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Meckenheimer BaudenkmalDie Haferquetsche ist wieder funktionsfähig

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Meckenheim – Es rappelte vielversprechend im Maschinenraum von Meckenheims Oberer Mühle, als Diplom-Ingenieur Erhard Jahn, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, den schwarzen Schalter umlegte und damit den Elektromotor und die stromgetriebenen Geräte in Betrieb setzte.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten beim Starten des Motors nahm der aus Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) angereiste Mühlenbau-Sachverständige und fachtechnische Gutachter die Restaurierungsarbeiten an Maschinen und Antriebstechnik des in der Nähe der Swist gelegenen Ensembles ab und erweckte das alte Gemäuer, dessen Ursprünge im 14. Jahrhundert liegen, das sich aber Jahrzehnte in einem Dornröschenschlaf befand, mit nur einer Handbewegung endgültig zu neuen Leben.

Auch Christine Grzesik-Hönig von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Meckenheim überzeugte sich vor Ort von der Funktionstüchtigkeit der Geräte und den denkmalgerechten Reparaturen. Hunold von Nordeck, Pressesprecher des Vereins „Pro Obere Mühle“, zeigte sich gleichzeitig stolz und glücklich über den Erfolg des jahrelangen Einsatzes der „Mühlenleute“ für den Erhalt von Meckenheims einzigem Technikdenkmal: „Alle hatten heute ihre helle Freude an dem Aussehen der Mühle.“ Der Innenraum mit den neu eingebauten Fenstern und den hergerichteten Maschinen machte auf alle sachverständigen Besucher einen hellen und adretten Eindruck.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz ging 100 000 Euro in Vorkasse

Die Abnahme der Fachleute sei wichtig, führte Vereinsvorsitzende Sibylle Freifrau von Nordeck aus, damit die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) den im vergangenen Jahr zugesicherten Förderbetrag von rund 50 000 Euro an den Verein überweisen könne. Dieser ist nämlich mit etwa 100 000 Euro in Vorleistung gegangen.

Ein Jahr waren die Maschinen und die Antriebstechnik von Mühlenbaumeister Axel Brüggemann aus dem kleinen Ort Dingelstedt am Huy im Ostharz restauriert worden. Nicht alles hatte der gelernte Möbeltischler vor Ort instandsetzen können. Einige Arbeiten hatte er beispielsweise zu Hause in seiner Werkstatt erledigt, wie die Anfertigung von rund 80 Holzkämmen für den Antrieb im Keller.

Komplett neu gezimmert wurde die Holzeinfassung (Bütte) des Mahlgangs, in der die Mahlsteine liegen, mit denen früher das Getreide zerkleinert wurde. Die Bütte war zur zielgerichteten Beförderung des Mehls notwendig, außerdem hielt sie Dreck und Ungeziefer (Mehlmäuse) vom Getreide fern und verminderte das Einstauben der Mühle durch hinausgeschleudertes Mahlgut.

Haferquetsche glänzt in Orange

Der restaurierte Mahlgang soll in Zukunft ausschließlich zur Anschauung für interessierte Besucher in Gang gesetzt werden. Bis auf zwei Klappen neu gebaut wurde auch die hölzerne Haferquetsche, die nun in frischem Orange glänzt, „gerade so, wie es früher einmal war“, erläuterte Axel Brüggemann seine Arbeiten. Der Trichter darüber wurde aufgearbeitet, das Gestänge wurde neu geschweißt. Grundlegende Arbeiten hatte der Restaurator ebenfalls im Keller leisten müssen, in dem die zwei großen Kegelräder und die Mühleisen, welche die Mahlsteine in der darüber liegenden Etage antreiben, in einer Ecke vor sich hinmoderten.

Verein hat noch viele weitere Ziele

Mit Hilfe von Wärme konnte der findige Fachmann bei einem Schlosser das Handrad vom Kegelrad lösen, so dass es nun wieder manuell bewegt werden kann. Den 400 Kilo schweren Elektromotor im Maschinenraum nebenan, dessen Betonsockel aus wasserschutztechnischen Gründen von 45 auf 110 Zentimeter erhöht wurde, hatte Brüggemann mit Hilfe eines Flaschenzugs ins eigene Auto gewuchtet, um das gute Stück von dem Maschinenbauer seines Vertrauens überholen zu lassen.

Zum Schutz gegen Wasser eingebaut wurden ebenfalls Zinkwannen, die unter anderem die Riemenscheibe schützen, welche die eiserne Königswelle antreibt. Diese überträgt das Drehmoment vom Antrieb zum Mahlgang und ist in der Mühle für die zentrale Kraftübertragung von der Erzeugung zum Verbrauch verantwortlich.

Das erste Vereinsziel, die Instandsetzung der Maschinen und Antriebstechnik, sei nun zwar erreicht, führte von Nordeck aus, doch bleibe auch weiterhin noch sehr viel zu tun, um das Denkmal als Besuchermühle herzurichten und einer museal-kulturellen und touristischen Nutzung zuführen zu können. Als nächstes sollen die restlichen Fenster und Türen eingesetzt werden, geplant sind zudem Wasser- und Kanalinstallationen.

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