Bonner KlinikNeues Herzzentrum als „Flaggschiff“

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Die Maßnahmen stellten vor (v.l.) Damian Grüttner (Kaufmännischer Direktor), Wolfgang Holzgreve, Svenja Schulze, Nicolas Wernert (Dekan), Andreas Hoeft (stellvertretender Ärztlicher Direktor), Georg Nickenig und Alexander Pröbstel (Vorstand UKB).

Die Maßnahmen stellten vor (v.l.) Damian Grüttner (Kaufmännischer Direktor), Wolfgang Holzgreve, Svenja Schulze, Nicolas Wernert (Dekan), Andreas Hoeft (stellvertretender Ärztlicher Direktor), Georg Nickenig und Alexander Pröbstel (Vorstand UKB).

Bonn – Es ist eine Zahl, die der NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, wie sie selbst sagt, „immer wieder den Atem raubt“. 2,2 Milliarden Euro investiert das Land bis 2020 im Rahmen seines Medizinischem Modernisierungsprogramm, kurz MedMoP genannt, in die sieben Universitätskliniken. Und davon bekommt die Bonner Klinik (UKB) einen großen Batzen ab: Mit rund 343 Millionen Euro werden auf dem Venusberg zwölf Maßnahmen finanziert.

„Die Unikliniken ermöglichen medizinische Behandlungen von kompliziertesten Erkrankungen. Sie treiben Spitzenforschung voran und bilden exzellente Ärzte aus. Daher brauchen wir eine leistungsfähige bauliche Infrastruktur auf höchstem Niveau“, sagte die Wissenschaftsministerin, die eigens nach Bonn gekommen war. Es gebe an allen Universitätskliniken 30 Jahre alte Gebäude, die nicht mehr modernen Anforderungen entsprächen. „Als Universitätsklinikum müssen wir Spitzenleistungen in der Patientenversorgung sowie in der Forschung und Lehre bringen. Mit der Förderung können wir dem Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte entgegenwirken und auch künftig Arbeitsbedingungen mit modernsten medizinischen Standards anbieten“, betonte der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des UKB, Professor Wolfgang Holzgreve. „Die riesigen Investitionen stärken den Gesundheitsstandort Bonn, sichern etliche Arbeitsplätze und dienen der Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung in Bonn und der Region“, so der Grüne-Landtagsabgeordnete Rolf Beu.

Herzzentrum

Gut 120 Millionen Euro kostet das neue Herzzentrum, in dem die bislang auf mehrere Gebäude verteilten operativen Disziplinen sowie die Medizinischen Kliniken zentralisiert werden. Der Gebäudekomplex erhält 180 Betten inklusive Intensivpflege- und Überwachungsbetten. Außerdem sind fünf Operationssäle, davon zwei mit hochmoderner Durchleuchtungsanlage (Hybrid-OP), Ambulanzen, Notfallradiologie und klinische Forschungs- und Lehrfunktionen vorgesehen. Aus den Fachabteilungen Herzchirurgie und Kardiologie wird ein interdisziplinären Zentrum. „Für diese interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet der Neubau neue Möglichkeiten“, betonte Professor Georg Nickenig, Direktor der Kardiologie. Holzgreve bezeichnete das neue Herzzentrum als „Flaggschiff“.

Eltern-Kind-Zentrum

Das neue Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) mit 180 Betten ermöglicht die Behandlung schwer kranker Kinder nach dem neuesten Stand der Technik ohne Trennung von ihren Eltern. In der Klinik, die 113 Millionen Euro kosten soll, sind fünf Stationen und vier Kreißsäle vorgesehen. Außerdem sind vier neue Operationssäle geplant, in denen ungeborene Kinder mit Herzfehlern bereits im Mutterleib behandelt werden oder Transplantationen bei Kleinkindern stattfinden können. In einem Hybrid-OP können in einer Behandlung Herzoperation und Kathetereingriffe erfolgen, sodass Dauer und Schwere der Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden können. In unmittelbarer Nähe des Neubaus will der Förderkreis zeitgleich ein spendenfinanziertes Familienhaus zur Unterbringung von Eltern und Geschwisterkindern errichten. Die zum Teil maroden Gebäude an der Adenauerallee werden aufgegeben, wodurch 20 000 Kranken- und Transportfahrten (104 000 Kilometer) pro Jahr eingespart werden. Die Altbauten sollen für Angebote mit der United Nations University genutzt werden, sagte Holzgreve.

Zentrum für Biomedizin

Auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern werden in dem hochmodernen Neubau unter anderem Labor- und Büroflächen für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung, den Exzellenzcluster Immuno-Sensation und zahlreiche Institute sowie zentrale Einrichtungen untergebracht. Rund 49 Millionen Euro sind für das Forschungsgebäude in Nachbarschaft zum bestehenden veranschlagt.

