Mitgliederversammlung der GrünenNeuer Parteichef als Brückenbauer

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Der neue Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Königswinter (v. r.): Vorsitzender Thomas Koppe mit Silke Frings, Richard Ralfs, Klaus Ruppert Werner Schui und Anne-Dore Holl (nicht im Bild Patrick Brumm).

Der neue Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Königswinter (v. r.): Vorsitzender Thomas Koppe mit Silke Frings, Richard Ralfs, Klaus Ruppert Werner Schui und Anne-Dore Holl (nicht im Bild Patrick Brumm).

Königswinter – Die Lagerbildung innerhalb des Ortsverbands Königswinter von Bündnis 90/Die Grünen spiegelte sich sogar in der Sitzordnung wider. Am Tisch in der linken Ecke des Raumes saß Parteichefin Claudia Owczarczak mit einigen Getreuen, am Tisch in der rechten Ecke sammelte sich eine etwas größere Gruppe um Ex-Ratsmitglied und Owczarczak-Widersacher Richard Ralfs. Zu sagen, so schien es, hatten sich beide Lager nicht wirklich viel.

Koppe ist neuer Vorsitzender

Genau dazwischen steht seit Freitagabend Thomas Koppe, und zwar, um im Bild zu bleiben, als Brückenbauer. Der 41-Jährige ist nämlich neuer Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und damit Nachfolger von Claudia Owczarczak, deren Sturz einige Rebellen, die über den Ortsverband Leipzig eingetreten waren, seit Anfang 2014 verfolgt haben (siehe Kasten rechts).

Owczarczak trat nicht erneut an

Owczarczak, die weiterhin die dreiköpfige Ratsfraktion führt und die aus einer erneuten Kandidatur für den Parteivorsitz noch zwei Tage vor der Mitgliederversammlung ein großes Geheimnis gemacht hatte, trat nicht noch einmal an. Wohl auch in Kenntnis der Mehrheitsverhältnisse. Denn Thomas Koppe erhielt 23 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen.

Schon als Jugendlicher bei den Grünen

„Ich würde versuchen, es gut zu machen“, hatte der im Ortsteil Eisbach wohnende Vater von zwei Kindern und bei der Telekom in Bonn arbeitende Koppe in seiner Bewerbungsrede gesagt. Er gehört seit 1996 den Bündnis-Grünen an, hat aber nach eigener Aussage schon als Jugendlicher bei den damaligen DDR-Grünen mitgemacht. 1999 kam er ins Rheinland, zog 2009 von Bonn nach Königswinter und hat Anfang 2014 die denkwürdige Mitgliederversammlung mitgemacht, bei der die „Leipziger“ das Ruder übernehmen wollten.

Grüne Politik in den Vordergrund

„Heute ist ein guter Moment für Veränderung“, sagte Koppe mit Blick auf den Zustand der Königswinterer Grünen. Er wolle versuchen, die beiden Lager wieder einander näher zu bringen und dafür werben, dass Grüne Politik unter Zurückstellung privater Befindlichkeiten wieder „in den Vordergrund gestellt“ werde.

Viel Potenzial im Ortsverband

Bisher sei viel Arbeit auf wenige Schultern verteilt gewesen (Claudia Owczarczak führte Partei und Fraktion). Dabei habe der Ortsverband „ganz viel Potenzial“. Nur: „Wir werden nicht wahrgenommen“, so Koppe, der nach eigener Aussage die Trennung von Amt und Mandat befürwortet.

Mitgliederversammlung verlief ruhig

Dafür, dass ein tiefer Riss durch die Partei geht, verlief die Mitgliederversammlung ausgesprochen ruhig. Geleitet wurde die Sitzung von den Landesvorstandsmitgliedern Nathalie Konias und Simon Rock. „Wir wollen das hier heute gemeinsam wuppen“, sagte Konias zwischendurch, als es viel Gemurmel und ein paar kritische Nachfragen gab, weil sich nur noch 37 Euro in der Parteikasse befinden.

Rechnungsprüfer Klaus Ruppert bescheinigte Schatzmeister Oliver Schikora und dem Vorstand aber ausdrücklich „einwandfreie“ und „transparente“ Buchführung. Der Vorstand um Claudia Owczarczak wurde jedoch mit nur vier Ja-Stimmen bei 23 Enthaltungen entlastet.

Ralfs als Beisitzer vorgeschlagen

Claudia Owczarczak selbst schlug später ihren innerparteilichen Gegner Richard Ralfs, der mit ihr von 2009 bis 2014 in der Grünen Ratsfraktion saß, als Beisitzer vor. Das sei „sehr konstruktiv“, meinte Ralfs. Scheute sich kurz darauf aber auch nicht, auf Unterschiede hinzuweisen. Er finde – anders als Claudia Owczarczak – nämlich nicht, dass der Koalitionsvertrag mit CDU und FDP viel grüne Handschrift trage.

„Die meiste Übereinstimmung gab es mit den Köwis“, so Ralfs. Der neue Parteichef Thomas Koppe sagte der Rundschau, er habe seinerzeit gegen die seit 2014 arbeitende Jamaika-Koalition gestimmt. Die inhaltliche Übereinstimmung mit SPD und Königswinterer Wählerinitiative sei größer gewesen. Aber offenbar habe die Chemie zwischen den beteiligten Personen nicht gestimmt. Koppe sagte weiter, er stehe zum Koalitionsvertrag. Das hindere die Grünen aber nicht, mit allen Lagern thematisch zusammenzuarbeiten.

Köwis mit elf Sitzen im Stadtrat

Die Köwis entstanden 2009 nach einem Knatsch mit Claudia Owczarczak aus ehemaligen Grünen und nahmen 2013 die damalige Fraktion der Freien Wähler auf. Köwi hat heute elf Sitze im Stadtrat inne und ist damit drittstärkste Kraft. Die Grünen kommen auf nur noch drei Ratsmandate.

Der neue Vorstand der Grünen: Vorsitzender Thomas Koppe, Schatzmeisterin Anne-Dore Holl, Schriftführer Patrick Brumm, Beisitzer Silke Frings und Richard Ralfs, Kassenprüfer Werner Schui und Klaus Ruppert.

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