehn Jahren endlich ein Schlussstrich gezogen würde. Inge Heuser-Losch, Vorsitzende des Fördervereins „Rettet unsere Lemmerzbäder“, der seit jeher statt eines Neubaus eine Sanierung des vorhandenen Schwimmbades fordert (für derzeit geschätzte 7,8 Millionen Euro), schließt für den Fall eines Neubaubeschlusses ein erneutes Bürgerbegehren jedenfalls nicht aus.

In der Vergangenheit bekamen Heuser-Losch und ihre Mitstreiter massive Unterstützung durch die Bürger: Die Frage „Sind Sie dafür, die Lemmerzbäder als städtische Bäder zu erhalten und sie in Eigenregie der Stadt so bald wie möglich zu sanieren?“ bejahten 2015 fast 6000 Menschen bei einem ersten Vorstoß für ein Bürgerbegehren. Wesentlicher Unterschied zu heute: Zu dem Zeitpunkt stand der Neubau eines Hallenbades in Oberpleis zur Diskussion. Als der Rat diese Idee zu den Akten legte, hatte sich das Begehren erledigt, das der Stadtrat überdies für unzulässig erklärte; der Verein verzichtete seinerzeit auf eine Klage.

Nach Überzeugung von CDU-Fraktionschef Josef Griese steht die Mehrheit aus CDU (22 Stimmen) , FDP (3) und Grüner Alternative (GAK; 3) pro Neubau. Eine Probeabstimmung in seiner Fraktion sei einstimmig für die Neubaulösung ausgefallen, die GAK steht laut Claudia Owczarczak „wie eine Eins“ hinter dem Neubau; die FDP hatte sich auch bereits positioniert. Von der Barrierefreiheit über die Gewährleistung bis hin zu Wärmedämmung und Anordnung der Räume spräche vieles für einen Neubau, so Griese. Bei einer Sanierung könne es zu bösen Überraschungen kommen, betonte er mit Blick auf die 1,8 Millionen Euro Unterschied bei den Kosten.

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Genau die waren unlängst für die Oppositionsfraktionen aus SPD (12) und Köwi (11) der Grund, sich für die preiswertere Sanierung auszusprechen. Denn dabei werde sowohl technisch wie auch energetisch der gleiche Standard erreicht wie beim Neubau. „Können wir uns diese Mehrausgaben angesichts unserer nach wie vor angespannten Haushaltslage leisten und dies dem Steuerzahler gegenüber verantworten?“, fragten die Fraktionschefs Lutz Wagner (Köwi) und Jürgen Kusserow (SPD).

Kritiker fürchten eine Lärmschneise

Ein relativ neuer Aspekt in der Debatte: Der Architekt Heinrich Blass, der beide Alternativen gegenübergestellt hat (siehe auch Infotext), drehte aus städtebaulichen Gründen den Neubau um 90 Grad. Gegner des Neubaus fürchten, dadurch entstehe eine Lärmschneise zwischen Bahnstrecke und CJD-Schule. Die Allianz hält dagegen, die Landesbauordnung sehe Gebäude als Lärmschutzmaßnahme nicht vor. Auch die Frage nach einem historischen Mark- oder Grenzstein, der sich auf dem Freibadgelände befindet und den Heuser-Losch zum Thema einer Bürgeranfrage am Montag machen will, zählt aus Sicht der Neubaubefürworter nicht.

Hintergrund

Der Euskirchener Architekt Heinrich Blass, der die Alternativen Sanierung (7,8 Millionen Euro) und Neubau (9,6 Millionen Euro) verglichen hat, hat für den Stadtrat einige wesentliche Extra-Punkte gegenübergestellt.

So könne beispielsweise beim Neubau das städtebauliche Umfeld verbessert werden. Bei einer kernsanierten Gebäudehülle komme es faktisch zu Wärmeverlusten durch die fehlende Sohlplattendämmung. DIN-Standards bei der Barrierefreiheit seien nicht erreichbar; es müssten zwei barrierefreie Zugänge hergestellt werden.

Zubauten seien auch nötig, um den aktuellen Anforderungen von Personal- und Sozialräumen zu entsprechen; gleiches gelte für Geräte- und Vereinsräume. (csc)

Die Ortsgruppe Königswinter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) kann übrigens mit beiden Alternativen leben, wie ihr Vorsitzender Wilhelm Schmitz sagt. Bei einem Neubau könnten zwar Geräte- und Vereinsräume geschaffen werden, aber wesentlich für die DLRG sei die Schwimmausbildung, für die man ein ausreichend großes Becken und Sprungmöglichkeiten brauche. Der 700-Mitglieder-Verein könne sich bei einer Sanierung mit den Gegebenheiten arrangieren.

Etwas sehr Spezielles wird die Abstimmung im Rat für den Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen: Während er gestern erneut für die Sanierungslösung plädierte, werden die drei GAK-Mitglieder, die im Streit von den Bündnisgrünen geschieden sind, für den Neubau stimmen.

Stadtrat, Montag, 9. Oktober, 18 Uhr, Aula Schulzentrum Oberpleis.

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