Bonner BuchhändlerHohe Auszeichnung für Alfred Böttger

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Der Herr der Bücher: Alfred Böttger

Der Herr der Bücher: Alfred Böttger

Bonn – Bestseller wie „Harry Potter und das verwunschene Kind, Teil I und II“, der aktuell die Hitliste der Thalia-Buchhandelskette anführt, findet man in der Buchhandlung Böttger gegenüber dem Bonner Hbf vergeblich, Dafür präsentiert Hausherr Alfred Böttger das neue Werk des Schweizer Schriftstellers Dieter Zwicky „Hihi – Mein argentinischer Vater“, erschienen in der Schweizer Edition mit dem lustigen Namen „pudelundpinscher“.

Größere Kontraste im Angebot kann man sich also nicht vorstellen, aber das ficht Alfred Böttger überhaupt nicht an. „Nichts gegen Bestseller, aber ich konzentriere mich auf Autorinnen und Autoren, die sich am Rande des Buchmarktes bewegen“, bemerkte er gegenüber der Rundschau. Für dieses „Nischenangebot“ ist Böttger am Mittwoch in Berlin zusammen mit zwei weiteren unabhängigen Buchhandlungen mit dem „Deutschen Buchhandlungspreis 2016“ ausgezeichnet worden, der mit 25 000 Euro dotiert ist.

„Komplizen der Leseleidenschaft“

Und die Bundesstadt punktete in Berlin mit zwei weiteren „Preiskandidaten“: Die Parkbuchhandlung in Bad Godesberg und „Unsere Buchhandlung am Paulusplatz“ in Tannenbusch erhielten das Gütesiegel „Deutscher Buchhandlungspreis 2016“ und eine Fördersumme von je 7000 Euro. Insgesamt wurden 118 unabhängige Buchhandlungen im Bundesgebiet in Berlin für ihr Angebot gewürdigt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters bezeichnete die 118 Buchhandlungen in ihrer Laudatio als „Komplizen der Leseleidenschaft“. „Sie kennen Klassiker wie Neuerscheinungen, weisen Wege durch die weite Welt der Bücher, machen neugierig auf weniger bekannte Titel und Autoren, raten zu oder ab und stärken die Lesebegeisterung.“ Um diese „Nischenbuchhändler“ im harten Wettbewerb mit den großen Online-Anbietern zu fördern, investiert die Bundesregierung 850 000 Euro.

So ganz aus der Zeit gefallen ist Alfred Böttger nicht. Auf der Homepage der Buchhandlung findet man auch ein Online-Angebot. „Das wird nur wenig genutzt“, sagt der Buchhändler, „und diese Kunden kommen sich ihre Bücher dann bei mir abholen.“ Hier werden sie dann vom Hausherrn weiter beraten. Natürlich ist Alfred Böttger stolz auf die Auszeichnung. „Klar, ich bin sehr glücklich und froh über den Preis, aber ich verfalle jetzt nicht in einen Rausch und verpflichte Autoren zu Lesungen, die ich mir eigentlich nicht leisten kann, ich werde mein Sortiment und das Angebot an Autorenlesungen und Kunstausstellungen nicht ändern, nur ausbauen, außerdem bin ich jetzt ein bisschen gelassener“, sagt er mit Blick auf die Preissumme.

Böttger liegt viel daran, Literatur und Kunst zusammenzubringen. So finden regelmäßig kleine Kunstausstellungen in der Buchhandlung statt, aktuell sind Arbeiten des Künstlers Stefan Steiner zu sehen, der für die oben erwähnte Edition „pudelundpinscher“ Buchillustrationen gemacht hat.

Ein weiteres Markenzeichen der Buchhandlung ist die Pflege des berühmten Autors James Joyce und dessen „Monsterwerks“ „Ulysses“. Seit 2014 finden vor der Buchhandlung am 16. Juni, dem Tag, an dem dieser Roman mit den berühmten „inneren Monologen“ in Dublin spielt, eine zehnstündige „Ulysses“-Lesung statt. „Jedem Passanten, der fünf Minuten oder länger zugehört hat, habe ich einen Zettel mit Infos zu Autor und Werk in die Hand gedrückt“, sagt Alfred Böttger. Mit Erfolg, mittlerweile hat sich ein „Ulysses“-Lesekreis zusammengefunden, der sich regelmäßig bei Alfred Böttger trifft, um sich ausgewählte Kapitel aus dem Roman vorzulesen. Heute Abend findet um 19 Uhr ein weiterer „Ulysses“-Treff statt.

Buchhandlung und Galerie Böttger; Maximilianstraße 44 gegenüber dem Hauptbahnhof, Telefon (0228) 35 02 719; Öffnungszeiten Montag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr; ausführliche Informationen unter www.buchhandlung-boettger.de.

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