Runder GeburtstagDer Initiator des „7. Sinn“ wird 100 Jahre alt

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Um die damalige Zahl von 19 000 Verkehrstoten jährlich auf deutschen Straßen zu senken, regte Dr. Günter Wind die bekannte WDR-Sendung an ebenso wie das Magazin „Rasthaus“ im damaligen SWF.

Um die damalige Zahl von 19 000 Verkehrstoten jährlich auf deutschen Straßen zu senken, regte Dr. Günter Wind die bekannte WDR-Sendung an ebenso wie das Magazin „Rasthaus“ im damaligen SWF.

Königswinter-Thomasberg – „Mein Wunschtempo auf Autobahnen wäre 130 Stundenkilometer“, erklärt Dr. Günter Wind, der lange Zeit der Deutschen Verkehrswacht vorstand und in dieser Funktion die gleichermaßen pädagogische wie auch kultige Fernsehsendung der „7. Sinn“ initiierte. Heute feiert er seinen 100. Geburtstag.

Wind, der in Insterburg, ehemals Ostpreußen, geboren wurde, zog im Alter von elf Jahren nach dem frühen Tod des Vaters mit Mutter und zwei Schwestern nach Hannover, wo er 1935 sein Abitur machte. Er wurde Offiziersanwärter und kam als Fahnenjunker zum 37. Infanterieregiment nach Osnabrück. „Im Krieg stieg ich schnell auf“, hält der rüstige Jubilar Rückschau.

Auch Serie „Rasthaus“ angestoßen

Als Kompaniechef war er am Frankreichfeldzug beteiligt und vier Jahre als Bataillonskommandeur in Russland. Er stieg in den Generalstab des Heeres auf, wurde Erster Generalstabsoffizier und führte eine Panzergrenadierdivision. „Nach dem Kriegsende kam ich in tschechische Gefangenschaft. Ein Offizier wollte mich erschießen, aber ein russischer Offizier hat mich befreit“, schildert Wind seine letzten Kriegserlebnisse.

1940 lernte er bei seiner Schwester seine heutige Frau Barbara kennen – am 21. März dieses Jahres feierte das Paar seinen 75. Verlobungstag. Während des ersten Kriegsurlaubs von Günter Wind hatte das Paar am 3. August 1942 geheiratet.

„Nach dem Kriegsende bewarb ich mich bei der Landwirtschaftskammer in Ebstorf, Kreis Uelzen“, erzählt er. Er arbeitete als Buchhalter, aber das war ihm zu langweilig und er wollte gern studieren. „Aber das haben die Besatzer nicht zugelassen“. Eine Möglichkeit ergab sich durch eine Maurerlehre, die Bedingung für ein Architekturstudium war. Nach eineinhalb Jahren machte Wind seine Gesellenprüfung. „Durch die Währungsreform wurde ich arbeitslos. Daraufhin erinnert mich daran, dass ich ein humanistisches Gymnasium besucht und gute Aufsätze geschrieben hatte.“

Wind wurde Redakteur des Osnabrücker Tageblatts

Wind fotografierte junge Frauen bei der Kartoffelzucht und schrieb den Artikel „Kartoffeln in der Kinderstube“. „Den habe ich die an ,Die Welt’ in Hamburg geschickt, gleich ganz nach oben“. Wenige Tage später erhielt er einen Brief mit der Aufforderung, weitere interessante Artikel einzureichen. Sein Honorar: damals stolze 75 Mark.

Wind wurde Redakteur des Osnabrücker Tageblatts und bei der Recherche für einen Artikel über die private Bentheimer Eisenbahn beeindruckte er den Chef des Unternehmens mit seinem Fachwissen so sehr, dass dieser ihm 1953 eine Stelle beim Verband der Privatbahnen vermittelte. „Dort betrieb ich Lobbyarbeit.“

1954 zog der Verband nach Köln, der Nähe zur Bundesregierung wegen. Wind beschloss, nebenberuflich zu studieren, und nach vier Jahren war er Diplom-Kaufmann. Ihm wurde ein Forschungsauftrag des Landes NRW angeboten und er promovierte nach eineinhalb Jahren. „Nur mit einer Promotion konnte man sich damals auf leitende Stellen bewerben“. 1964 wurde er Direktor der Deutschen Verkehrswacht, stand ihr vor und war im Präsidium. „Damals hatten wir jährlich 19 000 Verkehrstote.“ 

Wind erhielt das Bundesverdienstkreuz

Wind beschloss, mit dem Fernsehen zusammenzuarbeiten und durch Aufklärung diese Zahlen zu senken. Die Fernsehsendungen „Rasthaus“ beim damaligen SWF und der „7. Sinn“ beim WDR entsprangen dieser Initiative. Mit 65 Jahren schied Günter Wind aus der Deutschen Verkehrswacht aus und arbeitete noch 13 Jahre lang als Leiter der Akademie für Verkehrswissenschaft in Hamburg. Für seine herausragenden Verdienste erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.

Seinen Ehrentag verbringt Günter Wind mit Ehefrau, drei Töchtern, Schwiegersöhnen sowie vier Enkel- und sechs Urenkelkindern. Sein Rezept, rüstig zu bleiben, ist, sich am aktuellen Leben zu beteiligen. „Ich bearbeite meine E-Mails mit dem iPad, habe früher viel Sport getrieben und ich genieße alles in Maßen.“

Die Sendung

Am 4. Februar 1966 wurde die erste Folge der wöchentlichen Sendung „7. Sinn“ ausgestrahlt. Zielgruppe waren Autofahrer und erwachsene Verkehrsteilnehmer. Charakteristisch für die drei Minuten langen Beiträge waren die Titelmusik, die vom ersten Autor und Regisseur Alfred Noell nach Motiven aus Kenny Clarkes Komposition „Jay Jay“ kreiert wurde, und die Stimme von Egon Hoegen, der von Beginn an als Sprecher für die Sendung arbeitete.

Bis 1985 wurden die Sendungen vom WDR produziert, seitdem in dessen Auftrag von der TV-Produktionsfirma Cine Relation. Hergestellt wurde die Sendung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Verkehrswacht. Die Serie wurde mit mehr als 45 Auszeichnungen bedacht. Im Dezember 2005 war die vorerst letzte Folge zu sehen, Politiker forderten 2007 eine Wiederbelebung. (hco/Quelle: Wikipedia)

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