Vinzenz-Pallotti-Kolleg in RheinbachWie geht es nach der Schließung weiter?

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Nach 55 Jahren ist nun offiziell Schluss für das Gymnasium.

Nach 55 Jahren ist nun offiziell Schluss für das Gymnasium.

Rheinbach – Was bleibt von der 55-jährigen pädagogischen Tradition, die am morgigen Sonntag offiziell zu Ende geht? Natürlich die Erinnerungen der ehemaligen Schüler des Vinzenz-Pallotti-Kollegs (siehe nebenstehenden Text des Ex-Rundschau-Redakteurs und zweiten Pressesprechers der Stadt Bonn, Marc Hoffmann) sowie eine Schöpfung der Graveurin Stefanie Stanke aus Merzbach, die auf Anregung der Schulpflegschaft ein Glas zum Abschied gestaltet hat. Und es bleibt – nicht zuletzt – ein großes Areal in bester Lage, das Stadtplaner und Politik noch länger beschäftigen wird.

Bürgermeister Stefan Raetz erklärt zur Zukunft des Geländes: „Seit zwei Jahren befindet sich die Stadt Rheinbach im intensiven Austausch mit den Pallottinern, was nach der Schulnutzung mit den Innenstadtflächen geschehen soll. Ein erster Bereich rechts der Pallottistraße im Anschluss an das Pallotti-Carré, dem ehemaligen Städtischen Gymnasium, ist architektonisch gelungen mit zwei Mehrfamilienhäusern bebaut worden.“ Die weitere Nutzung des Areals werde gerade im Rahmen eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes erarbeitet, so Raetz weiter. „Stadt und Pallottiner sind sich einig, dass die Flächen qualitätsvoll für den Wohnungsbau entwickelt werden sollen“, unterschiedliche Wohnformen für alle Bevölkerungsschichten seien geplant . Dazu werde Ende des Jahres ein Architektur- und Realisierungswettbewerb gestartet.

Internatsgebäude für Flüchtlinge?

„Einzelhandel wird es im Pallotti-Quartier nicht geben“, teilt der Bürgermeister mit. Die zwei bereits stark in Mitleidenschaft und immer wieder von Vandalismus betroffenen Internatsgebäude würden kurzfristig abgebrochen. Zudem werde das Internatsgebäude, in dem bis zuletzt Schulbetrieb stattfand, derzeit von der Stadt Rheinbach untersucht, ob es für eine Übergangszeit zur Aufnahme von Flüchtlingen geeignet ist.

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„Das Konviktgebäude der Pallottiner, wo die Mitbrüder der Pallottiner wohnen, ein Caterer untergebracht ist, die Schulaula sich befindet und inzwischen auch Flüchtlinge wohnen, wird erhalten. Das gilt auch für die Kirche und die Kapelle.“ Laut Pater Schneiders, Provinzökonom der Pallottiner, werde das Schulgebäude, das sich von der Hauptstraße aus gesehen rechter Hand befindet, während der Erweiterung des Sankt Joseph Gymnasiums drei Jahre lang als Alternative genutzt. Anschließend sei, so Raetz, entweder eine Nachnutzung der Gebäude geplant, oder es werde auch dort Wohnbebauung vorgesehen.

Historie

Am 10. Januar 1935 erwarben die Pallottiner vom Erzbistum Köln das Konvikt Hermann-Josef-Kolleg (Collegium Hermannianum). Es war schon 1882 als Alumnat für das städtische Progymnasium gegründet worden. Im Frühjahr 1945 zerstörten Bomben das Kolleg, in das die Pallottiner 1938 auf Druck der Nazis ihre ordenseigene Nachwuchsschule verlegt hatten, fast vollständig.

Bald nach dem Krieg begann der Wiederaufbau und die Provinzleitung strebte den Aufbau eines eigenständigen Gymnasiums in pallottinischer Trägerschaft an. Nach einem entsprechenden Antrag an das Kultusministerium in Düsseldorf wurde dem Provinzrat der Pallottiner am 27. Oktober 1961 die Erlaubnis erteilt, „mit Wirkung von Ostern 1961 ab ein privates altsprachliches Gymnasium zu errichten, beginnend mit Einrichtung des 5. Schuljahres – Sexta“. Im Jahre 1969 legten 10 Schüler das erste Abitur ab.

Zwei Jahre nach der staatlichen Anerkennung der Schule erfolgte die Umbenennung in Vinzenz-Pallotti-Kolleg. Nach dieser Namensänderung vollzog sich auch der Wandel von einer berufsbezogenen Einrichtung für künftige Priester zu einer modernen christlichen Erziehungs- und Bildungsstätte mit Gymnasium, Internat und Tagesinternat.

(Quelle: Vinzenz-Pallotti-Kolleg)

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