Bonner HauptbahnhofFür Pendler kommt es während der Sanierung zu Umstellungen

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Gegenwart: In die Jahre gekommen ist die Bahnhofshalle in der Innenstadt.

Gegenwart: In die Jahre gekommen ist die Bahnhofshalle in der Innenstadt.

Bonn – Der Zustand der Überdachung des Hauptbahnhofs lässt sich schlicht mit einem Wort beschreiben: katastrophal.

Gerade jetzt im Herbst dürfen sich die 67.000 Reisenden, die den Bahnhof am Tag nutzen, wieder regen- und windgeschützte Ecken suchen. Noch bis Ende 2019 müssen sie sich gedulden, dann will die Deutsche Bahn (DB) das neue Dach einweihen.

Erste Maßnahme: Sperrung von Gleis 1

Der offizielle Auftakt für die Sanierung ist am kommenden Montag. Ab 18.40 Uhr sperren Fachkräfte Gleis 1. Das hat Auswirkungen auf den Verkehr: „Da wir im laufenden Betrieb arbeiten, gibt es Zugverlegungen. Das Angebot bleibt stabil, das Gros bestehen“, versprach Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Nahverkehrs Rheinland, und verwies auf die aktuellen Aushänge vor Ort.

Auswirkungen

Wegen der Bauarbeiten im Hauptbahnhof wird das Gleis 1 ab Montag gesperrt. Im Fahrplan werden sich einige Änderungen ergeben. Der Hauptzugang zu den Gleisen 2 bis 5 erfolgt über die Personentunnel Nord und Süd. Während des gesamten Umbaus haben die Geschäfte im Bahnhof geöffnet.

Durch die Bauarbeiten kann es zu Lärmbelastungen kommen. Vereinzelt wird es Nachtarbeiten geben, die Arbeiten werden auch zusätzlichen Verkehr rund um den Bahnhof bringen. (r.)

Umstellen müssen sich die Nutzer der RE 5, RB 48 und MRB 26, die Züge Richtung Köln fahren von Gleis 2 und 3 ab. Es lohnt sich, den Lautsprecherdurchsagen Gehör zu schenken.

„Sie können die Uhr danach stellen, dass wir 2023 fertig sind“

Bonn ist einer der ersten drei Bahnhöfe, die zum Projekt „1 von 150“ zählen. Bis 2023 wird die DB fast eine Milliarde Euro investieren, um 150 Bahnhöfe in NRW instand zu setzen. Vollmundig verkündete am Freitag Rolf Reh vom Vorstand des DB-Bau- und Anlagenmanagements: „Sie können die Uhr danach stellen, dass wir 2023 fertig sind.“

Zukunft: Die Bahnhofshalle soll im Jahr 2019 deutlich moderner und heller wirken.

Zukunft: Die Bahnhofshalle soll im Jahr 2019 deutlich moderner und heller wirken.

Bereits vier Jahre vorher sollen die Fahrgäste in Bonn wieder vor Wind und Wetter geschützt sein. Die denkmalgeschützte Dachkonstruktion – 213 Meter lang am Hauptbahnsteig und 150 Meter lang am Mittelbahnsteig – wird über den Gleisen 1 und 2 komplett modernisiert. Die Kosten belaufen sich auf rund 13 Millionen Euro, sie teilen sich DB, Nahverkehr Rheinland, und der Bund.

Barrierefreiheit bleibt unberührt

1883/1884 entstanden Bahnsteighalle und Dächer im Stil des Gare du Nord in Paris, der 1848 eröffnet wurde. Nun werden zuerst die Abhängungen zurückgebaut, Kanalarbeiten durchgeführt und Oberleitungsmaste aufgestellt. Die Barrierefreiheit bleibt davon unberührt.

Zwei Umbauten sind bereits abgeschlossen

Ein Blick unters marode Dach

Ein Blick unters marode Dach

In sieben Abschnitten demontieren die Fachkräfte per Verschiebegerüst mit Baukran, das sich von Norden nach Süden schiebt, die Bestandteile. Der Neuinstallation folgt die Erneuerung des Entwässerungssystems. Wer schon einmal unter diesem Dach nass geworden ist, wird das zu schätzen wissen.

Neue Beleuchtung und Lautsprecheranlage als i-Tüpfelchen

Ein breites Glasdach erhöht den Lichteinfall, der Bahnhof soll Wohlfühlatmosphäre versprühen. So lautet ein Werbeslogan auch: „Schöne Aussichten am Hauptbahnhof.“ 44 Dachstützen aus Stahl erhalten einen Korrosionsschutz. Von den 5000 Quadratmetern Dachfläche müssen die Experten 4600 neu beschichten. Als i-Tüpfelchen folgen eine neue Beleuchtung sowie Lautsprecheranlage.

Rolf Reh Vorstand des DB-Bau- und Anlagenmanagements (von links), Bürgermeister Reinhard Limbach, Bahnhofsmanager Köln/Bonn Kai Rossmann und Geschäftsführer des Nahverkehrs Rheinland Dr. Norbert Reinkober bei der Vorstellung des Sanierungsprojekts.

Rolf Reh Vorstand des DB-Bau- und Anlagenmanagements (von links), Bürgermeister Reinhard Limbach, Bahnhofsmanager Köln/Bonn Kai Rossmann und Geschäftsführer des Nahverkehrs Rheinland Dr. Norbert Reinkober bei der Vorstellung des Sanierungsprojekts.

Mit zwei Fertigstellungen wartet die DB schon jetzt auf. Die Außenfassade erstrahlt dank Sandstrahlung bereits in neuem und hellen Glanz, nun ist zudem die Sanierung der Toilettenanlage abgeschlossen: „Wir hatten in Bonn die schlimmsten Toiletten von allen Bahnhöfen bundesweit“, gibt Kai Rossmann, Bahnhofsmanager Köln/Bonn, zu. 500 000 Euro investierte die Bahn, um Abhilfe zu schaffen.

Forderung nach neuer Bahnstrecke

Während Bürgermeister Reinhard Limbach sich über den bevorstehenden Beginn der Arbeiten zum Stadtentree vor dem Bahnhof freute, teilte der Grüne Landtagsabgeordnete Rolf Beu per Mail mit, es sei „pikant“, dass sich die Deutsche Bahn zur Grundsanierung ihrer Bahnhöfe nur noch dann bereit erkläre, wenn sie dafür Zuschüsse vom Land und den Zweckverbänden erhalte: „Die DB kassiert für jeden Halt eines Zuges Stationsentgelte. Mit diesen hätte sie den Erhalt der notwendigen Bahnhofsinfrastruktur auch in Bonn sicherzustellen.“

Einen Blick in die Zukunft wagte Reinkober: „Wir benötigen zwischen Bonn und Köln eine neue Bahnstrecke linksrheinisch, wollen zwischen Bonn und Euskirchen die Erweiterung vorantreiben und den Ausbau den Bahnhofs Mehlem in unserer Sanierungsoffensive drei angehen.“

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