Kussmund-Motiv neu aufgelegtDie Bundesstadt Bonn bützt wieder

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Stolz aufs neue Motiv: (v. l.) Sebastian Pretzsch (D2B), Melanie von Seth (Bonn Info), OB Ashok Sridharan, Victoria Appelbe (Stadt) und Erfinderin Doris Casse-Schlüter. (Foto: Sondermann/Stadt Bonn)

Stolz aufs neue Motiv: (v. l.) Sebastian Pretzsch (D2B), Melanie von Seth (Bonn Info), OB Ashok Sridharan, Victoria Appelbe (Stadt) und Erfinderin Doris Casse-Schlüter. (Foto: Sondermann/Stadt Bonn)

Bonn – Er ist zurück, Bonn bützt wieder. Der Kussmund, jahrelang das Markenzeichen der Stadt, ist wieder da. Ab sofort verziert er erneut Erinnerungsstücke an Bonn. Die Neuauflage ist gelungen. Der Lippenandruck wirkt ausdrucksstärker, das Rot ist kräftiger geworden.

Ab sofort bietet die Bonn Information in der Windeckstraße Aufkleber, Tassen, Kugelschreiber, Anstecker, Taschen und sogar Frühstücksbrettchen zum Kauf an: „Bonn war für den Kussmund über seine Grenzen hinaus bekannt, die Identifikation groß. Diesen Kultstatus wollen wir wieder erreichen“, versprach Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Die Wiederbelebung begann vor knapp drei Jahren, nun sind die entsprechenden Marken- und Nutzungsrechte unter Dach und Fach. Beim Patentamt in München läuft noch die Widerspruchsfrist.

Verantwortlich für die überarbeitete Version ist die Kölner Agentur „Design to Business“, die sich im Auswahlverfahren gegen sechs Konkurrenten durchsetzte. „Wir haben den Mund direkt ans B gesetzt und eine neue Schriftart gewählt. Das Motiv zeigt, wie pittoresk, charmant und freundlich Bonn ist“, sagt Sebastian Pretzsch, Geschäftsführer der Agentur.

Fünf Konzepte hatte sie probeweise auf Handyschalen vorgelegt. Doch der Zufall half den Designern auf die Sprünge. Der Radiosender 1Live warb im Mai 2013 für die Veranstaltung „Eine Nacht in Bonn“ auf einem Plakat mit eben jenem Kussmund, der das „o“ in Bonn ersetzt. Die Ausrichtung stand fest, nun justierten die Schöpfer Details nach. Neben der halbfetten Schriftart „Tartine Script“ und dunkelroten Lippen spannten sie den Bogen zu Bonns berühmtesten Sohn. Die Frühstücksbrettchen gibt’s auch mit dem Text von Beethovens „Ode an die Freude“. Gleich dreimal wiederholt der Komponist die Zeile „Dieser Kuss der ganzen Welt“. Genau dorthin soll es das Logo schaffen und für Bonn werben.

Die offizielle Marke bleibt allerdings der wenig kreative Schriftzug „Freude. Joy, Joie. Bonn.“ Der Kussmund hingegen soll das Stadt-Merchandising ankurbeln: „Wir hatten anfangs gar nicht an diese Lösung gedacht, sondern ein Motiv gesucht, dass Emotionen weckt und das Herz anspricht“, erklärt Victoria Appelbe, Leiterin der Wirtschaftsförderung. Der Auftrag kostete die Stadt weniger als 10 000 Euro.

Mit der Suche nach dem Kussmund war es wie mit der Brille, die gesucht wird, aber schon auf der Nase sitzt. Noch heute tragen Bonner und Besucher alte, verwaschene T-Shirts mit dem alten Motiv. Die Kollektion, zu der auch silberne Weihnachtskugeln zählen, wird sukzessive wachsen. Bis Karneval könnte die erste Lieferung T-Shirts im Regal liegen: „Ich werde das Hemd mit dem Motiv zu offiziellen Anlässen tragen“, so Sridharan.

Bleibt die Frage, was mit den Artikeln geschieht, die noch verkauft werden und den alten Mund zeigen. Mit diesen Anbietern will die Stadt das Gespräch suchen: „Die Besucher sollen kein Nebeneinander der beiden Münder erleben“, so Appelbe. Das ist auch nicht im Sinne der Erfinderin. Professorin Doris Theodora Casse-Schlüter gewann 1971 einen von der Stadt ausgeschriebenen Plakatwettbewerb zur Ernennung zur Bundeshauptstadt. Seitdem steht der Kussmund für Bonn. Im Gegensatz zur Schnute aus den 1970ern fehlt der Punkt, der damals das Ende aller Diskussionen symbolisierte.

Ein Casting ersparten sich die Designer übrigens und griffen auf ein Paar Lippen aus einer Datenbank zurück. Wessen Kussmund nun die Käufer knutscht, bleibt ein Geheimnis.

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