Informationssystem

Mit dem neuen Patienteninformationssystem sollen alle notwendigen Diagnose- und Behandlungsinformationen elektronisch jederzeit und überall im Krankenhaus verfügbar gemacht werden. Anstelle der Papierdokumentation sind dann alle Daten elektronisch auch mobil verfügbar und können direkt am Patientenbett aufgerufen und bearbeitet werden. Die Kosten sind mit rund 11 Millionen Euro beziffert.

Zentralsterilisation

In der geplanten Zentralsterilisation werden mehrere Einheiten auf dem Venusberg zusammengefasst. Der gut 9,2 Millionen Euro teure Bau hat eine Nutzfläche von 940 Quadratmetern und ist auf die Aufbereitung von 80 000 Einheiten pro Jahr ausgelegt.

Eingangsbereich

Die großen Neubaumaßnahmen in der Nähe der Hauptpforte – Eltern-Kind-Zentrum, Neubau Zentralklinikum, Biomedizin, Parkhaus Mitte mit 500 Stellplätzen – ermöglichen eine Neuordnung des gesamten zentralen Eingangs- und Zufahrtsbereichs. Darüber hinaus können alte Gebäude abgerissen sowie der Abfallwirtschaftshof verlegt werden. Geschätze Kosten: 8,5 Millionen Euro.

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Die Maßnahmen stellten vor (v.l.) Damian Grüttner (Kaufmännischer Direktor), Wolfgang Holzgreve, Svenja Schulze, Nicolas Wernert (Dekan), Andreas Hoeft (stellvertretender Ärztlicher Direktor), Georg Nickenig und Alexander Pröbstel (Vorstand UKB).

Die Maßnahmen stellten vor (v.l.) Damian Grüttner (Kaufmännischer Direktor), Wolfgang Holzgreve, Svenja Schulze, Nicolas Wernert (Dekan), Andreas Hoeft (stellvertretender Ärztlicher Direktor), Georg Nickenig und Alexander Pröbstel (Vorstand UKB).

Weitere Maßnahmen

Für einen Hybrid-OP (6,3 Millionen Euro) wird ein temporäres Gebäude in Modulbauweise in den Innenhof der Medizinischen Klinik gesetzt. Damit wird bereits in diesem Jahr die strukturelle Voraussetzung zu komplexen und minimalinvasiven Operationstechniken geschaffen.

Um die Lebensqualität und Chancen von an Krebs erkrankten Patienten deutlich zu verbessern, wird die Strahlenmedizin für knapp 2,8 Millionen Euro ausgebaut. Durch einen Linearbeschleuniger nach aktuellstem Stand der Medizintechnik werden hochkomplexe strahlentherapeutische Therapieverfahren ermöglicht. Ein neues Heißlabor (3,6 Millionen Euro) ermöglicht zudem die Entwicklung und den Einsatz neuer radioaktiver Arzneimittel für die Behandlung. Das Labor soll die Versorgung mit modernsten radioaktiv markierten Substanzen für Diagnostik und Therapie der Patienten dauerhaft sicherstellen.

Hubschrauberlandeplatz und Feuerwache

Mit einem neuen Hubschrauberlandeplatz (6,5 Millionen Euro) direkt auf dem Notfallzentrum wird die Notfallversorgung besonders von Schwerverletzten verbessert. Die jetzt noch erforderliche Umlagerung in ein Krankentransportfahrzeug ist dann nicht mehr nötig, was einen wichtigen Zeitgewinn für die Behandlung ermöglicht.

Der Bau einer Feuerwache (4,7 Millionen Euro) soll die Einsatzzeit der Feuerwehr im Ereignisfall deutlich verringern. Ein ständig einsatzbereiter Löschzug wird künftig auf dem Venusberg bereitstehen. Die Wache mit vier Fahrzeugen wird durch die Berufsfeuerwehr Bonn betrieben. Wer dachte, Rohrpostanlagen sind ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert, wird eines Besseren belehrt. Auf dem Venusberg ist eine derartige Anlage für 6,7 Millione Euro geplant. Damit sollen Dokumente, Laborproben und Blutprodukte automatisiert transportiert werden. Um den Verkehr zu reduzieren und die Anwohner zu entlasten, setzt Holzgreve auf die Realisierung der zurzeit heiß diskutierten Seilbahn vom Venusberg zur Museumsmeile: „Was zuerst wie eine amüsante Randnotiz klang, ist jetzt schon Konsens.“

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